erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

80 Mittelalter Das europäische Mittelalter Als Mittelalter bezeichnet man die Epoche zwischen dem Ende der Antike und dem Beginn der Neuzeit. Diese Einteilung für die europäische Geschichte setzte sich im 18. Jh. durch. Das Mittelalter dauerte rund 1000 Jahre an. Fortschritte im Mittelalter Die Epoche wurde lange als ein dunkles Zeitalter mit vielen Seuchen und ungebildeten Menschen angesehen. Doch Forschungen zeigen, dass sich in dieser Zeit viel Neues entwickelt hat. Burgen, Kirchen und Klöster wurden gebaut, Städte entstanden, Wissenschaft und Kunst machten bedeutende Fortschritte, erste Universitäten wurden gegründet. Auf der Arabischen Halbinsel entstand mit dem Islam eine neue Weltreligion. Außerdem wurden Erfindungen gemacht, die den Alltag erleichterten, wie etwa die Lesebrille oder der Kompass. Wohnbau im Mittelalter Mittelalterliche Wohnhäuser waren sehr einfach und zweckmäßig. Meist wurden sie aus Holz gebaut, reichere Leute verwendeten auch Stein und Lehm. Als die Städte entstanden, wollten ihre Bewohnerinnen und Bewohner standesgemäß wohnen. Die Häuser sollten die gesellschaftliche Stellung der Menschen zeigen. In dieser Zeit wurden auch die ersten Rathäuser gebaut. Kirchenbauten und Baustile Mittelalterliche Kirchenbauten wurden sehr aufwändig gestaltet. In Europa unterscheidet man zwei Stilrichtungen: die Romanik (10. bis 12. Jh.) und die Gotik (12. bis 15. Jh.). Typische Merkmale der Romanik sind dicke Mauern aus riesigen Steinblöcken mit Wandmalereien, kleinen Rundbogenfenstern und wuchtigen Säulen mit fantasievoll verzierten Kapitellen (obere Abschlüsse von Säulen). Meist gab es einen oder zwei Türme. Außen waren die Bauten oft mit vielen Figuren verziert. Ab dem 12. Jh. entwickelte sich in Frankreich die Gotik. Gotische Bauwerke erkennt man an Spitzbögen, zum Himmel strebenden, schlanken Säulen und Außentürmen. Die technische Weiterentwicklung des Bauwesens machte es möglich, immer größer und höher zu bauen. Auch die Verzierungen wurden detailreicher und feiner. Um mehr Licht in die Kirchen zu lassen, wurden häufig große, farbige Glasfenster eingebaut. Frauen im Mittelalter Die mittelalterliche Gesellschaft war stark patriarchalisch geprägt. Frauen mussten von einem Mann in der Öffentlichkeit vertreten werden. Dennoch arbeiteten die meisten Frauen, ob sie nun am Land oder in der Stadt lebten. Beispielsweise waren sie in Handwerksbetrieben des Ehemanns tätig und führten mitunter Aufsicht über die im Haus lebenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Spätmittelalter bekamen bürgerliche Frauen in den Städten bestimmte Rechte, wie z.B. im Textilgewerbe zu arbeiten und Handel zu treiben. Manche Frauen waren in medizinischen Berufen tätig (z.B. Hebammen, Krankenpflegerinnen). Nur vereinzelt spielten Frauen in der Politik und Kirche eine bedeutende Rolle, wie beispielsweise Hildegard von Bingen. › Viele Historikerinnen und Historiker sehen den Untergang des Weströmischen Reichs (476 n. Chr.) als Beginn des Mittelalters an. Die Epochenwende erfolgte aber nicht schlagartig, sondern war fließend und dauerte viele Jahrzehnte an. › Die Universität Wien ist eine der ältesten Universitäten Europas und die älteste Österreichs. Sie wurde 1365 gegründet. › Im Mittelalter war Latein die Sprache der Gelehrten in weiten Teilen Europas. Der Wiener Stephansdom gilt als wichtigstes gotisches Bauwerk Österreichs, Foto, 2019 P patriarchalisch: Männer kontrollieren soziale Beziehungen, dominieren in Familie und Gesellschaft Kompass, 15. Jh., Schifffahrtsmuseum Madrid (Spanien) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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