erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

94 Mittelalter Fernhandel und Geldwesen Ausweitung des Fernhandels nach Asien Im 13. Jh. weitete sich der internationale Fernhandel auf entfernte Gebiete in Asien aus. So importierte man Seide aus China und nutzte dafür die Wegenetze der Seidenstraße. Auch Gewürze wie Nelken, Muskatnuss und Pfeffer wurden über alte und beschwerliche Karawanenstraßen aus Gebieten wie Indien und Indonesien transportiert. Sie gelangten über das Mittelmeer schließlich nach Europa. In Venedig, einem Zentrum des Gewürzhandels, wurden diese Produkte mit hohen Gewinnen verkauft. Handel mit Afrika Europäische Handelsmächte (z.B. Genua und Venedig), betrieben über Stützpunkte in Nordafrika (z.B. in Tunis, Tripolis und Oran) auch Handel mit afrikanischen Ländern südlich der Wüste Sahara. Große Karawanen beförderten Waren (z.B. Elfenbein, Gold) und auch Sklavinnen und Sklaven aus Westafrika zu den Handelsstützpunkten am Mittelmeer. Am Rückweg nahmen sie dort Produkte aus Europa (z.B. Eisen, Kupfer, Werkzeuge, Waffen) oder auch aus Asien auf. Auf diese Weise entstand eine wichtige Verbindung zwischen Europa und Afrika südlich der Sahara, der Trans-Sahara-Handel. Geldwesen im Mittelalter Durch die große Ausweitung der Handelsbeziehungen mit vielen unterschiedlichen Regionen wurde Geld als Zahlungsmittel immer wichtiger. Allerdings hatte jede Stadt eigene Münzen von unterschiedlichem Gewicht und Material. Händlerinnen und Händler mussten ihre Münzen deshalb beinahe in jedem Ort bei einem Geldwechsler in die ortsübliche Währung umtauschen. Damit Kaufleute auf ihren Reisen nicht große Mengen an schweren Münzen mitführen mussten, erfand man in Italien eine Erleichterung für den Geldverkehr, den sogenannten Wechsel: Die Händlerin oder der Händler zahlte bei einem Geldwechsler einen bestimmten Betrag in Münzen ein und erhielt dafür eine Bestätigung (Urkunde). Dieser Wechsel konnte an einem anderen Ort eingelöst werden. Geldwechsler verdienten an jedem Wechsel, denn für ihre Dienstleistung behielten sie einen Teil der ausbezahlten Münzen. Mächtige Bankiersfamilien − die Medici und Fugger Manche Kaufmannsfamilien, wie die Medici aus Florenz und die Fugger aus Augsburg, wurden durch den Handel sehr vermögend und politisch einflussreich. Sie verliehen Geld u.a. auch an Fürsten und Landesherren (z.B. für die Kriegsführung). Für die Rückzahlung der Schulden überließen manche Landesherren den Banken neben Steuern und Zöllen öfters auch das Recht, Bodenschätze zu heben. O Vernetzungsgeschichte S. 50 › Ein wichtiges Handelszentrum in Westafrika war die Stadt Timbuktu (Mali). Sie wurde insbesondere durch den Handel mit Salz sowie Sklavinnen und Sklaven reich. Mansa Musa (ca. 1280−1337) war König von Mali und der reichste westafrikanische Herrscher seiner Zeit, Detail aus dem katalanischen Atlas von 1375 › Die heutigen Banknoten gehen ebenfalls auf das Prinzip des Wechsels zurück › Die Bezeichnung „Bank“ für ein Geldinstitut leitet sich vom italienischen Wort „Banchi“ ab. Damit war im Mittelalter der Rechentisch gemeint, an dem die italienischen Geldwechsler ihre Geschäfte abwickelten. Bank der Medici in Florenz im frühen 15. Jh., Pat Nicolle, Farblithographie, 20. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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