erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

70 Herrschafts- und Staatsformen Monarchie Formen von Monarchien In einer Monarchie steht eine Monarchin oder ein Monarch an der Spitze des Staates, also beispielsweise Königinnen bzw. Könige. Wir unterscheiden: æ Wahlmonarchie: Die Monarchin oder der Monarch wird gewählt, wie beispielsweise im Heiligen Römischen Reich. æ Erbmonarchie: Die Krone wird vererbt, wie beispielsweise heute in Großbritannien. Nicht alle Monarchinnen und Monarchen haben aber gleich viel Macht. Absolute Monarchien In der Antike, im Mittelalter und in der Neuzeit hatten Monarchinnen und Monarchen meist die alleinige Staatsgewalt inne. Sie konnten also letztlich alles alleine entscheiden, das Volk hatte keine Mitsprachemöglichkeit. Ein solcher absolut herrschender Monarch war z.B. der französische König Ludwig XIV. im 17. Jh. Heute gibt es nur mehr wenige absolute Monarchien, beispielsweise im Vatikanstaat und in Brunei. Die allumfassende Macht in absoluten Monarchien wurde oft als gottgegeben angesehen. Die Herrschaftsform wurde also religiös begründet. Die Monarchin bzw. der Monarch wurde teilweise sogar als Gottheit oder gottähnliche Person verehrt, wie beispielsweise die Pharaoninnen und Pharaonen im Alten Ägypten. Es gab aber auch immer wieder Widerstände gegen diese Herrschaftsform. Konstitutionelle Monarchien In konstitutionellen Monarchien wird die Macht der Monarchin bzw. des Monarchen durch eine Konstitution (Verfassung) begrenzt. Alle Menschen, also auch die Monarchin und der Monarch, müssen sich an die Regeln der Verfassung halten. Die Monarchin bzw. der Monarch setzt die Regierung ein und kann sie auch wieder absetzen. Diese Form der Monarchie gibt es heute u.a. in Monaco. Parlamentarische Monarchie In den meisten heutigen Monarchien haben Monarchinnen und Monarchen einen geringen Einfluss auf die Staatsgeschäfte oder überhaupt nur noch repräsentative Aufgaben, wie das Niederlegen von Kränzen bei Gedenktagen. Die Gesetze werden durch ein gewähltes Parlament beschlossen und gelten auch für die Monarchin bzw. den Monarchen. Diese Form der Monarchie ist heute weit verbreitet. Parlamentarische Monarchien gibt es beispielsweise in Großbritannien oder in Schweden. Leben in einer Monarchie In absoluten Monarchien waren die Macht und die Besitzverhältnisse im Staat sehr ungleich verteilt. Die Monarchin bzw. der Monarch sowie der Adel waren meist sehr reich. Die Bauern besaßen hingegen nicht einmal die Felder, die sie bewirtschafteten. Der Großteil der Bevölkerung durfte politisch nicht mitreden. Im 18. Jh. entwickelte sich in manchen europäischen Staaten der aufgeklärte Absolutismus. Die Macht der Monarchin bzw. des Monarchen blieb unverändert, aber es gab Reformen zugunsten der Bevölkerung. So wurden beispielsweise in Österreich unter Kaiser Joseph II. die Leibeigenschaft abgeschafft, Spitäler gebaut und die Todesstrafe aufgehoben. In modernen Monarchien setzen sich Monarchinnen und Monarchen oft für Hilfsbedürftige ein. Allerdings kosten Monarchien den Staat auch viel. In einigen Staaten wird über eine Abschaffung diskutiert. P Heiliges Römisches Reich: existierte vom 10. Jh. bis 1806, umfasste auch Gebiete des heutigen Österreich › In Erbmonarchien kamen immer wieder auch Kinder auf den Thron (z.B. der erst zweijährige Puyi, der 1908 Kaiser von China wurde). › Die Herrschaftsgebiete von Monarchinnen und Monarchen können unterschiedlich groß sein. Sie werden je nach Titel ihres Staatsoberhauptes benannt (z.B. Herzogtum, Fürstentum, Königreich, Kaiserreich, Sultanat, Emirat). P Verfassung: Grundregeln für das Zusammenleben in einem Staat; Auflistung aller Staatsorgane und Festlegung von deren Macht P repräsentativ: Vertretung einer Gruppe König Charles III. mit Kronprinz William (links) und Prinz George (rechts) im Thronsaal des Buckingham Palace, Foto, 2023 (London, Großbritannien) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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