erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

18 Geschichte und Vergangenheit Die Steinzeiten Die Altsteinzeit (Paläolithikum) – ca. 2,5 Mio. bis ca. 5500 v. Chr. Die Altsteinzeit ist die erste und längste Phase in der Geschichte der Menschheit. Benannt ist sie nach dem Material, aus dem die meisten Werkzeuge (z.B. Faustkeile) dieser Zeit hergestellt wurden – nämlich Stein. Die Menschen verwendeten aber auch Werkzeuge aus Holz und Knochen (z.B. einfache Messer, Pfeile, Angelhaken). Wie lebten die Menschen in der Altsteinzeit? Leben bedeutete damals „Überleben“. Am leichtesten gelang dies in der Gruppe (Horde). Vermutlich zogen die Mitglieder einer Gruppe gemeinsam Kinder auf, errichteten einfache Wohnstätten, entzündeten Feuer und bewachten es. Auch die Nahrung wurde gemeinsam beschafft. Die Menschen sammelten essbare Früchte, Beeren und Pilze. Sie jagten auch, z.B. Riesenhirsche, Mammute, Rentiere oder Fische. Wenn der Nahrungsvorrat erschöpft war, zogen sie weiter. Sie lebten also als Nomaden. Lange Zeit dachte die Forschung, dass nur Männer auf die Jagd gingen, während die Frauen andere Tätigkeiten übernahmen. Diese auch in älteren Filmen oder Büchern verbreitete Vorstellung ist jedoch ein Mythos. Was ist von der Altsteinzeit geblieben? Neben Werkzeugen entstanden auch erste Kunstwerke. Durch Höhlenmalereien sollten u.a. übermenschliche Mächte heraufbeschworen werden, damit die Jagd erfolgreich verlief (Jagdzauber). Kleine Frauenfiguren waren weit verbreitet. Sie dienten vermutlich der Verehrung von gesellschaftlich hoch angesehenen älteren, weisen Frauen. Tote wurden in Gruben bestattet. Schwere Steine schützten den Leichnam vor wilden Tieren. Die Jungsteinzeit (Neolithikum) – ca. 5500 bis ca. 2200 v. Chr. Die Klimaerwärmung am Ende der letzten Eiszeit bewirkte vor ca. 10.000 Jahren das Abwandern bzw. Aussterben vieler Jagdtiere (z.B. Mammut). Die Menschen mussten daher neue Nahrungsquellen finden. An unterschiedlichen Orten der Erde begannen sie unabhängig voneinander mit dem Ackerbau und der Viehzucht. Bauernkulturen breiteten sich über weite Gebiete der Erde aus. Wie lebten die Menschen in der Jungsteinzeit? Die Lebensweise der Menschen veränderte sich dadurch grundlegend: Sie wurden sesshaft und errichteten erste Wohnhäuser (Langhäuser oder Pfahlbauten in der Nähe von Gewässern). Die ersten Dorfgemeinschaften entstanden und man legte Vorräte an. Für die Lagerung verwendete man Gefäße aus getrocknetem Ton. Die Arbeit wurde unter den Mitgliedern der Großfamilie aufgeteilt. Diese einschneidenden Veränderungen werden als „Neolithische Revolution“ bezeichnet. Was ist von der Jungsteinzeit geblieben? Mit der Sesshaftigkeit wurden die Menschen stark von ihrer natürlichen Umgebung abhängig. Sie beobachteten ihre Umwelt genau. Naturerscheinungen deuteten sie vermutlich als übernatürliche Kräfte von Göttinnen und Göttern. Um diese freundlich zu stimmen, begannen die Menschen, sie zu verehren und ihnen Heiligtümer zu errichten. Ab der Jungsteinzeit wurden Tote oft in seitlicher Körperhaltung mit angezogenen Beinen bestattet (Hockergrab). Auch bahnbrechende Erfindungen (z.B. Rad, Pflug, Webstuhl) gelangen. › Die in diesem Kapitel genannten Jahreszahlen beziehen sich auf Mitteleuropa. In anderen Gebieten der Erde gab es nämlich ganz unterschiedliche Entwicklungen. ca. 50.000 Jahre alter Faustkeil, Krahuletz Museum Eggenburg, Foto, 2014 (Niederösterreich) P Mythos: eine erfundene oder sagenhafte Geschichte, hier: eine wissenschaftliche Annahme, die sich als falsch herausgestellt hat Jungsteinzeitliche Pfahlbauten (Nachbau), Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, Foto, 2013 (Deutschland) Frühbronzezeitliches Hockergrab, Foto, 1908 (Halberstadt, Deutschland) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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