110 Begegnungen Folgen der Entdeckungen Kolumbus-Effekt Die Entdeckungen und Eroberungen im 15. und 16. Jh. hatten einen Zusammenprall der europäischen und amerikanischen Kulturen zur Folge. Die Menschen lernten u.a. die Nahrung der jeweils anderen kennen. Dadurch änderte sich ihr Lebens- und Naturraum. Sie tauschten Getreide, Früchte, Gemüse und Tiere aus. Dies nennt man auch „Kolumbus-Effekt“. Aus Europa wurden jedoch auch Krankheiten eingeschleppt, für die die Indigenen keine Abwehrkräfte hatten. Tausende starben an Pocken, Masern oder Grippe. Manche Gebiete wurden dadurch vollständig entvölkert. Eurozentristische Sichtweise Lange Zeit hindurch war die Geschichte der „Entdeckung Amerikas“ sehr stark von der europäischen Sichtweise geprägt. Dies merkt man beispielsweise an Begriffen wie „Entdeckung“ oder „Eroberung Amerikas“. Dabei stehen die Europäerinnen und Europäer als aktiv Handelnde im Zentrum, während die indigene Bevölkerung nur passiv dargestellt wird. Lateinamerikanische Historikerinnen und Historiker forderten daher andere Bezeichnungen, wie „Begegnung zweier Welten“, „Zusammenprall von Kulturen“ oder „Erfindung Amerikas“. Europas Kolonien Nach der Ankunft auf dem amerikanischen Kontinent begannen die europäischen Mächte, zahlreiche Gebiete in Amerika, Asien und Afrika zu erobern und Kolonien zu errichten. Kolonialismus bezeichnete die Politik eines Staates, die auf Erwerb, Erhaltung und Ausbeutung von (meist überseeischen) Besitzungen ausgerichtet war. Die ansässige Bevölkerung wurde von den Europäerinnen und Europäern als minderwertig angesehen und beherrscht. Aus den Kolonien wurden Rohstoffe zu sehr niedrigen Preisen nach Europa gebracht. Dort wurden sie weiterverarbeitet und teuer verkauft. Um die Kolonien dauerhaft von den europäischen Mächten abhängig zu machen, wurden technische Weiterentwicklungen verhindert. Im Laufe des 19. Jh. hatten immer mehr europäische Mächte Kolonien. Fast ganz Afrika und Asien wurden kolonisiert. Das größte Kolonialreich war das British Empire. Es erstreckte sich zu Beginn des 20. Jh. auf ein Viertel der Landfläche der Erde. Aufteilung der Kolonien Ab Ende des 19. Jh. wollten viele europäische Staaten ihren Einflussbereich vergrößern. Diese Politik der Ausdehnung wird Imperialismus genannt. Da viele europäische Mächte die gleichen Ziele hatten, kam es zu Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen. 1884/85 trafen sich die Kolonialmächte zur so genannten Berliner Konferenz. Dort wurde Afrika zwischen den europäischen Ländern aufgeteilt. Auf traditionelle Siedlungsgrenzen, die Sprachen und Kulturen der afrikanischen Bevölkerung wurde keine Rücksicht genommen. Bis heute gibt es zwischen afrikanischen Staaten Grenzen, die den damals gezogenen geraden Grenzlinien folgen. Die Ausbeutung und schlechte Behandlung als Menschen zweiter Klasse führte zum Widerstand der einheimischen Bevölkerung. Die Aufstände wurden jedoch meist blutig niedergeschlagen. Pockenkranker Indio, Martinez Compañon, Trujillo del Peru, Aquarell, 18 Jh. › Die Begriffe „Indio” (span. für Bewohner Indiens) bzw. „Indianer” als Bezeichnung für die Urbevölkerung des amerikanischen Kontinents erinnern bis heute an Christoph Kolumbus’ Irrtum. P Rohstoffe: stammen aus der Natur, sind nicht bearbeitet („roh“), kommen meist selten oder nur in bestimmten Gebieten vor; wurden im Zuge der Herstellung von Waren in Fabriken im 19. Jh. (Industrialisierung) in immer größeren Mengen benötigt P British Empire: Britisches Weltreich P überseeisch: Gebiete auf der anderen Seite des Ozeans betreffend › Der Einfluss der europäischen Kolonialmächte ist bis heute in vielen Landessprachen sichtbar (z.B. wird in großen Teilen Mittel- und Südamerikas Spanisch gesprochen). › Durch den Kolonialismus veränderte sich überall auf der Welt die Pflanzen- und Tierwelt. Zum Beispiel kamen mit den ersten europäischen Siedlerinnen und Siedlern Ende des 18. Jh. Kaninchen nach Australien. Eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten können einheimische Arten bereichern oder auch bedrohen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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