124 Erster Weltkrieg An der Front Waffentechnik und Art der Kriegsführung im Wandel Im Ersten Weltkrieg wurde die Waffentechnik wesentlich weiterentwickelt. Von allen Kriegsparteien wurden zahlreiche neue Waffenarten eingesetzt, die zu schrecklichen Verletzungen führten und viele Soldaten töteten, wie beispielsweise Flammenwerfer und Handgranaten. Das Maschinengewehr wurde weiterentwickelt und erste Panzer wurden gebaut. Auch Flugzeuge und U-Boote kamen zum Einsatz. Der Krieg wurde unter Bedingungen geführt, die bislang unbekannt waren, beispielsweise im Hochgebirge. An der Westfront entstanden kilometerlange Schützengräben. Man stellte schnell fest, dass dafür neue Schutzmaßnahmen nötig waren. Aufgrund der vielen Gefallenen durch Kopfschüsse wurde der Stahlhelm eingeführt. Gegen Giftgas sollten Gasmasken schützen. Schlacht um Verdun Immer wieder kommt es in Kriegen zu Situationen, die für beide Kriegsparteien scheinbar ausweglos sind. Keine kann oder will aufgeben, da bereits zu viel verloren gegangen war. Ein Beispiel hierfür ist die Schlacht um Verdun. Zehn Monate kämpften deutsche und französische Truppen um die französische Verteidigungsanlage, in deren Zentrum die Stadt Verdun lag. Die Schlacht wurde mit unglaublicher Grausamkeit geführt. „So furchtbar kann nicht einmal die Hölle sein“, schrieb ein französischer Soldat in sein Tagebuch. Der Kampf hat über 700.000 Opfer gefordert: etwa 305.000 Tote und Vermisste und 400.000 Verwundete. Einen klaren Sieger gab es nicht. Der Frontverlauf war am Ende kaum anders als zu Beginn der Schlacht. Verdun wurde zu einem Symbol des Krieges, vor allem in Deutschland und Frankreich. Heute steht dort ein Museum. Belagerung von Przemyśl Przemyśl (heut. Polen) wurde vor dem Ersten Weltkrieg aufgrund seiner Lage an der Grenze zum Russischen Reich zu einer Festung ausgebaut. Nach Verdun war Przemyśl die zweitgrößte Festung in Europa. Eine erste Belagerung durch russische Truppen im Herbst 1914 scheiterte. Die Vorräte konnten danach nur notdürftig aufgefüllt werden, bevor die zweite Belagerung begann. Diese sollte 133 Tage dauern. Um durchzuhalten, wurde zunächst weniger Essen verbraucht. Tausende Pferde wurden geschlachtet und verspeist. Das Bewegen von Lasten mussten nun die Soldaten übernehmen. Doch von außen kam keine Hilfe. Als die Nahrung ausging, wurde alles zerstört, was für die russischen Truppen von Wert gewesen wäre. Rund 120.000 Soldaten mussten sich ergeben und gingen in russische Kriegsgefangenschaft. Desertion Viele Soldaten, die für Österreich-Ungarn kämpfen sollten, sahen in diesem Krieg keinen Sinn. Vor allem Tschechen und Ruthenen (Ostslawen in der Habsburgermonarchie) wollten nicht gegen Russen kämpfen. Einige liefen zum Feind über. Tote, Verwundete und Kriegsgefangene Im Ersten Weltkrieg kämpften rund 60 Millionen Soldaten. Davon starben rund 9,5 Millionen, 20 Millionen wurden verwundet und zwischen 6,6 und 8 Millionen gerieten in Gefangenschaft. Neben körperlichen Wunden erlitten viele Soldaten seelische Wunden. Auch abseits der Fronten starben mehrere Millionen Menschen, u.a. aufgrund der schlechten Lebensmittelversorgung und bei feindlichen Angriffen. ÷ Im Ersten Weltkrieg kämpften hauptsächlich Männer, doch vereinzelt gab es auch Soldatinnen. Dies wurde von den männlichen Kameraden und der Heeresleitung oft abgelehnt. Manche Frauen versuchten daher, ihre Identität zu verbergen. Geschätzt wurden Frauen hingegen als Krankenschwestern und Köchinnen. Die ukrainischen Soldatinnen Sophie Halechko und Anna Dmyterko, Foto, 1914/18 Zwei Krankenschwestern versorgen einen Verwundeten nach einem Gasangriff, Foto (Ausschnitt), 1914/18 ÷ Einige Soldaten verloren aufgrund ihrer schrecklichen Erlebnisse die Kontrolle über ihren Körper. Sie wurden „Kriegszitterer“ genannt. Digitales Zusatzmaterial 6sg7t4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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