erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

54 Vernetzungsgeschichte Antike Großstädte – Handel, Kultur, Vielfalt Oft entstanden größere Ansiedlungen in Meeresnähe, an Flüssen und Seen und in Ebenen. Solche geografischen Gegebenheiten erleichtern die Errichtung von Handelswegen (zu Wasser und zu Land) und Umschlagplätzen. Das sind Orte, von wo aus Waren weiter verteilt werden können. So konnte eine große Zahl von Menschen mit verschiedenen Gütern versorgt werden. Luoyang im Chinesischen Kaiserreich Die Stadt Luoyang wurde im 11. Jh. v. Chr. gegründet. Sie liegt in der Zentralchinesischen Ebene an einer wichtigen geografischen Schnittstelle nahe dem Gelben Fluss. Über die umliegenden Berge führten schon in der Antike wichtige Routen für den Warenaustausch. Unter der Han-Dynastie wurde Luoyang im Jahr 25 n. Chr. zur Hauptstadt des Chinesischen Kaiserreichs. Die Stadt entwickelte sich zu einem politischen und kulturellen Zentrum Chinas und zu einer der bedeutendsten Metropolen jener Zeit. 68 n. Chr. wurde dort der erste buddhistische Tempel Chinas gegründet (Tempel des Weißen Pferdes). Die Erfindung des Papiers In Luoyang wurde außerdem das Papier erfunden. Die Erfindung wird dem Beamten Cai Lun zugeschrieben. Um Papier herzustellen, wurden damals pflanzliche Fasern (z.B. Rinde, Hanf) und alte Stoffe verkocht. Danach wurde der Brei auf Rahmen aus Schilfrohr in der Sonne getrocknet. Über die Seidenstraße verbreitete sich die Technik des Papiermachens bis zum 9. Jh. n. Chr. in den arabischen Raum. Von dort gelangte sie später über Spanien nach Europa. Antiochia am Orontes Antiochia (heute Antakya, Türkei) wurde um 60 v. Chr. die Hauptstadt der römischen Provinz Syria. Sie entwickelte sich zu einer antiken Weltstadt, da sie am Schnittpunkt verschiedener Handelsrouten lag, unter anderem der Seidenstraße. Als wichtiges Handelszentrum zog Antiochia Menschen aus unterschiedlichen Regionen und Kulturen an. Vermutlich hatte die antike Stadt mehr als eine halbe Million Einwohnerinnen und Einwohner vielfältiger Herkunft. In Antiochia lebten u.a. Menschen aus Syrien, Griechenland, Rom, Makedonien und Armenien sowie Jüdinnen und Juden zusammen. Die Stadt, ihre Bevölkerung und das kulturelle Leben waren also von großer Diversität (Vielfalt) geprägt. › Heute leben im Einzugsgebiet der Stadt Luoyang etwa 7 Millionen Menschen (Stand 2020). Sie ist ein wichtiger Industriestandort in der Provinz Henan. › Der Tempel des Weißen Pferdes wird als „Wiege des Buddhismus in China“ verehrt. Sein Name verweist auf kulturelle Kontakte im 1. Jh. n. Chr. zwischen China und Indien. Das Kaiserreich schickte Mönche nach Indien, um buddhistische Schriften zu erhalten. Diese wurden auf einem weißen Pferd nach China gebracht. › Cai Lun (50−121 n. Chr.) war kaiserlicher Beamter im HanReich und beschrieb um 105 n. Chr. die Technik des Papiermachens P Antiochia: gegründet um 300 v. Chr., wichtige Großstadt im Römischen Reich; entwickelte sich zu einer kosmopolitischen (weltbürgerlichen) Stadt P Gelber Fluss: so nennt man den Huang He aufgrund seiner Farbe; er ist der zweitlängste Fluss Chinas Darstellung von Cai Lun bei der Papierherstellung (Zeichnung), Foto, 2004 Digitales Zusatzmaterial wv4cm5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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