122 Erster Weltkrieg Kriegspropaganda Stimmung in der Bevölkerung Wie in den Kriegen des 21. Jh. versuchten auch im Ersten Weltkrieg alle kriegführenden Staaten, unabhängige Informationen soweit es ging einzuschränken und nur eine Meinung zuzulassen. Durch Werbung für den Krieg wurde versucht, die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass man diesen gewinnen werde. Dazu wurden unter anderem Postkarten und Plakate produziert, auf denen man die Soldaten des eigenen Staates als Helden darstellte. Die Gegner wurden sehr negativ dargestellt. Um Informationen für die Presse und die verschiedenen Propagandatätigkeiten zu koordinieren, wurde beim Armeeoberkommando das Kriegspressequartier (KPQ) gegründet. Das Militär steuerte also die Propaganda. Berichte vom Krieg Die Schrecken des Krieges sollten in der Heimat nicht bekannt werden. Daher wurden die Briefe der Soldaten staatlich zensiert. Es konnte also sein, dass Inhalte, die dem Staat nicht gefielen, unleserlich gemacht wurden oder dass Briefe nie ankamen. In vielen Briefen wurden die Kriegserlebnisse als wertvoller Dienst für das Vaterland dargestellt. In nur wenigen erfuhren die Familienmitglieder daheim, wie es den Soldaten wirklich erging. Viele Soldaten wollten ihre Familie auch nicht beunruhigen. Seit acht Tagen [bin ich] im Schützengraben, einer Ruine, in der bei Regenwetter das Wasser rauscht und alles von Lehm und Dreck starrt und die auch Schutz gegen das furchtbare Granatfeuer gewähren soll […] Noch lebe ich, [bin] unverwundet, [Gepäck] und Kleider [sind] von Kugeln zerfetzt […] Bittet um gut Wetter und Essen für mich. Hunger und Regen sind die schlimmsten Feinde […] Fritz Meese, Feldpost, November 1914 Ich ziehe gern und aus innerstem Herzen freiwillig in den Krieg, von dem ich für Deutschland einen günstigen, siegreichen Ausgang nicht bezweifle […] Dass ich den Krieg als Krieg hasse, brauche ich kaum zu sagen, aber gerade deshalb will ich kämpfen […] und gern sterben, wenn ich mit dazu beitragen kann, den Weltkrieg in Weltfrieden zu verwandeln […] Fritz Philipps, Feldpost, Oktober 1914 Kriegsfinanzierung Die Bevölkerung von einem Sieg zu überzeugen war auch wichtig, weil man von ihr Unterstützung bei der Finanzierung des Krieges brauchte. In allen Staaten wurden dazu Kriegsanleihen aufgelegt, die man kaufen konnte. Nach dem Krieg sollte das Geld mit Zinsen zurückgezahlt werden. Die Bevölkerung der unterlegenen Staaten bekam jedoch von ihrem Geld kaum etwas zurück. Zur Geldbeschaffung gab es auch Kriegsnagelungen. Die erste dieser Aktionen fand in Wien statt. Dazu wurde eine Figur, der sogenannte Wehrmann in Eisen, aufgestellt. Die Bevölkerung durfte in diesen gegen eine Spende Nägel einschlagen. Wehrmann in Eisen, Foto, 2013 (Wien) P Propaganda: Verbreitung politischer Ideen mit dem Ziel, das allgemeine Bewusstsein zu beeinflussen Propagandapostkarte, um 1915 ÷ Die USA warben nach Kriegseintritt um Rekruten für das Militär. Aufruf zum Eintritt in die Streitkräfte der USA, Plakat, 1917 ÷ In Österreich wurden die Kriegsanleihen in den 1920erJahren praktisch wertlos. Ausgezahlt wurde nur ein Bruchteil des ursprünglichen Wertes. Digitales Zusatzmaterial 6s9c2s Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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