erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

98 Mittelalter Alltag auf einer Burg Die Vorstellungen über das Leben auf einer mittelalterlichen Burg bewegen sich häufig zwischen romantisch und düster. Überlieferte Quellen zeigen, dass der Alltag auf einer Burg zumeist hart und wenig abwechslungsreich war. Hin und wieder gab es aber auch rauschende Feste. Die Lage von Burgen Burgen wurden auf schwer zugänglichen Höhen oder Felsen errichtet, um Schutz vor Feinden zu bieten. Unfreie Bäuerinnen und Bauern errichteten Burgen in mehrjähriger, harter Arbeit. Ab dem 11./12. Jahrhundert wurden immer größere Burganlagen aus Stein gebaut. Bewohnt wurden Burgen von adeligen Familien und ihren Bediensteten (z.B. Verwalter, Stallmeister, Schmiede, Zimmermänner, Küchenpersonal, Knechte, Mägde). Alltag und Arbeit auf einer Burg Für die Versorgung der Menschen auf einer Burg war die landwirtschaftliche Arbeit sehr wichtig. Der Burgherr war der Befehlshaber und kontrollierte die Arbeit seiner Bäuerinnen und Bauern in den umliegenden Dörfern sowie die vorbeiführenden Handelsstraßen. Die Burgherrin führte mithilfe ihrer Bediensteten den Haushalt und war für die Erziehung der Kinder zuständig. Wohnen auf einer Burg Den Tagesablauf auf einer Burg bestimmte die Sonne. Die Menschen standen im Morgengrauen auf und arbeiteten bis zur Dunkelheit. Zentrum der Burg war der Wohnturm bzw. ein größeres Wohngebäude. Dort gab es einen Rittersaal und Schlafzimmer für die Bewohnerinnen und Bewohner. Das Leben auf einer Burg war unbequem: Die Räume waren kalt und die kleinen Fenster wurden nur mit dünnen Tierhäuten oder Fensterläden zugehängt. Viele Räume waren schwer oder gar nicht beheizbar. Das Essen war auch eher eintönig, häufig gab es Getreide in Form von Brot oder Brei, dem z.B. auch Eier und Milch beigefügt wurden. Fleisch kam selten auf den Tisch. Meist gab es im Hof einen Brunnen, der die Menschen mit dem lebenswichtigen Trinkwasser versorgte. Viele Burgen hatten ein eigenes Waffenlager, daher wurde die Burg auch in Friedenszeiten bewacht. Das Ende des Mittelalters und der Übergang in die Neuzeit Beim Epochenübergang vom Mittelalter zur Neuzeit war nicht ein einzelnes Ereignis ausschlaggebend, sondern es erfolgten mehrere Veränderungen beinahe zeitgleich. Viele davon gab es um das Jahr 1500. Die Phase des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit nennt man Renaissance. Wichtige Veränderungen waren: æ Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg. Dadurch wurde ab ca. 1450 eine schnellere Verbreitung von Wissen ermöglicht. æ Die Eroberung von Konstantinopel (heute Istanbul) 1453 nach langer Belagerung durch das Osmanische Reich. æ Auf der Suche nach neuen Handelsrouten entdeckten europäische Seefahrer unbekannte Teile der Erde. 1492 landete Christoph Kolumbus in Amerika. æ Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther 95 Thesen zur Reform der katholischen Kirche an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt haben. Damit wollte er v.a. den Missbrauch von Macht durch Papst und Bischöfe aufzeigen. Das Ereignis gilt als Ausgangspunkt für die Reformation. › Im frühen Mittelalter hatte nur der Kaiser oder der König das Recht, eine Burg zu bauen. Adelige setzten sich dafür ein, auch selbst Burgen bauen zu dürfen und erhielten das sogenannte Befestigungsrecht. Gotische Halle, der sogenannte Rittersaal, Burg Lockenhaus aus dem 13. Jh., Foto, 2006 (Burgenland) P Renaissance: franz. „Wiedergeburt“; in dieser Zeit entdeckten die Menschen in Europa die kulturellen Leistungen der Antike wieder; je nach Land dauerte die Renaissance vom späten 14. Jh. bis zum 16. Jh. › Das Osmanische Reich existierte von 1299 bis 1922 und umfasste u.a. auch das Gebiet der heutigen Türkei. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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