erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

116 Erster Weltkrieg Bündnisse und Konflikte Die europäische Landkarte verändert sich Nach dem Wiener Kongress vermieden es die europäischen Mächte zunächst, gegeneinander in den Krieg zu ziehen. Im Laufe des 19. Jh. entstanden jedoch neue Konflikte und neue Nationalstaaten. 1861 wurde das Königreich Italien gegründet, 1871 das Deutsche Kaiserreich. Die europäischen Mächte hatten alle ein Interesse daran, ihre Reiche zu vergrößern. Dazu führten sie mehrere Kriege, auch außerhalb Europas (Imperialismus). Zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich kam es mehrfach zu Konflikten um Kolonialgebiete. Die europäischen Staaten begannen mit einem Wettrüsten und schlossen sich zu Bündnissen zusammen, um sich im Falle eines Krieges gegenseitig zu unterstützen. Das Deutsche Kaiserreich und Österreich-Ungarn schlossen 1879 den sogenannten Zweibund. 1882 wurde dieser um Italien erweitert und damit zum Dreibund. Allerdings schloss Italien 1902 ein Abkommen mit Frankreich, in dem es sich im Falle eines Krieges zur Neutralität verpflichtete. 1904 schlossen das Vereinigte Königreich und Frankreich ein Abkommen, die Entente cordiale. Deren Ziel war eine Lösung der gegensätzlichen Interessen in den afrikanischen Kolonien. 1907 wurde das Bündnis um Russland erweitert, womit die Triple Entente entstanden war. Machtverhältnisse am Balkan Seit dem ausgehenden Mittelalter beherrschte das Osmanische Reich große Teile des Balkans. Dies änderte sich ab dem frühen 19. Jh. In zahlreichen Kriegen versuchten verschiedene Staaten dort ihren Einflussbereich zu vergrößern. Einige neue Staaten entstanden: Albanien, Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Serbien. Auch Österreich-Ungarn hatte Interessen am Balkan. Bosnien-Herzegowina wurde 1878 von Österreich-Ungarn besetzt (Okkupation) und 1908 formal in das Kaiserreich eingegliedert (Annexion). Kaiser Franz Joseph I. gelang es damit, das Reich seit langer Zeit wieder einmal zu vergrößern. Die Spannungen zwischen den verschiedenen Nationalitäten in der Habsburgermonarchie (Nationalitätenkonflikte), die um Gleichberechtigung kämpften, nahmen dadurch noch mehr zu. Die Annexion verschärfte auch den Konflikt mit Serbien, das alle Südslawen in einem Staat vereinen wollte. O Kolonialismus, S. 88; Industrialisierung, S. 78 „Die Politik der Insektenstiche. Wenn es einen da unten am Balkan juckt, kratzt sich ganz Europa.“, Karikatur, Titelblatt der Zeitschrift Simplicissimus, vom 9.11.1908 Kaiser Franz Joseph I. und Kaiser Wilhelm II., Foto, 1914 ÷ Das Deutsche Reich und Österreich bildeten im Ersten Weltkrieg zusammen die Mittelmächte und wurden von Bulgarien und dem Osmanischen Reich unterstützt. P Wettrüsten: schrittweise militärische Aufrüstung von gegnerischen Staaten oder Bündnissen (Ankauf und Herstellung von Kriegsmaterial, z.B. Waffen) P Neutralität: Nichtbeteiligung an einem Krieg ÷ Das Habsburgerreich musste nach Niederlagen in Kriegen 1859 Mailand und 1866 Venetien an Italien abgeben. P Südslawen: in Südeuropa lebende Völker, die eine slawische Sprache sprechen (z.B. Menschen aus Bosnien, Kroatien und Serbien) Digitales Zusatzmaterial 6r7zx8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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