erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

118 Ausbeutung Sklaverei im Mittelalter Zwischen dem 8. und 10. Jh. verschleppten Normannen, Wikinger und andere kriegerische Völker bei ihren Kriegs- und Raubzügen Menschen, um sie als Sklavinnen und Sklaven an das Byzantinische Reich zu verkaufen. Im Mittelmeerraum wurden auf großen Sklavenmärkten (z.B. in Venedig oder Genua) Menschen wie Waren verkauft. An dem Menschenhandel verdienten die Händlerinnen und Händler sehr gut. Erst im Spätmittelalter ging der Sklavenhandel langsam zurück. Neben Europa und dem Nahen Osten war Sklaverei auch in Afrika gebräuchlich. Afrikanische Sklavinnen und Sklaven lebten aber teilweise unter anderen Bedingungen. Sie konnten eigenen Besitz haben und durften Familien gründen. Für den Verkauf von Menschen aus Afrika in den Mittelmeerraum oder den Nahen Osten mussten Sklavinnen und Sklaven lange Märsche in den Sklavenkarawanen überstehen und danach härteste Arbeiten übernehmen. Leibeigenschaft und Hörigkeit Neben Sklavinnen und Sklaven waren auch Leibeigene und Hörige zur Zeit des Mittelalters nicht frei. Sie durften über ihr Leben nicht alleine bestimmen. Im Unterschied zu Sklavinnen und Sklaven hatten Leibeigene und Hörige aber bestimmte Rechte. Sie konnten bewegliche Güter (z.B. Ernteerträge, landwirtschaftliche Geräte, Kleidung) besitzen, aber keinen Grund und Boden. Dieser gehörte im europäischen Mittelalter meist einem Adeligen oder der katholischen Kirche. Leibeigene lebten am Gutshof des Grundherrn (Fronhof) und bewirtschafteten dessen Land. Sie konnten nur mit seiner Genehmigung heiraten und unterlagen seiner Gerichtsbarkeit. Frondienst Hörige bewirtschafteten das Land des Grundherrn zu ihrem eigenen Nutzen. Dafür mussten sie ihm Abgaben liefern (Zehent) und an bestimmten Tagen bei verschiedenen Arbeiten helfen (Frondienste). Da dies oft zur Saat- oder Erntezeit erfolgen sollte, stellten die Frondienste ein großes Problem für die Bauern und ihre Familien dar. In dieser Zeit konnten sie sich nicht um ihre Felder kümmern. Die Lieferungen an den Fronhof bestanden u.a. aus einem Teil der Ernte, aus Tieren und handwerklichen Erzeugnissen (z.B. Stoffen). Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft wurden diese Naturalabgaben oft in Geldabgaben umgewandelt. Es gab nur wenige freie Bauern, die, manchmal auch durch Erbe, entweder eigenes Land besaßen oder es von Grundherren pachteten. Sie zahlten dafür Steuern und mussten Kriegsdienst leisten. O Mittelalter, S. 82 P Karawanen: große Reisegesellschaften, die bis ins 20. Jh. in Teilen Asiens und Afrikas unterwegs waren › Der Begriff der Leibeigenschaft wurde im Hochmittelalter geprägt, um diese Form der Abhängigkeit von der Sklaverei zu unterscheiden. Sklaverei und Frondienst im Mittelalter unterschied sich von der Sklaverei in der Antike. › Personen konnten in die Abhängigkeit von anderen geraten, wenn sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen konnten. Dies wird als „Schuldknechtschaft“ bezeichnet. Arbeiter und Aufseher auf einem Fronhof, Holzschnitt, 1493 › Im Raum des heutigen Österreich wurde die bäuerliche Abhängigkeit 1848 beendet. Ablieferung des Zehnten, nachkolorierter Holzschnitt, um 1520 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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