erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

72 Herrschafts- und Staatsformen Herrschaft in Österreich Ostarrîchi Im Jahr 996 wurde zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde des römischdeutschen Kaisers Otto III. der Name Ostarrîchi erwähnt. Auf diesen Begriff geht die Bezeichnung des heutigen Staates Österreich zurück. Geschenkt wurden Gebiete „in der im Volksmund Ostarrîchi genannten Region“. Gemeint war die Gegend um Neuhofen an der Ybbs im heutigen Niederösterreich. Die Babenberger Bereits seit 976 beherrschten die Babenberger ein kleines Gebiet entlang der Donau um die heutigen Städte Krems und St. Pölten. Bald vergrößerten sie ihren Herrschaftsbereich. Sie zählten zu den einflussreichsten Adelsfamilien im Heiligen Römischen Reich. Wien wurde zur Hauptstadt und zu einem kulturellen Zentrum. Die Markgrafschaft Österreich wurde im Jahr 1156 durch das Privilegium minus (kleiner Freiheitsbrief) zum Herzogtum erhoben. 1246 endete die Herrschaft der Babenberger mit dem Tod des letzten männlichen Babenbergers Friedrich II. Rot-Weiß-Rot Während der Herrschaft der Babenberger entstand eine Legende, auf die die österreichischen Nationalfarben Rot-Weiß-Rot zurückgehen: Der Babenberger Herzog Leopold V. kämpfte im dritten Kreuzzug. Am Ende einer Schlacht war seine weiße Kleidung von Blut rot getränkt. Als er seinen Gürtel abnahm, war ein weißer Streifen erkennbar. Kaiser Heinrich VI. soll ihm kurz darauf das rot-weiß-rote Wappen offiziell verliehen haben. Diese Geschichte wurde in verschiedenen Urkunden weitererzählt. Das „Haus Österreich“: die Habsburger Nach dem Tod des letzten Babenbergers ging ihr Herrschaftsgebiet an den böhmischen König Ottokar II. Přemysl, der die Schwester des letzten Babenbergers geheiratet hatte. Kurz darauf starb auch der römisch-deutsche König Friedrich II. Zu seinem Nachfolger wurde Rudolf von Habsburg gewählt. Dieser verlangte von Ottokar II. die ehemals babenbergischen Länder. Es kam zu einem Krieg, den Rudolf 1278 in der Schlacht am Marchfeld für sich entschied. Privilegium maius Der Habsburger Herzog Rudolf IV. (der Stifter) wollte in seinen Ländern weitgehend unabhängig vom Kaiser herrschen. Dazu ließ er 1358/59 eine Urkunde fälschen, das sogenannte Privilegium maius (großer Freiheitsbrief). In diesem wurden ihm einige Sonderrechte (u.a. Unteilbarkeit und Erblichkeit der Länder, Herrschaftssymbole) zugesagt. Die Fälschung wurde aber erkannt und die Urkunde daher nicht anerkannt. 100 Jahre später wurde durch den Habsburger Kaiser Friedrich III. das gefälschte Dokument für gültig erklärt. Damit wurde Österreich ein Erzherzogtum. Ende des Habsburgerreiches Die ehemaligen Gebiete der Babenberger wurden bis zum Jahr 1918 von den Habsburgern beherrscht. Das Habsburgerreich wurde im Laufe der Jahrhunderte stark vergrößert und zu einer europäischen Großmacht. Neben vielen Kriegen nutzten die Habsburger dazu eine geschickte Heiratspolitik. Am Ende des Ersten Weltkrieges 1918 musste Kaiser Karl I. auf seinen Herrschaftsanspruch verzichten. Damit endete die Monarchie in Österreich. P Urkunde: offizielles Schreiben, mit dem etwas bestätigt wird › Obwohl der heutige Staat Österreich mittlerweile sehr viel größer als das in der Urkunde genannte Herrschaftsgebiet ist, feierte Österreich im Jahr 1996 sein „1000-jähriges Bestehen“. Draken (Abfangjäger) des Bundesheeres mit der Aufschrift „ostarrîchi“, Foto, 1996 Jubiläumsmünze, 1996 Erzherzogshut, eines der Herrschaftssymbole der Habsburger, Stift Klosterneuburg (Niederösterreich) › Die Bezeichnung „Erzherzogtum“ gibt es auf der ganzen Welt kein zweites Mal. Digitales Zusatzmaterial wy33qa Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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