erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

28 Frühe Neuzeit Der Dreißigjährige Krieg Ursachen und Beginn des Dreißigjährigen Krieges Trotz des Augsburger Religionsfriedens von 1555 kam es zu Auseinandersetzungen. Katholische Fürsten befürchteten, dass sie bald nur mehr eine kleine Minderheit sein würden. Den evangelischen Fürsten ging es ebenfalls um Macht: Sie wollten nicht nur von der katholischen Kirche, sondern insbesondere vom Kaiser unabhängig sein. Um sich gegen den Druck des Kaisers wehren zu können, schlossen sich die protestantischen Fürsten 1608 zu einem militärischen Bündnis zusammen, der „Union“. Die katholischen Landesfürsten gründeten die „Liga“. Viele Spannungen gab es in Böhmen, wo der Adel protestantisch war. Obwohl der böhmischen Bevölkerung 1609 die Religionsfreiheit zugesagt worden war, schränkte der katholische Kaiser Ferdinand II. diese Rechte wieder ein. Als Reaktion auf die Haltung des Kaisers drangen evangelische Adelige in die Prager Burg ein und warfen drei habsburgische Beamte aus dem Fenster. Mit dem „Prager Fenstersturz“ begann der Dreißigjährige Krieg, der sich auf ganz Europa ausweitete. Verlauf des Dreißigjährigen Krieges Die Böhmen setzten den ungeliebten Kaiser als böhmischen König ab und wählten den evangelischen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum neuen böhmischen Oberhaupt. Es kam zu Kämpfen, da die böhmischen Gebiete und die damit verbundene Macht sehr wichtig für den Kaiser waren. Die Böhmen erlitten 1620 bei der Schlacht am Weißen Berg eine Niederlage. Viele protestantische Gebiete wurden wieder unter katholische Grundherrschaft gezwungen. Auch andere protestantische Mächte fürchteten daraufhin um den Fortbestand der Reformation. Deshalb traten Dänemark, Schweden und später Frankreich in den Krieg ein. Der Dreißigjährige Krieg entwickelte sich zu einem europäischen Krieg. Der Religionskrieg wurde immer mehr zu einem politischen Krieg um die Vorherrschaft in Europa. Westfälischer Friede Als 1648 der Westfälische Friede geschlossen wurde, waren weite Teile Europas durch die Söldnerheere verwüstet. Ungefähr ein Drittel der europäischen Bevölkerung war infolge der Kriegswirren, Hungersnöte oder Seuchen ums Leben gekommen. Der Friede umfasste u.a. folgende Beschlüsse, durch die der Kaiser Macht und Einfluss verlor: æ Die Regelungen des Augsburger Religionsfriedens galten weiterhin. æ Gebiete wurden neu aufgeteilt: u.a. Gebietsgewinne für Frankreich (Teile des Elsass) und Schweden (Gebiete an der Ostseeküste). æ Die mehr als 300 einzelnen Fürstentümer im Heiligen Römischen Reich bekamen mehr Rechte und wurden selbstständiger. æ Zahlreiche Gebiete wurden vom Heiligen Römischen Reich unabhängig (u.a. Niederlande, Schweiz). Auszug aus dem Dokument zum Westfälischen Frieden, 1648 P Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 gilt als der zweite Prager Fenstersturz. Daneben gibt es noch zwei weitere wichtige Ereignisse, die als Prager Fenstersturz bezeichnet werden: 1419 stürmten Anhänger des hingerichteten Jan Hus das Prager Rathaus und warfen den Bürgermeister und neun weitere Personen aus dem Fenster. 1948 starb der tschechoslowakische Außenminister Jan Masaryk nach einem Fenstersturz, dessen Gründe bis heute ungeklärt sind. ÷ Wichtige Feldherren auf katholischer Seite waren Kaiser Ferdinand II., Albrecht von Wallenstein, Johann T’Serclaes Graf von Tilly. Auf protestantischer Seite kämpften u. a. der „Winterkönig“ Friedrich von der Pfalz und König Gustav Adolf von Schweden. P Söldner: Personen, die gegen Bezahlung (Sold) in einem fremden Heer kämpfen; plünderten während des Dreißigjährigen Krieges immer wieder Dörfer und Städte „Friedenssaal“ im Rathaus von Münster, in dem der Friedensvertrag unterzeichnet wurde, Foto, 1989 (Deutschland) Digitales Zusatzmaterial 6iz27f Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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