erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

2 29 Die Toten werden vom schakalköpfigen Gott Anubis vor das Totengericht geführt, wo ihre Herzen auf die Waagschale gelegt werden. Wer in seinem Leben wenige Verfehlungen begangen hat, gilt als guter Mensch mit einem leichten Herzen. Ist das Herz leichter als eine Feder, darf man ins Jenseits. Ist das Herz schwerer, muss man in ewiger Finsternis weiterleben. Menschen mit vielen Verfehlungen werden von der krokodilsköpfigen Ammut gefressen. Sie wartet neben der Waage. Der ibisköpfige Thot notiert das Ergebnis auf einer Tafel. Der falkenköpfige Horus führt den Verstorbenen vor den Thron des Osiris. Dieser verkündet das Urteil. æ Benenne die im Papyrus gezeigten ägyptischen Gottheiten. Schreibe ihre Namen in das passende Kästchen. æ Stellt diese Szene anschließend in einem kurzen Rollenspiel in Kleingruppen dar. æ Stellt zum Abschluss Vermutungen an, welche Auswirkungen die Vorstellung vom Totengericht auf das Leben der Ägypterinnen und Ägypter gehabt haben könnte. (HMK) A6 Totengericht (Ausschnitt). Aus: Papyrus Hunefer, ca. 1300 v. Chr., British Museum (London, Großbritannien) æ Fasse den unten geschilderten Vorgang der Einbalsamierung in eigenen Worten zusammen. æ Stelle ihn anschließend Bestattungsritualen, die du kennst (z.B. Verabschiedung von Toten), gegenüber. æ Prüfe die Bedeutung dieser Quelle für dein Verständnis vom Vorgang des Einbalsamierens. (HMK) A7 Der Geschichtsschreiber Herodot bemühte sich in seinen „Historien“ um eine Vermittlung der antiken Welt. Dafür zog er verschiedene Quellen heran. Seine Berichte sind allerding nicht immer fehlerfrei. Für seine Berichte über das alte Ägypten dürfte er zwar schriftliche Quellen von ägyptischen Priestern gekannt haben. Er selbst konnte jedoch kein Ägyptisch. Über den Vorgang des Einbalsamierens berichtete er Folgendes: Zuerst holen sie mit einem gebogenen Eisen das Gehirn durch die Nasenlöcher heraus […]. Darauf machen sie mit einem scharfen […] Stein einen Einschnitt an der Weiche entlang, entleeren geschwind die ganze Bauchhöhle und spülen sie aus, erst mit Palmwein und dann noch einmal mit zerriebenen Kräutern. Hiernach füllen sie den Leib mit unvermischten zerstoßenen Myrrhen [getrocknetes Harz eines Balsambaumes], mit Kasia [Zimt] und den anderen wohlriechenden Sachen, nur den Weihrauch ausgenommen, und nähen ihn wieder zu. Wenn dies getan ist, legen sie die Leiche in Natronlauge [stark ätzende Lösung], siebzig Tage lang. […] Sind die siebzig Tage vorüber, waschen sie den Toten und umwickeln ihn ganz und gar mit Bandstreifen von feiner Leinwand, die sie zuvor mit Gummi bestreichen, das in Ägypten meistens an Stelle des Leimes gebraucht wird. Nun holen ihn die Angehörigen wieder ab, legen ihn in ein menschenähnliches hölzernes Bild […] verschließen ihn darin und verwahren ihn in einer Grabkammer, wo er aufrecht an der Wand steht. Herodot, Historien (5. Jh. v. Chr.), Band 2, 1990, S. 86 (bearbeitet) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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