erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

140 Politisches Handeln Zivilgesellschaft und NGOs Zivilgesellschaftlicher Protest Die aktive Teilnahme an Protestversammlungen oder Demonstrationen ist eine Möglichkeit, sich politisch zu beteiligen. Verschiedene Interessengruppen (z.B. Gewerkschaften, NGOs) nutzen diese, um auf soziale und gesellschaftliche Anliegen oder Missstände aufmerksam zu machen. Meist wird über Soziale Medien versucht, möglichst viele Menschen zu erreichen. Je mehr Personen sich beteiligen, desto erfolgreicher ist eine Demonstration oder eine Protestversammlung. Auch Streiks sind eine Möglichkeit des Protests. Dabei legen Menschen ihre Arbeit nieder, um ein bestimmtes Ziel (z.B. mehr Lohn) zu erreichen. Das Demonstrations- und Streikrecht sind wichtige Menschenrechte. Sie sind in Demokratien wie in Österreich geschützt. In Diktaturen kann es hingegen lebensgefährlich sein, wenn Personen ihren Protest ausdrücken. „Hainburg-Bewegung“ Zu Beginn der 1980er-Jahre plante die österreichische Bundesregierung den Ausbau der Wasserkraftwerke entlang der Donau. Dies wurde aufgrund des Natur- und Umweltschutzes von vielen abgelehnt. Als das Land Niederösterreich den Bau dennoch beschloss, fand im Dezember 1984 ein Protestmarsch statt. Viele Demonstrantinnen und Demonstranten besetzten in der Folge die Au, um die schon begonnenen Arbeiten zu stoppen. Die Protestbewegung konnte ihr Anliegen letztlich durchsetzen. Das Kraftwerk wurde nicht errichtet. Durch gewaltfreien Widerstand erreichte die „Hainburg-Bewegung“ eine Änderung der Energie- und Umweltschutzpolitik in Österreich. Die veränderte Sicht in der Gesellschaft trug zur Gründung einer neuen politischen Partei in Österreich bei (heute: Die Grünen). NGOs Die Abkürzung NGO steht für die englische Bezeichnung „Non Governmental Organization“ und heißt übersetzt Nichtregierungsorganisation. Es handelt sich um Organisationen, die wichtige gesellschaftliche Interessen vertreten. Sie sind aber nicht dem Staat oder einer Regierung unterstellt. NGOs sind freiwillige Zusammenschlüsse von Menschen mit gleichen Interessen, die nicht gewinnorientiert arbeiten. Sie können auf verschiedenen Ebenen tätig sein (regional, national und international). Tätigkeitsbereiche von NGOs Bereits Mitte des 19. Jh. entstanden gemeinnützige Organisationen. Diese setzten sich beispielsweise für die Armutsbekämpfung ein. Manche NGOs wurden für ganz bestimmte Aufgaben gegründet wie beispielsweise æ Naturschutz und die Umwelt- und Klimapolitik (z.B. Global 2000, Greenpeace, WWF – World Wide Fund For Nature), æ Verteidigung der Menschenrechte (z.B. Amnesty International), æ demokratische und sozial gerechte Gestaltung der globalen Wirtschaft (z.B. Attac), æ Gesundheit (z.B. Ärzte ohne Grenzen) oder æ Entwicklungszusammenarbeit (z.B. CARE, Kinderhilfswerk terre des hommes). NGOs organisieren häufig öffentliche Kundmachungen und Proteste, um auf ihre Anliegen und Interessen aufmerksam zu machen. P Zivilgesellschaft: Bereich der Gesellschaft, der nicht parteipolitisch ist und sich für bestimmte Themen einsetzt P Protest: lat. „protestari“, „öffentlich bezeugen“; öffentlich formulierter Widerspruch gegen politische Maßnahmen, Zustände oder Verhältnisse P Demonstration: öffentliche Bekundung einer Meinung; diese muss, wenn sie legal (gesetzlich erlaubt) stattfinden soll, bei den Behörden angemeldet werden; grundsätzlich hat jede und jeder das Recht zu demonstrieren Demonstration gegen das Donaukraftwerk Hainburg, Foto, 1984 › Viele internationale NGOs sind auch in Österreich tätig und haben eigene Jugendgruppen. Auch in Österreich tätige Organisationen, wie das Österreichische Rote Kreuz, die Caritas, die Diakonie Österreich, ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit oder die Gesellschaft für bedrohte Völker, sind NGOs. Informationen zu in Österreich tätigen NGOs und ihren Jugendgruppen findest du online oder in der QuickMedia Digitales Zusatzmaterial x5pt5c Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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