erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

52 Vernetzungsgeschichte Handelsnetzwerke zwischen den Kulturen Begehrte Waren Der Handel zwischen den antiken Großreichen verlief immer in beide Richtungen. Luxusgüter aus den verschiedenen römischen Provinzen des Mittelmeerraums gelangten über die Seidenstraße nach Zentralasien und Indien und bis in das chinesische Han-Reich. In Asien waren hochwertige Glaswaren, goldfarbene Stoffe, goldbestickte Teppiche, Gold- und Silbermünzen, Kupfer, Zinn, Blei sowie Olivenöl und Wein besonders begehrt. Die beliebtesten Handelsgüter zwischen dem Römischen Reich und dem Han-Reich waren Glas und Seide. Nicht nur Waren wurden ausgetauscht Es wurden aber nicht nur Waren über die Seidenstraße ausgetauscht, sondern auch Technik, Kultur, Ideen oder religiöse Vorstellungen. Auf diese Weise breiteten sich auch der Islam und der Buddhismus (von Indien über China bis nach Japan) aus. Ebenso gelangten wichtige Erfindungen aus China, beispielsweise das Papier oder das Schießpulver, über die Seidenstraße in den Westen. Ausbreitung von Krankheiten Die engen Kontakte vieler Regionen über den Handel brachten aber auch Probleme mit sich. Es wurden z.B. Krankheiten verbreitet. Römische Soldaten, die aus Mesopotamien zurückkehrten, schleppten um 165 v. Chr. die „Antoninische Pest“ in das Römische Reich ein. Die Epidemie dauerte rund 20 Jahre an und einige Millionen Menschen starben. Man nimmt heute an, dass es sich bei der Krankheit nicht um die eigentliche Pest, sondern um Pocken gehandelt hat. Die Pest gelangte im Mittelalter über Handelswege von Asien nach Europa. Binnen weniger Jahre starben 20 Millionen Menschen an der Pest. Das war etwa ein Drittel der damaligen Bevölkerung. Handelsnetzwerke im Indischen Ozean Auch das Gebiet des Indischen Ozeans war eine wichtige Handelsregion in der Antike. Unter Kaiser Augustus und danach verstärkte Rom den Austausch und Handel mit Indien. So schickten das Römische Reich und das Han-Reich Expeditionen nach Indien und an das Rote Meer. Indische Gesandte kamen nach Europa, China oder Südostasien. Arabische, indische und chinesische Kaufleute tauschten Güter und Waren über weite Entfernungen aus und verbanden so ein Gebiet von Afrika bis zum heutigen Indonesien. Eine wichtige Rolle für den Handel spielten Hafenstädte wie Muziris oder Maskat, die sich zu blühenden Handels- und Kommunikationszentren entwickelten. Für römische Kaufleute war der Handel mit Indien (Elfenbein, Pfeffer, Perlen, Baumwollprodukten, Edelsteine) sehr gewinnbringend. O Herrschaftsformen, S. 66 Römisches Glas, ca. 2. Jh. n. Chr., Foto, 2013 P Epidemie: ansteckende Massenerkrankung in einem bestimmten Verbreitungsgebiet; ist die ganze Welt davon betroffen, spricht man von einer Pandemie wie z.B. beim Ausbruch der „Spanischen Grippe“ 1918 und des Coronavirus 2020 › Muziris war eine Stadt im heutigen Indien, Maskat ist die Hauptstadt des heutigen Oman. P Pest: kommt von lat. „pestis“ und bedeutet Seuche Überreste von Kaftan und Hose aus chinesischer Seide, ca. 25 bis 420 n. Chr., Foto, o. J. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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