128 Erster Weltkrieg Kindheit im Krieg Propaganda für Kinder und Jugendliche Alle kriegführenden Staaten richteten ihre Propaganda auch an Kinder und Jugendliche. Sie versuchten damit Begeisterung für den Krieg zu wecken. Ziel war es, dass die gesamte Bevölkerung den Krieg unterstützt. Die Propaganda erreichte alle Lebensbereiche: Vereine, die Schule und auch das Kinderzimmer. So gab es spezielles Spielzeug, mit dem schon Kleinkinder angesprochen werden konnten. Auch Bilderbücher, Malhefte usw. zum Thema Krieg wurden verkauft. Dies war aber keine Erfindung des Ersten Weltkrieges. Ähnliche Figuren wie die Zinnsoldaten, die es bis heute zu kaufen gibt, gab es schon im Römischen Reich. Zwischen Schule und Kampf Auch in der Schule wurde die Bedeutung des Krieges gelehrt. Das Ministerium für Kultus und Unterricht hielt dazu fest: Die Schuljugend werde über die Bedeutung der Aktion aufgeklärt und angeeifert, ihr die Unterstützung des Elternhauses zu gewinnen. Begeisterungsfähig wird sich die Jugend dieser Aufgabe mit Eifer und nicht ohne Erfolg widmen, wenn man in Rücksicht zieht, wie empfänglich die Eltern für die Bitten ihrer Kinder sind. Die Schule im Dienste der offiziellen Kriegshilfsaktion „Gold gab ich für Eisen“, 1916 Man bemühte sich einerseits, die Truppen direkt zu unterstützen. So strickten die Mädchen im Handarbeitsunterricht Strümpfe und Hauben für die Soldaten an der Front. Andererseits ging es um die Ausbildung der nächsten Generation von Soldaten. Daher gab es für die Burschen im Sportunterricht Schießübungen. In manchen Schulgebäuden änderte sich durch den Krieg einiges. So wurden beispielsweise im Gymnasium Oeverseegasse in Graz gleich nach Kriegsbeginn Soldaten einquartiert. Später wurde die Schule als Reservespital genutzt. Schüler, die einrücken mussten oder dies freiwillig taten, konnten eine sogenannte Kriegsmatura ablegen. Diese konnte früher gemacht werden und war leichter als die reguläre Matura. Das ermöglichte den jungen Menschen nach dem Krieg beispielsweise ein Studium. Veränderung des Alltags Nachdem es italienischen und russischen Truppen gelungen war, Gebiete im Süden und Osten der Habsburgermonarchie zu erobern, mussten viele Frauen, Kinder und alte Menschen flüchten. Bis zu 200.000 Menschen kamen nach Wien, dessen Einwohnerzahl daher während des Ersten Weltkrieges einen Höchststand von ca. 2,3 Millionen erreichte. Allgegenwärtig war der Hunger. Da viele Frauen arbeiten mussten, stellten sich oft die Kinder an, um Lebensmittel zu erhalten. Die Versorgung reichte aber nicht. Kinder in Wien hatten durchschnittlich acht Kilo Untergewicht. O Frühe Neuzeit, S. 29 Kriegsküche in Wien, Foto, um 1918 Zinnsoldaten, um 1914 (Deutschland) Ein Vater in Uniform mit seinem Sohn in Kinderuniform und mit Spielzeugwaffe, 1916/18 (Deutschland) Flüchtlinge aus Görz (heute Gorizia), das im August 1916 von italienischen Truppen erobert wurde, Foto, 1916 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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