erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

Lernen mit Konzepten Begegnungen 114 q Zeitpunkte Ein konkretes Datum ist wie ein scheinbar stillstehender Moment in der Geschichte, der eine Veränderung oder Besonderheit markiert. Fixe Zeitpunkte helfen uns, Auswirkungen von bestimmten Ereignissen besser zu verstehen. æ Bestimme Zeitpunkte in deinem Leben oder dem deiner Familie, die eine wichtige Veränderung (positiv oder negativ) gebracht haben und notiere sie. æ Erkläre, warum 1492 ein Wendepunkt für uns Europäerinnen und Europäer bzw. für die indigene Bevölkerung Nord- und Südamerikas war. q Perspektive æ Analysiere die Textquellen in Bezug auf Beschreibung des eigenen bzw. fremden Volkes. æ Arbeite die jeweilige Perspektive der Textquellen heraus. æ Nimm kritisch zur gegenseitigen Einschätzung Stellung. Christoph Kolumbus berichtet in einem Brief an Luis de Santángel über seine Eindrücke von der indigenen Bevölkerung: Sie [die Einwohnerinnen und Einwohner von San Salvador] huldigen weder einer Sekte noch einem Götzendienst. Doch waren sie alle vom Glauben durchdrungen, dass alle Macht und alles Gute vom Himmel kommen. So waren sie felsenfest davon überzeugt, dass ich samt meinen Schiffen und all meinen Leuten vom Himmel herabgestiegen sei. In diesem Glauben wurde ich überall von ihnen empfangen, sobald sie ihre Angstgefühle überwunden hatten. Man darf aber deshalb nicht etwa glauben, dass sie dumm und unwissend sind. Im Gegenteil: Sie haben einen gesunden Menschenverstand […]. Allerdings waren ihnen bekleidete Menschen und Schiffe, wie die unsrigen, eine vollkommene Neuheit. Kolumbus, Bordbuch (1492), neue Aufl. 2006, S. 269 Ein aztekischer Zeitzeuge beschreibt rückblickend den Eindruck der Vertrauten Montezumas beim ersten Zusammentreffen mit den Spaniern: Sie schenkten den Spaniern Goldfahnen, Fahnen aus Quetzalfedern und goldene Halsketten. Nachdem sie ihnen das Geschenk überreicht hatten, wurde ihr [der Spanier] Gesicht heiter, sie freuten sich sehr und waren vergnügt. Wie Affen hoben sie das Gold auf. Es war, als ob sie zufriedengestellt worden seien, als ob ihr Herz neu und erleichtert würde. Wirklich! Sie dürsten mächtig nach Gold, ihr Körper streckt sich, sie werden wie wild vor Hunger danach. Wie hungrige Schweine waren sie gierig nach Gold. Sie entreißen die goldenen Fahnen, schwenken sie hin und her, betrachten sie auf der eine Seite und auf der anderen. Sie sind wie jemand, der eine wilde Sprache spricht. Alles, was sie sagen, ist ein Kauderwelsch. Codex Florentinus, Buch XII, 16. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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