erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

92 Mittelalter Handelsmächte in Europa Lange und mühsame Wege Viele Waren für den Handel in den Städten wurden zumeist aus der näheren Umgebung herangeschafft. Manche Rohstoffe (z.B. Metalle) oder auch Luxusgüter (z.B. Seide, Gold, Pelze, Gewürze) kamen aber aus weiter entfernten Ländern. Aufgrund schlechter Straßen und schwieriger geografischer Gegebenheiten (Berge, Flüsse) waren Handelstransporte mühsam und dauerten lange. Daher wurden viele Handelswaren auf dem Wasser befördert. Handelstransporte waren grundsätzlich teuer, weil an vielen Orten Zölle bezahlt werden mussten. Sie waren auch gefährlich, denn Wegelagerer und Seeräuber warteten auf günstige Gelegenheiten. Handelsmacht im Mittelmeer Viele Küstenstädte Europas erlebten durch den Seehandel einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung. In Italien wurden besonders Venedig und Genua bedeutend. Der Handel mit Gewürzen, Reis, Seide, Duftstoffen, Perlen, Gold etc. machte sie reich. In Venedig errichtete man eine riesige Schiffswerft für Kriegsschiffe, das Arsenal. Dort gebaute Schiffe begleiteten v.a. venezianische Handelskonvois, um die Piraterie einzudämmen und die Sicherheit auf See zu verbessern. Bildung eines Städtebunds im Norden – die Hanse An der Nord- und Ostsee schlossen sich Hafenstädte zur sogenannten Hanse zusammen. Später traten auch Städte im Landesinneren der Hanse bei. Dieses Bündnis bot Schutz bei gemeinsamen Fahrten. Zugleich erzielte der Verband der Kaufleute günstigere Einkaufspreise, weil sie als Gruppe größere Mengen ankaufen konnten. Wichtige Hansestädte waren Lübeck und Hamburg. Die Hanse, die den Handel im Norden kontrollierte, entwickelte sich zu einem mächtigen wirtschaftlichen und politischen Faktor. Im 14. Jh. umfasste sie rund 180 Städte. Europäische Handelsräume Zwischen Venedig und Genua im Mittelmeerraum und der Hanse im Norden gab es einen regen Warenaustausch in beide Richtungen. Auf diese Weise gelangten orientalische Luxusgüter wie Gewürze, Seide etc. von den venezianischen und genuesischen Umschlagplätzen auch nach Mitteleuropa. Handel mit dem „Weißen Gold“ Salz war im Mittelalter ein wichtiges und teures Handelsgut. Es machte Lebensmittel, v.a. Fleisch, haltbar (Pökeln). Wichtige Salzstädte waren z.B. die Hansestädte Lüneburg und Lübeck. Ein großer Teil des Lüneburger Salzes wurde über Lübeck per Schiff bis nach Skandinavien verkauft. In Österreich gewann man im Mittelalter Salz v. a. in Bad Ischl und Hallein (Salzburg) oder auch in Hall in Tirol. Es wurde meist über Flüsse zu den Handelsplätzen transportiert. An einigen dieser Orte (v.a. im Salzkammergut) wird auch heute noch Salz abgebaut. › Das Arsenal, die Schiffbauanlage (Werft) in Venedig, wurde ab 1104 erbaut. Die Werft gilt als größter Produktionsbetrieb Europas im Mittelalter. › Die Kogge war ein neuer, gedrungener Segelschiffstyp mit großem Laderaum und wurde ab dem 13. Jh. wichtig für den Erfolg der Hanse. Das sieht man auch daran, dass viele Hansestädte in ihren Stadtsiegeln eine Kogge abbilden. Luftbild des Arsenals in Venedig, Foto, 2008 (Italien) Modell einer Kogge, um 1400, Deutsches Historisches Museum (Berlin, Deutschland) Salzgewinnung (Salzsiederei), Buchmalerei, 15. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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