erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

40 Neuzeit Merkantilismus Manufakturen Im Verlauf der Neuzeit wurde die Arbeit immer mehr vom Wohnort getrennt und es entstand eine Arbeitsteilung. Produkte wurden nicht mehr vollständig von einem Handwerker gefertigt, sondern von mehreren Arbeiterinnen und Arbeitern in Manufakturen. Das waren Vorläufer von Fabriken. Da es noch kaum technische Hilfsmittel (z.B. Maschinen) gab, wurde vieles in anstrengender Handarbeit gefertigt. Die Arbeit war teilweise sehr schlecht bezahlt. Jede Arbeiterin und jeder Arbeiter musste dabei immer wieder die gleiche Detailarbeit machen. Der Körper wurde dadurch einseitig belastet, was zu verschiedenen Gesundheitsschädigungen führte. Der Staat lenkt die Wirtschaft Der absolutistische Staat benötigte sehr viel Geld, beispielsweise für Prunkbauten und Kriege. In Frankreich wurde daher unter Finanzminister Jean-Baptiste Colbert ein neues Wirtschaftssystem eingeführt, der sogenannte Merkantilismus. Dabei stellte der Staat die Regeln für den Ablauf der Wirtschaft auf. Ziel war es, dass der Staat möglichst viele Einnahmen hatte. Rohstoffe wurden daher möglichst billig eingeführt (importiert). Sie wurden im Land günstig zu hochwertigen Waren verarbeitet. Die Produkte wurden dann möglichst teuer ins Ausland verkauft (exportiert). Zölle verhinderten, dass billige Produkte aus dem Ausland eingeführt wurden. Knappe und wertvolle Rohstoffe durften nicht ausgeführt werden. Grundnahrungsmittel (z.B. Brot) wurden deutlich billiger. Verbesserungen für die Wirtschaft Um die Wirtschaft zu unterstützen, wurden von Colbert verschiedene Reformen durchgeführt. Beispielsweise gab es nun einheitliche Maße für Münzen und Gewichte. Auch die Verkehrswege wurden ausgebaut. Schattenseiten des Merkantilismus Eine gewisse Zeit war der Merkantilismus sehr erfolgreich. Die französische Wirtschaft machte große Gewinne. Der größte Teil der Bevölkerung verarmte allerdings gleichzeitig. Damit Waren günstig produziert werden konnten und bei der Ausfuhr viel Gewinn einbrachten, mussten sie in den Manufakturen billig hergestellt werden. Daher wurde die Arbeiterschaft nur sehr schlecht bezahlt. Eine Kürzung der Feiertage verlängerte die Arbeitszeiten. Auch die Bauernschaft erhielt immer weniger Geld für ihre Produkte. Außerdem gab es immer wieder Missernten und dadurch Hungersnöte. Hl. Röm. Reich England Königreich Frankreich Schweiz Spanien Span. Niederlande Einfuhrverbot für Fertigwaren Ausfuhrverbot für Rohsto e Ausfuhr von Fertigwaren, gewerblichen Gütern Rohsto e aus den Kolonien Manufakturen Handelswege: Rohsto e Fertigwaren „Zollmauer“ Das System des Merkantilismus P Manufaktur: Betrieb, in dem Produkte von Hand (lat. manus) in mehreren getrennten Arbeitsschritten erzeugt werden (lat. facere); der Begriff wird auch heute noch verwendet, wenn Waren von Hand gefertigt werden; die Arbeitsbedingungen sind heute aber deutlich besser Arbeit in der Porzellanmanufaktur Augarten, Foto, 2008 (Wien) ÷ Ziel des Merkantilismus war es, mehr Waren zu exportieren als zu importieren. Dies nennt man auch aktive Handelsbilanz. Jean-Baptiste Colbert (1619–1683), Kupferstich, 1662 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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