erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

96 Mittelalter Vom Leben der Ritter Vom 11. bis zum 14. Jh. bestimmten die Ritter die Kriegsführung in Mitteleuropa. Ein Ritter war ein Krieger zu Pferd mit Rüstung, Schild und Schwert. Einige ihrer prächtigen Rüstungen haben sich bis heute erhalten. Die Geschichten über König Artus und seine Tafelrunde sind historisch nicht belegbar. Dennoch prägen sie bis heute unsere Vorstellungen vom Leben der Ritter. Gesellschaftliche Stellung Innerhalb des Adels hatten die Ritter die niedrigste Stellung. Im Falle eines Krieges mussten sie für den Herrscher in den Kampf ziehen. Ihre Burgen waren teils große Wirtschaftsbetriebe. Die Bauern sollten die Ritter ernähren und sie dabei unterstützen, dass sie sich die Ausrüstung leisten konnten. Im Gegenzug schützten die Ritter die Bauern. Ausbildung und ritterliche Ideale Im Hochmittelalter (ca. 1050−1250) ging der Aufnahme in den Ritterstand eine Ausbildung voraus. Im Alter von sieben Jahren kamen Söhne adeliger Familien als Pagen an einen fremden Hof zu einem Ritter. Sie lernten u.a. reiten, mit Waffen umzugehen (Speer, Schwert, Schild) und gutes Benehmen (z.B. Tischmanieren, Höflichkeit). Im Alter von 14 Jahren wurden sie zu Knappen und mit 21 Jahren wurden sie in einer religiösen Feier in den Ritterstand aufgenommen. Den Ritterschlag als Teil der Feier gab es ab dem 14. Jh. Unter christlichem Einfluss entstand im Hochmittelalter die Vorstellung, dass Ritter nach bestimmten Werten lebten. Ritterliche Lebensweise bedeutete z.B. Treue, Edelmut, Schutz für die Kirche und die Schwachen. Umgesetzt wurden diese Ideale jedoch nur teilweise. Habgierige Raubritter bekämpften andere Adelige und Ritter, um ihr Vermögen zu vermehren. Kämpfende Frauen Die Hauptaufgabe der meisten adeligen Damen war es, Erben zu gebären. Doch manche Frauen kämpften auch. Die berühmteste Kämpferin des Mittelalters war Johanna von Orléans. Während des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich (1337–1453) gelang es ihr, die französischen Truppen zum Kampf zu motivieren. Sie ermöglichte so die Krönung von König Karl VII. in Reims (Frankreich). Sie selbst wurde allerdings von englischen Truppen gefangen genommen und als „Hexe“ verbrannt. Heute wird sie in Frankreich als Nationalheldin verehrt. Ritterkämpfe und Turniere Ritter kämpften für Ruhm und Ehre, aber auch für Waffen und Lösegelder gegeneinander – zunächst auf Feldern und Wiesen, später auf Turnierplätzen. Für Turniere gab es im Frühmittelalter nur wenige Regeln. Im Spätmittelalter glichen sie Sportveranstaltungen. Ritter konnten sich dabei auch schwer verletzen. Ende der Zeit der Ritter Am Ende des Mittelalters änderte sich die Kriegsführung: Seit dem 15. Jh. kämpften in den Schlachten viele Söldner. Gleichzeitig wurden Feuerwaffen immer wichtiger. Die adeligen Reiterheere verloren damit an Bedeutung. P König Artus: der Sage nach ein König Britanniens, der im 6. Jh. gelebt und einige sehr tapfere und vornehme Ritter um sich geschart haben soll Darstellung eines Ritters, Buchmalerei in einer Liederhandschrift, 14. Jh. › Ritter gibt es auch heute noch: In Großbritannien werden bedeutende Persönlichkeiten zu Rittern geschlagen. Captain Tom Moore sammelte 2020 während der Coronakrise aus Anlass seines 100. Geburtstags 36 Millionen Euro an Spenden für das britische Gesundheitssystem. Dafür wurde er von Königin Elizabeth II. zum Ritter geschlagen. Foto, 2020 (Großbritannien) P Söldner: bezahlte Krieger Portrait der Johanna von Orléans in Rüstung, Buchmalerei, ca. 1485 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=