erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

64 Herrschafts- und Staatsformen Entwicklung der attischen Demokratie Das Zusammenleben in den griechischen Stadtstaaten der Antike entwickelte sich politisch sehr vielfältig. In einigen Poleis gab es Alleinherrscher (Tyrannis), andere wurden von wenigen Adeligen (Aristokratie) beherrscht. In manchen Stadtstaaten hatten freie männliche Bürger das Sagen (Demokratie). Politik in Athen in der Antike Athen gilt als Ursprungsort der Demokratie. Im 7. Jh. v. Chr. vertieften sich die Konflikte innerhalb der attischen Gesellschaft. Adelige kämpften untereinander ständig um Einfluss und Macht. Den größten Anteil von Grund und Boden besaßen die Aristokraten. Diesen ließen sie von ärmeren Bauern bearbeiten. Durch eine Anhäufung von Schulden gerieten viele Bauern in die Abhängigkeit des Adels und wurden häufig persönlich unfrei (Schuldknechtschaft). Im 6. Jh. v. Chr. änderte sich die Politik in Athen von Grund auf. Der athenische Staatsmann Solon versuchte, durch Reformen einen Ausgleich zwischen der armen und der reichen Bevölkerung Athens herzustellen. Männlichen Bürgern wurden mehr politische Rechte und Ämter ermöglicht. Innerhalb der Polis Attika entwickelte sich erstmals so etwas wie eine festgelegte Verfassung, in der eine Rechtsordnung und Normen (Richtlinien) galten. Verfassungen bilden auch heute noch die Grundlage moderner Demokratien. Weiterentwicklung der Demokratie Der Politiker Kleisthenes setzte sich in einer neuen politischen Ordnung für eine größere Teilhabe des Volkes an der Politik ein. Von entscheidender Bedeutung wurde die Volksversammlung. Alle Bürger sollten den gleichen Anteil am Recht haben (Isonomie). Dies ähnelt dem heutigen Grundsatz, wonach alle Bürgerinnen und Bürger vor dem Gesetz gleich sind und ihre Stimme gleich viel wert ist. Kleisthenes führte 508 v. Chr. das sogenannte Scherbengericht ein, das eine Tyrannis (Alleinherrschaft) verhindern sollte. Jeder Bürger konnte den Namen eines anderen auf eine Tonscherbe ritzen, den er verdächtigte, eine Tyrannis errichten zu wollen. Wurde ein Name auf einer bestimmten Anzahl von Scherben genannt, folgte die Verbannung des Mannes für zehn Jahre. Reformen unter Perikles Unter Perikles (500–429 v. Chr.) wurden die politischen Reformen weitergeführt. In dieser Art von Demokratie waren alle männlichen Athener ab 18 Jahren wahlberechtigt und durften politisch mitbestimmen. Bürger, die ein öffentliches Amt ausführten, erhielten dafür Geld. Dies ermöglichte auch Armen, politische Aufgaben zu übernehmen. Das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt ist bis heute die Akropolis, die unter Perikles das politische Zentrum wurde. Athen hatte jedoch weitaus mehr Einwohnerinnen und Einwohner, denen keine Beteiligung am politischen Leben möglich war, wie z.B. Frauen, Metöken und Sklavinnen und Sklaven. P Demokratie: griech. demos = das Volk; demnach bedeutet der Begriff die Herrschaft des Volkes; diese zeigt sich heute v.a. durch die Möglichkeit zu wählen P Verfassung: Grundregeln für das Zusammenleben in einem Staat; Auflistung aller Staatsorgane und deren Macht Akropolis in Athen, Foto, 2016 (Griechenland) Akropolis in Athen, Rekonstruktionszeichnung P Akropolis: Burgberg der Stadt Athen P Scherbengericht: griech. Ostrakismos; Verfahren zur Verbannung eines mächtigen Politikers, um eine Tyrannis zu verhindern P Metöke: ortsansässiger Fremder ohne politische Rechte Tonscherben mit den Namen möglicher Tyrannen, 5. Jh. v. Chr., Foto, 1980 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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