erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

26 Alte Kulturen Die ägyptische Hochkultur Geschichte der ägyptischen Hochkultur Am Ende der letzten Kaltzeit (Zeit mit durchschnittlich kühleren Temperaturen vor ungefähr 12.500 bis 10.000 Jahren) breiteten sich Steppen und Wüsten aus, weil die Temperatur auf der Erde wieder anstieg. Die Menschen zogen sich in die Nähe großer Flüsse zurück. Im Niltal waren die Lebensbedingungen besonders gut. So entstand im Nordosten Afrikas die ägyptische Hochkultur. Ca. 3000 v. Chr. vereinigte Pharao Menes die Königreiche Oberägypten (mit der Hauptstadt Theben) und Unterägypten (mit der Hauptstadt Memphis) zu einem großen Reich. Die folgende ägyptische Geschichte wird heute grob in fünf Abschnitte gegliedert: Frühdynastische Zeit, Altes Reich, Mittleres Reich, Neues Reich und Spätzeit. Hinzu kommen drei als „Zwischenzeiten“ bezeichnete Perioden. Diese Abschnitte werden jeweils nach den herrschenden Dynastien untergliedert. Leben am Nil Das Nilhochwasser sorgte für eine natürliche Düngung der Böden. Die regelmäßig wiederkehrenden Veränderungen der Natur teilten das Jahr in drei Jahreszeiten: Zwischen August und November war die Zeit der Überschwemmung, zwischen Dezember und März folgte die Zeit der Aussaat und des Wachsens. In der Trockenzeit zwischen April und Juli konnte geerntet werden. Die Bauernschaft versorgte die ägyptische Bevölkerung mit Nahrung. Das Land, das sie bestellten, gehörte aber dem Pharao bzw. der Pharaonin. Als die Bevölkerung wuchs, lernten die Menschen, die Natur besser zu beherrschen. Es wurden nun auch höher gelegene Böden durch Kanalsysteme und ausgeklügelte Bewässerungshilfen (z.B. Schöpfräder) bewässert, damit man nicht nur vom Nilhochwasser allein abhängig war. Ernährung Die ärmeren Menschen ernährten sich hauptsächlich von Fladenbrot, Hirse oder Gerstenbrei, verschiedenem Gemüse und Obst wie Datteln oder Trauben. Getrunken wurden Wasser und Bier. Nur die Reichen konnten sich auch Fleisch, Fisch und Wein leisten. Die ägyptische Gesellschaft Die ägyptische Hochkultur war streng hierarchisch gegliedert. Diese soziale Ordnung galt als von den Gottheiten so gewollt. Man wurde in eine Gesellschaftsschicht hineingeboren. Aufstiegschancen gab es kaum. An der Spitze der ägyptischen Gesellschaft stand der Pharao. Er war das Oberhaupt des Staates, oberster Priester und Heerführer. Es gab aber auch Pharaoninnen (z.B. Hatschepsut oder Kleopatra). Der Wesir war oberster Beamter und Richter, Polizeichef und Heerführer. Die Beamtinnen und Beamten hatten vielfältige Aufgaben: Sie organisierten die Errichtung großer Bauwerke, die Verteilung der Lebensmittel, das Eintreiben der Steuern und die Einhaltung der Gesetze. Die Schreiberinnen und Schreiber waren für die Verwaltung der Getreidevorräte und das Niederschreiben der Gesetze zuständig. Geschrieben wurde in Hieroglyphen. Die Hauptaufgabe der Priesterinnen und Priester war die Verehrung der Gottheiten. Handwerkerinnen und Handwerker, Händlerinnen und Händler sowie Fellachen (Bauernschaft) machten den Großteil der Bevölkerung aus. Diese konnten bei großen Bauvorhaben als Hilfskräfte herangezogen werden. Bei Kriegszügen gefangen genommene Männer, Frauen und Kinder wurden als Sklavinnen und Sklaven im Haushalt oder bei Bauvorhaben eingesetzt. P Pharaonin bzw. Pharao: ägyptische Königin bzw. ägyptischer König P Dynastie: Herrscherhaus oder hochadeliges Geschlecht › Das Ende des Alten Ägypten wird im 4. Jh. n. Chr. angesetzt. Somit existierte es deutlich länger als viele andere Reiche. Im Vergleich dazu: Das Römische Reich bestand rund 1.200 Jahre, das British Empire rund 370 Jahre, das österreichische Kaiserreich 114 Jahre. Österreich in seiner heutigen Form (2. Republik) gibt es erst seit 1945. Schöpfwerk am Nil, Foto, 19. Jh. (Ägypten) › Der Nil weist einige Stromschnellen auf. Sie werden auch als Katarakte bezeichnet. Büste der Hatschepsut, roter Granit, 15. Jh. v. Chr. (Leiden, Niederlande) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=