erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

108 Begegnungen Kulturkontakte Gegenseitige Wahrnehmung – Sicht der indigenen Bevölkerung Über das Leben der indigenen Bevölkerung Mittel- und Südamerikas und ihre Wahrnehmung von der Ankunft der Spanier sind heute nur mehr wenige Originalquellen vorhanden. Alles Wissen über Religion, Alltagsleben und historische Ereignisse wurde von aztekischen Schreibern in einer Bilderhandschrift in Büchern zusammengefasst. Eines dieser Bücher beinhaltet die Geschichte der Eroberung durch Hernán Cortés. Die meisten dieser Bücher wurden durch die Eroberer vernichtet, so auch das Original des Lienzo de Tlaxcala. Davon ist nur mehr eine Kopie erhalten. Gegenseitige Wahrnehmung – Sicht der europäischen Bevölkerung Für die europäische Perspektive sind deutlich mehr Quellen erhalten. Diese haben unsere Wahrnehmung der Geschehnisse in der Frühen Neuzeit stark beeinflusst und teilweise auch verfälscht. Der Codex Florentinus wurde zwischen 1540 und 1585 von dem spanischen Geistlichen Bernadino de Sahagún verfasst. In seinem Werk hält er Gespräche mit der indigenen Bevölkerung nach der spanischen Eroberung des Aztekenreiches fest. Weitere Quellen sind auch die Aufzeichnungen der Seefahrer selbst (z.B. Bordbuch des Kolumbus), Berichte von Zeitgenossen aus den Kolonien (z.B. von Bartolomé de las Casas über die Misshandlung und Ausbeutung der indigenen Bevölkerung) oder Texte von Geschichtsschreibern aus späteren Jahrhunderten (z.B. Antonio Solís y Ribadeneira). Der spanische Konquistator Hernán Cortés, Paolo Giovio, Elogia virorum bellica virtute illustrium, Holzschnitt, 1575 (Basel, Schweiz) Montezuma II., Codex Mendoza (aztekische Bilderhandschrift), 1541/42, Bodleian Library (Oxford, Großbritannien) Saal „in die neue Welt“, Weltmuseum Wien, Foto, 2019 P Perspektive: Sichtweise von einem bestimmten Standpunkt aus Cortés wird freundlich empfangen, „Lienzo de Tlaxcala” (mexikanische Bilderhandschrift), Mitte 16. Jh., Französische Nationalbibliothek (Paris, Frankreich) Aztekische Küche, Bernardino de Sahagún, Historia General de las Cosas de la Nueva España, 16.Jh., Bibliothek Laurenziana (Florenz, Italien) Darstellung der Kulturkontakte in der Gegenwart Bei den frühen Entdeckungs- und Eroberungsfahrten ging es meist um die Vergrößerung europäischer Macht und Reichtum. Im Laufe der späteren Jahrhunderte kamen andere Interessen hinzu. Man reiste in entfernte Länder, um mehr über Menschen, Tiere und Pflanzen zu erfahren. „Sehenswerte“ Tiere oder Gegenstände wurden mitgebracht und in Europa ausgestellt. So verändert sich das Bild der „Anderen“ bis heute stetig. Vor langer Zeit entstandene Vorurteile werden abgebaut. Heutzutage wird in Museen besonders darauf geachtet, dass Kulturkontakte von mehreren Perspektiven beleuchtet werden: So kommen die Indigenen selbst, frühere und zeitgenössische Reisende aus Europa und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu Wort. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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