erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

142 Politisches Handeln Gleichberechtigung der Geschlechter Gleichheit vor dem Gesetz In einer modernen Demokratie haben alle Bürgerinnen und Bürger gleiche Rechte und Pflichten. Dabei ist es egal, welches Geschlecht oder Alter sie haben, welcher Religionsgemeinschaft sie angehören oder welche sexuelle Orientierung sie haben. Doch das war nicht immer so. Frauenrechtsbewegungen Im 18. Jh. wurden erste Ansätze einer Frauenrechtsbewegung bemerkbar. Davor hatten Frauen nämlich kein Mitsprachrecht. Die französische Revolutionärin Olympe de Gouges forderte in ihrer Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin 1791 die gleichen Rechte und Pflichten für Frauen und Männer. Allerdings führten diese Forderungen zu keiner Veränderung der Lage von Frauen. Doch die Frauen kämpften weiter für ihre Rechte. In der 2. Hälfte des 19. Jh. entwickelte sich eine moderne Frauenrechtsbewegung. Diese setzte sich für eine politische Gleichstellung der Geschlechter ein. Gefordert wurden das Frauenwahlrecht, das Recht auf Bildung und das Recht auf Erwerbstätigkeit. International bekannt wurden die „Suffragetten“, eine Bewegung von Frauen in Großbritannien und den USA. Sie machten mit Demonstrationen, Störungen von öffentlichen Veranstaltungen oder Hungerstreiks auf die Benachteiligung von Frauen aufmerksam. Meilensteine für die Gleichberechtigung in Österreich 1774 Die allgemeine Unterrichtspflicht für Mädchen und Buben bis zum 12. Lebensjahr wird unter Maria Theresia eingeführt. 1897 In der Habsburgermonarchie dürfen die ersten Frauen studieren. 1918 Einführung des allgemeinen Wahlrechts auch für Frauen 1919 Die ersten acht weiblichen Abgeordneten (von 170) ziehen ins Parlament ein. Das entspricht einem Anteil von ca. 5 %. Heute (Stand 2022) liegt der Anteil der Frauen im Nationalrat bei knapp 40 %. 1975/ 1976 Nach einer Familienrechtsreform haben Frauen in der Ehe die gleichen Rechte und Pflichten. Sie dürfen beispielsweise nun ohne Zustimmung ihres Mannes arbeiten gehen. 1975 Mädchen und Buben werden gemeinsam in einer Klasse unterrichtet. Davor gab es eigene Mädchen- und Knabenschulen. 1990 Auch Väter dürfen nun in Karenz gehen. 1993 Das Gleichbehandlungsgesetz für Männer und Frauen in der Arbeitswelttritt in Kraft. Männer und Frauen sollen gleiches Geld für gleiche Arbeit bekommen. Niemand darf aufgrund seines Geschlechts benachteiligt werden. 1997 Im Gewaltschutzgesetz werden Strafen für Gewalt an Frauen geregelt. 1999 Im österreichischen Eherecht wird festgelegt, dass die Aufteilung der Erwerbstätigkeit, die Haushaltsführung und die Kinderbetreuung ausgewogen erfolgen soll. 2019 Gleichgeschlechtliche Ehen werden in Österreich erlaubt. Davor gab es für gleichgeschlechtliche Paare seit 2010 nur die Möglichkeit einer eingetragenen Partnerschaft. O Gesetze, Regeln, Werte, S. 158 Demonstration amerikanischer Suffragetten, Foto, 1910 (o. O.) Wahl zur Nationalversammlung, Zeitungstitelblatt, 1919 (Wien) Sitzung der verfassungsgebenden Nationalversammlung im Parlament mit Anna Boschek, Therese Schlesinger, Emmy Freundlich, Adelheid Popp, Amalie Seidel und Maria Tusch, Foto, 1919 (Wien) P Karenz: bezeichnet den arbeitsrechtlichen Anspruch auf Dienstfreistellung anlässlich der Geburt eines Kindes Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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