erleben und gestalten 2 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

102 Begegnungen Zeitalter der Entdeckungen Voraussetzungen und Gründe für Entdeckungsfahrten Zur Zeit des europäischen Mittelalters waren den Menschen jeweils nur begrenzte Gebiete bekannt. Die Frühe Neuzeit war das Zeitalter der Kunst (Renaissance) und der Wissenschaft (Humanismus), aber auch der Entdeckungsfahrten. Die Seefahrer entdeckten antikes Wissen wieder. Es wurden neuartige Schiffe gebaut, z.B. Karavellen, die sich durch ihr Ruder viel besser steuern ließen als frühere Schiffstypen. Es kamen auch neue technische Geräte zum Einsatz. Das Astrolabium benützte man beispielsweise zum Berechnen von Sternpositionen. All dies machte die Vorhaben der Seefahrer möglich. Forscherdrang, Abenteuerlust und Gier nach Reichtum trieben die Seefahrer an, in bis dahin unbekannte Gebiete vorzudringen. Es gab aber auch politische, religiöse und wirtschaftliche Gründe. Seit der Eroberung Konstantinopels 1453 kontrollierten die Osmanen wichtige Handelswege zwischen Europa und Asien. Durch hohe Zölle wurden die begehrten Waren aus Indien und China teurer. Deshalb suchten die europäischen Händlerinnen und Händler neue Möglichkeiten, um das Osmanische Reich zu umgehen. Erste Entdeckungsfahrten Der Handel mit Sklavinnen und Sklaven sowie die Suche nach Gold, Gewürzen und anderen orientalischen Erzeugnissen versprach hohe Gewinne. Dies veranlasste Seefahrer zu immer weiteren Entdeckungsfahrten. Vor allem in Portugal und Spanien starteten viele Reisen. Die Seefahrermacht Portugal Der portugiesische Kronprinz Heinrich der Seefahrer (1394–1460) war ein wichtiger Förderer der portugiesischen Entdeckungsfahrten. Er gründete eine eigene Seefahrerschule und entsandte regelmäßig Schiffe zur Erkundung der afrikanischen Westküste. 1488 gelangte Bartolomeu Diaz (1450–1500) an die Südspitze Afrikas. Den Seeweg nach Indien legte Vasco da Gama (1469–1524) als Erster zurück. 1498 erreichte er die indische Küste. Portugal wollte die Seeherrschaft bis nach Indien gewinnen und den Handel kontrollieren. Die Entdeckung von da Gama trug zum Reichtum Portugals bei und es wurde zur größten Handelsmacht in Europa im 16. Jh. Die Seefahrermacht Spanien Einige Jahrzehnte nach Portugal begann auch für Spanien die Epoche der Entdeckungen. Christoph Kolumbus (1451–1506) wollte Indien auf dem Westweg erreichen. Statt der eingeplanten drei Wochen war Kolumbus über zehn Wochen unterwegs gewesen, bevor er am 12. Oktober 1492 Land erreichte. Kolumbus wusste aber nicht, dass er nicht in Indien, sondern auf der Insel San Salvador (Bahamas) gelandet war. Nach seiner Rückkehr nach Spanien sicherte sich der spanische König das Recht der Inbesitznahme der neu entdeckten Gebiete. Bei seinen vier Reisen entdeckte Kolumbus große Teile der Karibik und kam bis nach Mittelamerika. 1519 brach Fernando Magellan (1480–1521) im Dienste des spanischen Königs zu einer Umsegelung der Welt in westlicher Richtung auf. Der Kapitän verstarb auf den Philippinen, doch eines seiner Schiffe kehrte 1522 nach Spanien zurück. Damit war die erste Weltumsegelung gelungen. O Mittelalter, S. 98 Karavelle, Bordbuch des Christoph Kolumbus, Holzschnitt, 1502 Astrolabium, 14. Jh., Foto, o. J. (Europa) › Bereits die Wikinger waren um das Jahr 1000 bis nach Amerika gekommen, wie archäologische Funde belegen. Man spricht daher auch von der „Vorentdeckung“ Amerikas. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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