erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

50 Vernetzungsgeschichte Fernhandelsrouten in der Antike Die Seidenstraße Produkte aus dem chinesischen Han-Reich beeinflussten die Entstehung weitläufiger Handelsnetzwerke. Chinesische Luxusgüter wie Seide, Jade und Porzellan waren in Indien, der arabischen Welt und Europa sehr beliebt. Sie wurden über ein System von Verkehrswegen mit einer Hauptroute und zahlreichen Zubringerstraßen verbreitet. Wir kennen dieses Netzwerk heute unter dem Begriff „Seidenstraße“. Es entstand um etwa 100 v. Chr. Die Seidenstraße reichte im Westen von den Mittelmeerhäfen Antiochia, Tyros, Akkon und Alexandria bis zu den großen chinesischen Städten Chang’an und Luoyang. Zahlreiche Abzweigungen verbanden die Seidenstraße mit weiteren Handelsnetzen wie beispielsweise der arabischen Weihrauchstraße oder Indien. Mühsamer Transport Die Beförderung der Waren dauerte oftmals viele Wochen. Die Wege führten häufig über unbefestigte Straßen, schneebedeckte Berge und durch heiße Wüsten. Das machte die Arbeit der Händlerinnen und Händler äußerst schwer. Sie transportierten die Waren in Karawanen meist in kleineren Teilstrecken von einer Handelsstadt oder einer Karawanserei zur nächsten. Als Lasttiere dienten meistens Kamele, da sie für die langen, anstrengenden Reisen besonders gut geeignet waren. Handelskontakte zwischen dem Römischen Reich und China Roms Handel mit China begann ab etwa 50 v. Chr. aufgrund der großen Nachfrage nach chinesischer Seide. Der kostbare Stoff war in der Stadt sehr begehrt. Der Transport von Handelswaren war in der Antike gefährlich und teuer. Aus diesem Grund wurden vorwiegend Luxusprodukte (z.B. Seide, Gewürze, Glas, Porzellan) über weite Strecken auf dem Land- und Seeweg befördert. Im Römischen Reich gab es aber auch kritische Stimmen dazu. Beklagt wurden vor allem die hohen Kosten der Waren und, dass so viel Geld aus dem Römischen Reich abfloss. Chinesische Produkte waren in Europa sehr beliebt. Historikerinnen und Historiker gehen aber davon aus, dass es in der Antike nie zu einem offiziellen Kontakt zwischen den beiden Reichen gekommen ist. Wir haben keine Belege über offizielle Gesandte, also über Personen, die im Auftrag des jeweils herrschenden Kaisers nach China bzw. ins Römische Reich gereist wären. P Handelsnetzwerk: netzartige Verbindung von Regionen und Personen; in einem Netzwerk werden Waren und Ideen ausgetauscht P Weihrauchstraße: eine der ältesten Handelsrouten der Welt, die von Südarabien (Dhofar, heute Oman) bis zum Mittelmeer nach Alexandria (Ägypten) und Damaskus (heute Syrien) führte P Karawanserei: ummauerte Übernachtungsstation, in der Reisende mit ihren Tieren nächtigen, mit Wasser und Lebensmitteln versorgt werden und Schutz finden; große Karawansereien dienen auch als Warenlager und Handelsplatz › Am Ende des Mittelalters verlor die Seidenstraße ihre Bedeutung als Handelsweg. Ein Grund dafür war die Entdeckung des Seewegs nach Indien und China um 1500. So konnten Güter schneller und im Vergleich zum Landweg durch den Wegfall von Abgaben (Zölle) auch günstiger befördert werden. P Serer: lat. von „seres“; Begriff, mit dem die Römer asiatische Völker von Indien über Zentralasien bis China benannten Wiegen und Abfüllen von Handelsgut im Hof einer Karawanserei, Foto, 1967 (Afghanistan) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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