erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

110 Migration Migration im 21. Jahrhundert Migrationsbewegungen Die verschiedenen Ursachen von Migration führen zu unterschiedlichen Migrationsbewegungen in der Welt. Dies stellt sowohl die Menschen, die ihre Heimat verlassen, als auch Gebiete bzw. Länder, in die viele Menschen einwandern, vor große Herausforderungen. Flucht – ein Massenphänomen Die Zahl der Menschen, die sich weltweit auf der Flucht befinden, steigt seit Jahren. 2022 waren über 108 Millionen Menschen weltweit von Flucht bzw. Vertreibung betroffen. Davon ist ca. die Hälfte unter 18 Jahre alt. Rund 57 Millionen davon sind Binnenflüchtlinge, z.B. in Syrien, der Ukraine und der Demokratischen Republik Kongo. Der weltweit größte Aufnahmestaat ist die Türkei mit rund 3,5 Millionen Flüchtlingen. Kriege und militärische Konflikte Kriege führen nicht nur zum Tod von Soldatinnen und Soldaten oder der Zivilbevölkerung, sondern auch zu humanitären Problemen. Dazu zählen u.a. die Zerstörung von Lebensraum (Bombardierung von Wohngebäuden), Armut und Hunger. Daher fliehen viele Menschen aus Kriegsgebieten. Es gibt auf der Welt nicht nur Kriege zwischen Staaten, sondern auch zahlreiche Bürgerkriege innerhalb eines Landes. Dazu kommen weitere Auseinandersetzungen, beispielsweise der Drogenkrieg in Kolumbien, der dazu führt, dass Millionen Menschen vor Gewalt und Terror fliehen. Diskriminierung und Verfolgung Auch in Staaten, in denen es keinen bewaffneten Konflikt gibt, fliehen Menschen aus lebensbedrohlichen Situationen. Beispielsweise werden sie wegen ihrer Religion, ihrer politischen Einstellung oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt. Romnija und Roma werden in vielen Ländern diskriminiert (u.a. in Serbien und Mazedonien); Homosexuelle sind in vielen Staaten mit der Todesstrafe bedroht (u.a. Sudan). Naturkatastrophen und Folgen des Klimawandels Viele Menschen müssen aufgrund von Naturkatastrophen (z.B. Wirbelstürmen) oder Hungersnöten ihre Heimat verlassen. Besonders die Lebensgrundlage von armen Menschen in Entwicklungsländern ist durch die Folgen des Klimawandels (z.B. lange Dürreperioden) bedroht. Migration aus wirtschaftlichen Gründen Nicht nur im 19. Jh. migrierten Menschen, weil sie sich an anderen Orten ein besseres Leben erhofften. Auch heute gibt es Arbeitsmigration und Migration aus wirtschaftlichen Gründen. Viele sehen in der Flucht und dem Beginn eines neuen Lebens an einem anderen Ort die einzige Möglichkeit, um sich und ihren Familien die Lebensgrundlage zu sichern. Das liegt daran, dass sie beispielsweise in ihrer Heimat für ihre Arbeit nicht ausreichend bezahlt werden oder nicht mehr genügend Ackerflächen zur Verfügung stehen. Persönliche Gründe für Migration Migration entsteht selbstverständlich nicht nur aufgrund von Flucht und Vertreibung. Vielfach migrieren Personen auch ganz freiwillig, etwa wegen einer besseren Arbeitsstelle oder wegen einer Beziehung. ÷ Menschen fliehen oft auch, weil sie in einer Diktatur leben. 2021 flohen viele Menschen nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Diese hatten bereits 1986– 2001 diktatorisch geherrscht. ÷ Über viele Kriege und Konflikte hören und lesen wir in österreichischen Medien sehr wenig. Berichtet wird vor allem über jene Gebiete, aus denen Menschen nach Mitteleuropa fliehen. Auch in Europa gibt es seit 2014 einen Krieg, und zwar den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Dieser beschränkte sich bis Februar 2022 auf den Osten des Landes. Rund eine Million Menschen floh innerhalb der Ukraine oder nach Russland. Am 24. Februar 2022 marschierten russische Truppen im Rest des Landes ein. Millionen mussten ins Ausland fliehen und verloren Familienangehörige und ihre Heimat. P Romnija und Roma: Gruppen, die Romanes sprechen; größte Minderheit Europas ÷ Die Zahl der Klimaflüchtlinge wird für das Jahr 2050 auf ca. 200 Millionen Menschen geschätzt. Durch das Schmelzen der Polkappen infolge des Klimawandels ist ein steigender Meeresspiegel zu erwarten, wodurch Küstenregionen unbewohnbar werden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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