erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

118 Erster Weltkrieg Beginn des Ersten Weltkrieges Ein Attentat mit Folgen Am 28. Juni 1914 besuchten der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie die bosnische Hauptstadt Sarajevo. Dort lebte eine große serbische Minderheit. Franz Ferdinand setzte sich für die Slawen in Österreich-Ungarn ein und wollte ihnen mehr Rechte geben. Er stellte sich damit gegen die Pläne des Königreichs Serbien, das sein Gebiet um die serbische Bevölkerung der Monarchie vergrößern wollte. Die serbische Geheimgesellschaft „Schwarze Hand“ plante die Ermordung des Thronfolgers. Sie wurde dabei vom Geheimdienst des Königreichs Serbien unterstützt. Ein erster Anschlag der „Schwarzen Hand“ scheiterte. Doch dann erschoss der 20-jährige bosnischserbische Nationalist Gavrilo Princip das Thronfolgerpaar. Julikrise Österreich-Ungarn gab Serbien die Schuld am Attentat. Viele Politiker und Militärangehörige sprachen sich für einen sofortigen Krieg gegen Serbien aus. Unter ihnen war der Chef des Generalstabs, Franz Conrad von Hötzendorf. Dieser wollte schon vor dem Attentat Krieg gegen Serbien führen, um die Position Österreich-Ungarns am Balkan zu verbessern. Das Deutsche Reich sicherte Österreich-Ungarn seine Unterstützung in einem Krieg gegen Serbien zu. Man einigte sich darauf, Serbien zunächst ein Ultimatum zu stellen. Die Forderungen sollten aber so streng sein, dass von Beginn an klar war, dass Serbien diese nicht annehmen kann. Gefordert wurde u.a., dass Vertreterinnen bzw. Vertreter aus Österreich-Ungarn direkt an der Aufklärung des Attentats in Serbien mitwirken. Kriegserklärung Nachdem Serbien bekanntgegeben hatte, nicht alle Bedingungen akzeptieren zu wollen, erklärte Österreich-Ungarn Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Damit begann der Erste Weltkrieg. Das Attentat war nicht die Ursache für den Krieg, sondern nur der Auslöser. Die europäischen Mächte entschieden sich bewusst für den Krieg. Aufgrund der bestehenden Bündnisse zwischen den Mächten erklärten einander alle Großmächte Europas im Sommer 1914 nach und nach den Krieg. Sie wollten damit die politischen Spannungen lösen und ihren eigenen Einfluss in Europa vergrößern. Die Wissenschaft nimmt aber an, dass niemand damit gerechnet hatte, wie lange und grausam dieser Krieg werden würde. Zeichnung auf der Titelseite der Illustrierten Kronen Zeitung, 30. Juni 1914 ÷ Am 28. Juni wird in Serbien traditionell der Vidovdan (Veitstag) gefeiert. An diesem wird an die Schlacht auf dem Amselfeld (heut. Kosovo) von 1389 erinnert. Der Tag gilt als Symbol für den Kampf gegen die osmanische Fremdherrschaft. Der Besuch von Franz Ferdinand an diesem Tag wurde von vielen als Provokation empfunden. Auto, in dem Franz Ferdinand und seine Frau Sophie erschossen wurden, ausgestellt im Heeresgeschichtlichen Museum (Wien) ÷ Am Ort des Attentats befindet sich heute das Museum Sarajevo 1878–1918. Es beschäftigt sich mit der Zeit von der Okkupation BosnienHerzegowinas bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. Inschrift am Schauplatz des Attentats, Foto, 2013 (Sarajevo, Föderation von Bosnien und Herzegowina) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy MjU2NDQ5MQ==