erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

34 Neuzeit Barock Architektur Im Verlauf der Neuzeit veränderte sich nicht nur die Politik, sondern auch die Kunst. Eine bedeutende Stilrichtung in Europa war das Barock. Die barocke Kunst wollte beeindrucken. Merkmale der Barockkunst sind große, symmetrisch gestaltete Räume, geschwungene Formen, Säulen, Kuppeln, reiche Verzierungen (Figuren, Wand- und Deckenmalerei, Stuckatur), Verwendung kostbarer Materialien (z.B. Marmor, Gold, Spiegel) und das Spiel mit Licht und Schatten. Barocke Kirchenbauten Im Zuge der Gegenreformation wollte die katholische Kirche Gläubige wieder zurückgewinnen. In dieser Zeit entstanden beeindruckende Kirchenbauten, auch um sich gegen die schlichten protestantischen Gotteshäuser abzuheben. Wichtige in Österreich tätige Barockbaumeister waren Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723), Jakob Prandtauer (1660–1726) oder Johann Lukas von Hildebrandt (1668–1745). Barocke Wohnbauten Viele Wohlhabende und Adelige ließen prächtige Wohnhäuser und Schlösser bauen. Damit zeigten sie öffentlich ihren Reichtum und ihren Einfluss. Besonders bekannt ist das prunkvolle Schloss Versailles, das Ludwig XIV. in der Nähe von Paris errichten ließ. Dafür wurde zwischen 1661 und 1689 das Gebiet rund um das Jagdschloss seines Vaters auf einem trockengelegten Sumpf umgebaut. Die Gartenseite des Schlosses ist 580 Meter lang. Es umfasst an die 2.000 Räume und bot einem Hofstaat von mehreren Tausend Menschen Platz. In Versailles zu wohnen galt für Adelige als hohe Ehre. Im Zentrum des Schlosses befanden sich die Räumlichkeiten des Königs und der 75 Meter lange Spiegelsaal. Es wurde zum Vorbild für zahlreiche Schlossbauten in ganz Europa, so auch für das Schloss Schönbrunn in Wien. Ende des 17. Jh. beauftragte Kaiser Leopold I. den Barockarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Bau eines kaiserlichen Jagdschlosses. Mitte des 18. Jh. wurde das Schloss Schönbrunn unter Maria Theresia zu einer repräsentativen Sommerresidenz für die Kaiserfamilie ausgebaut. Das Schloss wurde mehrfach umgestaltet und renoviert. Heute zählt es zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs und ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Barocke Gartenkunst Die ersten Barockgärten wurden in Frankreich angelegt, deshalb nennt man sie auch französische Gärten. Die Gebäude mit ihren weitläufigen Gärten, Wasseranlagen und Statuen bildeten ein Gesamtkunstwerk. Die Beete, Pflanzenreihen und Rasenflächen waren streng geometrisch angelegt. Die Pflege der riesigen Anlage erforderte unzählige Arbeitskräfte. O Frühe Neuzeit, S. 26 Das Kaiserliche Lustschloss Schönbrunn, Gartenseite (Ausschnitt), Canaletto, Gemälde, 1758/61, Kunsthistorisches Museum (Wien) P Barock: von portugiesisch „barocco“ (= unregelmäßig geformte Perle); ursprünglich abwertende Bezeichnung für die europäische Kunstepoche im 17. und 18. Jh.; beginnt in Italien P symmetrisch: etwas, das auf beiden Seiten einer (gedachten) Mittelachse gleich aussieht P Stuckatur: Verzierungen an Decken und Wänden aus leicht formbarem Gemisch von Gips, Kalk, Sand und Wasser Stiftskirche Melk, Foto, 2000 (Niederösterreich) ÷ Im Barockzeitalter wurden nicht alle Gebäude neu gebaut, sondern viele bereits bestehende Bauten barockisiert, also im Barockstil umgestaltet. Dabei gingen zahlreiche wertvolle romanische und gotische Kunstwerke verloren. Digitales Zusatzmaterial 6jd9ut Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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