erleben und gestalten 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

108 Migration Einwanderung in die USA Einwanderung im 19. Jh. und frühen 20. Jh. Die meisten Amerikanerinnen und Amerikaner sind Nachfahren von Immigrantinnen und Immigranten. Sie waren u.a. aus religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Gründen in die USA gekommen. Allerdings kamen nicht alle freiwillig: Viele wurden zwischen dem 16. und 19. Jh. als Sklavinnen und Sklaven auf den nordamerikanischen Kontinent verschleppt. Zwischen 1820 und 1924 wanderten mehrere Millionen Menschen aus Europa in die USA ein. Die meisten kamen aus dem Deutschen Kaiserreich, dem Russischen Kaiserreich, Irland oder Großbritannien, ab 1880 verstärkt aus Süd- und Osteuropa. Die großen Einwandererhäfen waren u.a. New York und Boston. Ankunft in den USA Um die Einwanderung besser kontrollieren zu können, wurden die Menschen vor New York von den Schiffen aus in Registrierungsstellen (zunächst nach Castle Clinton, ab 1900 auf Ellis Island) gebracht. Dort mussten sie sich einer Überprüfung unterziehen. Sie wurden befragt und medizinisch untersucht. Der Prozess der Einwanderung konnte sich über mehrere Tage ziehen. In dieser Zeit konnte man jederzeit abgelehnt werden. Bestimmte Gruppen (z.B. Analphabetinnen und Analphabeten, Kranke, Kriminelle) durften nicht einreisen. An Spitzentagen mussten bis zu 12.000 Menschen abgefertigt werden. Wer aufgenommen wurde, durfte nach New York weiterreisen. Dort gingen die Neuankömmlinge v.a. in die Stadtteile, in denen bereits Verwandte, Bekannte oder Personen mit gleicher Herkunft lebten. Viele von ihnen nahmen auch ein staatliches Angebot zur Weiterreise in ein Siedlungsgebiet (z.B. nach Kalifornien) an. Green Card und illegale Einwanderung Wer heute legal in die USA einwandern und dort arbeiten möchte, benötigt eine sogenannte Green Card. Eine solche kann man beispielsweise bekommen, wenn man über besondere Qualifikationen verfügt und in den USA eine Arbeitsstelle bekommt. Darüber hinaus können Familienangehörige von US-Staatsbürgerinnen und -Staatsbürgern eine Green Card beantragen. Einige wenige Green Cards werden an Flüchtlinge sowie Asylbewerberinnen und Asylbewerber vergeben. Außerdem werden von der US-Regierung auch jedes Jahr Green Cards verlost. Eine legale Einwanderung in die USA ist also nur für wenige Menschen möglich. Deshalb wandern viele Menschen illegal in die USA ein. Rund 3,5 % der Gesamtbevölkerung sind heute irreguläre Migrantinnen und Migranten ohne gültige Aufenthaltspapiere. Viele von diesen Menschen gehen regelmäßig zur Arbeit und zahlen auch Sozialversicherungsbeiträge. Minderjährige haben das Recht auf eine 12-jährige Ausbildung an einer öffentlichen Schule. Grenzmauer zu Mexiko Bereits in den frühen 1990er-Jahren war die irreguläre Einwanderung in die USA ein stark diskutiertes Thema. Deshalb wurden verschiedene Grenzsicherungsmaßnahmen (Grenzmauern, Aufstockung der Grenzbeamtenschaft) an der US-Südgrenze umgesetzt. Jährlich sterben 250 bis 500 Menschen beim Versuch, ohne Erlaubnis in die USA zu gelangen. US-Präsident Donald Trump (2017–2021) beabsichtigte, die gesamte US-Südgrenze mit einer 3200km langen und 9m hohen Mauer zu schützen. Diese wurde jedoch nicht fertiggestellt. Sein Nachfolger Joe Biden stoppte den Mauerbau. O Kolonialismus, S. 88 P Registrierung: Einschreibung, Anmeldung P Ellis Island: Insel vor New York, Sitz der Einreisebehörde in die USA; Sammelstelle für Immigrantinnen und Immigranten; zwischen 1892 und 1954 passierten ca. 12 Millionen Menschen die Insel; seit 1990 gibt es dort ein Museum zur Geschichte der Einwanderung Medizinische Untersuchung von Einwandernden auf Ellis Island, New York, Foto, um 1905 ÷ Das Ausweisdokument heißt offiziell „United States Permanent Resident Card“. Der Name Green Card kommt von der grünen Schrift auf den ersten Ausweisen und dem Foto, das grünlich gefärbt war. Grenzsicherung zwischen den USA und Mexiko, Foto, 2022 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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