erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

88 Mittelalter Klosterleben im Mittelalter Das Leben der Menschen im Mittelalter war stark vom christlichen Glauben bestimmt. Die Klöster trugen viel zur Verbreitung des Christentums bei. Bei Krankheit, Tod oder Hungersnöten suchten die Menschen oftmals Hilfe und Trost in der Religion. Regelmäßige Gottesdienste, die Erteilung der Sakramente sowie die Seelsorge waren wichtige Tätigkeiten des Klerus. Vorbilder und Ordensgründer Im Mittelalter wurden Tausende von Klöstern gegründet. Viele Nonnen und Mönche lebten nach den Regeln des Benedikt von Nursia (um 480–547), dem Begründer des Benediktinerordens. Eine wichtige Ordensregel ist „bete und arbeite“. Sie gilt noch heute. Franz von Assisi (1181–1226) versuchte in Armut und Gewaltlosigkeit nach dem Vorbild Jesu Christi zu leben. Leben und Arbeit im Kloster Nonnen und Mönche durften keinen persönlichen Besitz haben, nicht heiraten, und sollten gehorsam und gottergeben leben. Nach den Regeln des Benediktinerordens war der Alltag im Kloster vom gemeinsamen Beten und körperlicher Arbeit bestimmt. Klöster waren im Mittelalter auch sehr wichtig für die medizinische Versorgung. Nonnen und Mönche pflegten kranke Menschen in eigenen Krankenzimmern und pflanzten Heilkräuter im Klostergarten. Sie sorgten auch für die Armen und gaben einmal am Tag eine Suppe aus. Eine bis heute bekannte Vertreterin der Klostermedizin ist Hildegard von Bingen (1098–1179). Sie war Gründerin und Vorsteherin (Äbtissin) eines Benediktinerinnenklosters. In Schriften zur Medizin beschrieb sie Krankheiten und welche Pflanzen diese heilen können. Stätten des Wissens und der Kunst Im Unterschied zum Großteil der mittelalterlichen Bevölkerung konnten die meisten Nonnen und Mönche lesen und schreiben. Viele Klöster hatten Schulen, wo Kinder des Adels und manchmal auch Kinder aus der Umgebung unterrichtet wurden. In den Skriptorien (Schreibstuben) schrieben Nonnen und Mönche von Hand Bücher ab oder verfassten selbst welche. Diese kunstvoll bebilderten Handschriften sind heute wichtige Geschichtsquellen. Häufig gab es im Kloster auch eine Bibliothek. Für die Klosterkirchen schufen die Nonnen und Mönche prachtvolle und bedeutende Kunstwerke oder gaben solche in Auftrag. P Sakramente: Weihehandlungen im christlichen Glauben, die die Verbindung zu Gott betonen (z.B. Taufe, Abendmahl) P Seelsorge: Unterstützung eines Menschen bei wichtigen Lebensfragen durch Geistliche P Klerus: Priesterschaft, katholische Geistliche › Franz von Assisi gilt als einer der ersten Tier- und Naturschützer. Heute wird der Welttierschutztag am Tag seiner Heiligsprechung (4.10.1228) begangen. Im Jahr 1980 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Schutzherrn von Umwelt und Ökologie. Hildegard von Bingen, Bildpostkarte, um 1910 Kartäuserkloster Gaming (gegründet 1330), Gemälde, ca. 1740 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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