106 Begegnungen Entdeckung und Eroberung Sehnsucht nach Reichtum und Macht Die Europäerinnen und Europäer hatten von sagenhaften Reichen und unermesslichen Schätzen in der „Neuen Welt“ gehört. Immer mehr europäische Länder gaben daher Seereisen in Auftrag und verschiedene Gebiete der amerikanischen Kontinente wurden nach und nach entdeckt. Die europäischen Mächte versuchten, diese in ihren Besitz zu bringen und damit auch ihren Machtbereich und Reichtum zu vergrößern. Dabei gingen sie grausam vor. Die indigene Bevölkerung wurde von den europäischen Eroberern als minderwertig angesehen, unterdrückt, misshandelt und ausgebeutet. Die Menschen wurden zwangsweise zum Christentum bekehrt. Über viele Jahrhunderte bestehende Hochkulturen (z. B. der Inka und Azteken) und der Lebensraum der indigenen Bevölkerung wurden zerstört. Inkareich 1532 erreichte Francisco Pizarro (1476/78–1541) das Landesinnere Südamerikas. Mit einer kleinen Truppe drang er ins Inkareich vor, in dem ein Bürgerkrieg herrschte. Pizarro und seine indigenen Verbündeten griffen ins Kriegsgeschehen ein, nahmen den Inkakönig Atahualpa gefangen und verlangten für dessen Freilassung Gold. Sie erhielten das Gold und ließen den König trotzdem töten. In der Folge eroberten die Spanier das Inkareich. Priester kamen ins Land, um die Menschen zum christlichen Glauben zu bekehren. Man beutete die einheimische Bevölkerung aus. Das Land wurde unter den Neuankömmlingen aufgeteilt. Von der ersten spanischen Kolonie zur Zerstörung des Aztekenreiches Einige Jahre zuvor hatte der spanische Konquistador Hernán Cortés (1485– 1547) im Namen des spanischen Königs eine Kolonie gegründet. Er ließ alle seine Schiffe zerstören, um eine Rückkehr vor der endgültigen Einnahme des Landes unmöglich zu machen. Cortés verbündete sich mit unzufriedenen Einheimischen, die Jahre zuvor von Montezuma unterworfen worden waren. Sein nächstes Ziel war die Hauptstadt des Aztekenreiches Tenochtitlan, wo sich Montezuma aufhielt. Da Montezuma wusste, dass die Spanier viele Verbündete unter den Indigenen hatten, empfing er Cortés trotz seiner Bedenken. In der Folge kam es zu Kämpfen zwischen den Azteken und den Spaniern, die viele Tote auf beiden Seiten forderten. Montezuma wurde gefangen genommen und starb wenig später. Tenochtitlan fiel 1521 an die Spanier. Mit der Errichtung des Vizekönigreichs Neuspanien wurde es als neue Hauptstadt in Mexiko-Stadt umbenannt. Cortés wurde nach der Eroberung des Aztekenreiches Gouverneur. Er war somit der zweitmächtigste Mann nach dem König. › Der neu entdeckte Kontinent wurde nach dem Italiener Amerigo Vespucci benannt, der um 1500 die Küste Südamerikas erforschte. P Inka: ursprüngliche Kultur in Südamerika; ihr Einfluss erstreckte sich von Ecuador bis nach Chile und Argentinien P Azteken: mittelamerikanische Kultur, v.a. auf dem Gebiet des heutigen Mexiko Die Lösegeldzahlung für Atahualpa an die Spanier, Theodore de Bry, Kupferstich, 16. Jh. P Konquistador: Eroberer P Gouverneur: Statthalter; hier: Verwalter der neu entdeckten Gebiete für den spanischen König Rekonstruktionszeichnung der aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan aus dem 19. Jh. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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