erleben und gestalten Geschichte und Politische Bildung 2 Auch mit E-Book+ erhältlich
1. Auflage (Druck 0001) © Österreichischer Bundesverlag Schulbuch GmbH & Co. KG, Wien 2024 www.oebv.at Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch auszugsweise, gesetzlich verboten. Autorinnen: PD MMag. Dr. Andrea Brait, Krems und Mag. Cornelia Sommer-Hubatschke, Stockerau (Kapitel 1, 2, 6, 8; Kapitel 4: S. 62–63, 70– 73, 76–77); PD Mag. Dr.in Andrea Strutz, Graz und Mag. Sabine Mader, Klosterneuburg (Kapitel 3, 5, 7, 9; Kapitel 4: S. 61, 64–69, 74–75, 78) Redaktion: Carina Molnár, MA, Wien; Mag. Elisabeth Puntigam-Gröller, Wien Herstellung: MMag. Andrea Maria Fellner, Wien Umschlaggestaltung und Layout: Jens-Peter Becker, normaldesign GbR, Schwäbisch Gmünd Satz: Print Alliance HAV Produktions GmbH, Bad Vöslau Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Horn ISBN 978-3-209-12305-3 (erleben und gestalten SB 2 + E-Book) ISBN 978-3-209-12311-4 (erleben und gestalten SB 2 + E-BOOK+) ISBN 978-3-209-13101-0 (erleben und gestalten SB 2 E-Book Solo) ISBN 978-3-209-13104-1 (erleben und gestalten SB 2 E-BOOK+ Solo) erleben und gestalten 2 - Geschichte und Politische Bildung, Schulbuch und E-Book Schulbuchnummer: 215591 erleben und gestalten 2 - Geschichte und Politische Bildung, Schulbuch mit E-BOOK+ Schulbuchnummer: 215592 erleben und gestalten 2 - Geschichte und Politische Bildung, Schulbuch E-Book Solo Schulbuchnummer: 215594 erleben und gestalten 2 - Geschichte und Politische Bildung, Schulbuch E-BOOK+ Solo Schulbuchnummer: 215593 Mit Bescheid des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung vom 30. Oktober 2023, GZ: 2022-0.740.391, gemäß § 14 Absatz 2 und 5 des Schulunterrichtsgesetzes, BGBl. Nr. 472/86, und gemäß den derzeit geltenden Lehrplänen als für den Unterrichtsgebrauch für die 2. Klasse an Mittelschulen und für die 2. Klasse an allgemein bildenden höheren Schulen – Unterstufe im Unterrichtsgegenstand Geschichte und Politische Bildung (Lehrplan 2023) geeignet erklärt. Dieses Werk wurde auf der Grundlage eines zielorientierten Lehrplans verfasst. Konkretisierung, Gewichtung und Umsetzung der Inhalte erfolgen durch die Lehrerinnen und Lehrer. Liebe Schülerin, lieber Schüler, du bekommst dieses Schulbuch von der Republik Österreich für deine Ausbildung. Bücher helfen nicht nur beim Lernen, sondern sind auch Freunde fürs Leben. Kopierverbot Wir weisen darauf hin, dass das Kopieren zum Schulgebrauch aus diesem Buch verboten ist – § 42 Abs. 6 Urheberrechtsgesetz: „Die Befugnis zur Vervielfältigung zum eigenen Schulgebrauch gilt nicht für Werke, die ihrer Beschaffenheit und Bezeichnung nach zum Schul- oder Unterrichtsgebrauch bestimmt sind.“ Umschlagbilder: U1.1: LBI ArchPro / 7reasons / Interspot Film; U1.2: LEONHARD FOEGER / REUTERS / picturedesk.com Illustrationen: Wolfgang Schaar, Grafing; SCHWUPP, Atelier für Malerei und Illustration, Hausbrunn Kartographie: Freytag-Berndt & Artaria, Wien Bildrechte: © Bildrecht GmbH, Wien 2024 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
www.oebv.at Andrea Brait Sabine Mader Cornelia Sommer-Hubatschke Andrea Strutz erleben und gestalten Geschichte und Politische Bildung 2 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
2 Inhaltsverzeichnis So arbeitest du mit „erleben und gestalten – Geschichte und Politische Bildung“ 4 Geschichte und Politische Bildung 6 Lebensweltliche Erfahrungen im Umgang mit Geschichte und Vergangenheit 7 Zeit und Geschichte 8 Zeiteinteilungen 10 Quellen der Geschichte 12 Geschichtsdarstellungen 14 Anfänge der Menschheitsgeschichte 16 Die Steinzeiten 18 Die Metallzeiten 20 Lernen mit Konzepten (Zeiteinteilung | Konstruktivität) 22 Alte Kulturen 23 Frühe Hochkulturen 24 Die ägyptische Hochkultur 26 Bestattung im Alten Ägypten 28 Griechische Antike 30 Konflikte im antiken Griechenland 32 Römische Antike 34 Leben im Römischen Reich 36 Zusammenleben in der Antike 38 Kunst und Sport 40 Überreste der römischen Herrschaft 42 Umgang mit der Antike heute 44 Lernen mit Konzepten (Lebens- und Naturraum | Belegbarkeit) 46 Welt- und Vernetzungsgeschichte zur Zeit der europäischen Antike 47 Antike Großreiche – Beispiel China 48 Fernhandelsrouten in der Antike 50 Handelsnetzwerke zwischen den Kulturen 52 Antike Großstädte – Handel, Kultur, Vielfalt 54 Römische Handelsbeziehungen 56 Die bekannte Welt in der Antike 58 Lernen mit Konzepten (Auswahl | Diversität) 60 Vergangene und gegenwärtige Herrschafts- und Staatsformen 61 Herrschaft 62 Entwicklung der attischen Demokratie 64 Römische Republik 66 Feudalismus 68 Monarchie 70 Herrschaft in Österreich 72 Republik 74 Diktatur 76 Lernen mit Konzepten (Handlungsspielräume | Macht) 78 1 Geschichte und Vergangenheit 2 Alte Kulturen 3 Vernetzungsgeschichte 4 Herrschafts- und Staatsformen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
3 Mittelalterliche Lebensformen 79 Das europäische Mittelalter 80 Leben und Alltag auf dem Land 82 Die mittelalterliche Stadt 84 Leben in der mittelalterlichen Stadt 86 Klosterleben im Mittelalter 88 Medizin und Heilkunst 90 Handelsmächte in Europa 92 Fernhandel und Geldwesen 94 Vom Leben der Ritter 96 Alltag auf einer Burg 98 Lernen mit Konzepten (Arbeit | Kausalität) 100 Begegnungen zwischen dem Eigenen und dem Fremden in der Frühen Neuzeit 101 Zeitalter der Entdeckungen 102 Erste Begegnungen 104 Entdeckung und Eroberung 106 Kulturkontakte 108 Folgen der Entdeckungen 110 Langfristige Folgen des Kolonialismus 112 Lernen mit Konzepten (Zeitpunkte | Perspektive) 114 Geschichte der Ausbeutung als Längsschnitt (von der Antike bis in die Gegenwart) 115 Sklaverei im antiken Rom 116 Sklaverei im Mittelalter 118 Sklaverei in der Neuzeit 120 Folgen der Sklaverei in den USA 122 Ausbeutung im Industriezeitalter 124 Ausbeutung heute 126 Durchsetzung von Menschenrechten 128 Lernen mit Konzepten (Zeitverläufe | Verteilung) 130 Möglichkeiten für politisches Handeln in Gegenwart und Zukunft 131 Politisches Handeln 132 Ebenen politischen Handelns 134 Politische Partizipation 136 Direkte und indirekte Demokratie 138 Zivilgesellschaft und NGOs 140 Gleichberechtigung der Geschlechter 142 LGBTQIA+ 144 Herausforderungen der Gegenwart 146 Lernen mit Konzepten (Kommunikation) 148 Gesetze, Regeln und Werte in Gegenwart und Zukunft 149 Normen und Regeln 150 Gesetze und Recht 152 Kinderrechte 154 Kinderrechte in Österreich 156 Werte im Wandel 158 Frieden und Sicherheit 160 Gerechtigkeit und Solidarität 162 Lernen mit Konzepten (Normen | Struktur) 164 Methoden- und Technikkarten 165 Operatoren 173 Quellen- und Literaturverzeichnis 175 Bildquellenverzeichnis 176 5 Mittelalter 6 Begegnungen 7 Ausbeutung 8 Politisches Handeln 9 Gesetze, Regeln, Werte Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
4 So arbeitest du mit „erleben und gestalten – Geschichte und Politische Bildung“ Dieses Schulbuch ist in neun Großkapitel gegliedert. Zur besseren Unterscheidbarkeit ist jedes Großkapitel in einer anderen Farbe gehalten. Ein Großkapitel besteht aus einer Auftaktseite, einem Kapitelteil (auf der Inhaltsseite werden die Themen mit Texten und Materialien veranschaulicht, auf der Übungsseite finden sich darauf abgestimmte Arbeitsaufgaben) und einer Seite für das Lernen mit Konzepten. Auftaktseite Auf der Einstiegsseite gibt es ein großes Bild, das dich in das Thema einführt. Du wirst informiert, welche Konzepte im Großkapitel behandelt werden. Unten auf der Seite findest du einen Verweis auf einen Online-Code mit weiterführenden Informationen. Um dorthin zu gelangen, gib den Code einfach in das Suchfeld auf www.oebv.at ein. Alle Materialien sind auch über die QuickMedia App aufrufbar. In der Zeitleiste kannst du wichtige Ereignisse und Jahreszahlen nachlesen, die im Kapitel behandelt werden. Zeitleiste 7 q Zeiteinteilung | Konstruktivität 1 „Ötzi” nach seiner Bergung am Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck, Foto, 1991 Lebensweltliche Erfahrungen im Umgang mit Geschichte und Vergangenheit Entstehung der Erde vor ca. 4,5 Mrd. Jahren Entwicklung des Menschen vor ca. 2 Mio. Jahren Beginn der Altsteinzeit vor ca. 2,5 Mio. Jahren Homo sapiens sapiens vor ca. 200.000 Jahren Beginn der Jungsteinzeit ca. 5500 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Judentum 3761 v. Chr. Beginn der Kupfer- und Bronzezeit ca. 2200 v. Chr. Beginn der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) ca. 800 v. Chr. Beginn der jüngeren Eisenzeit, La-Tène-Kultur ca. 400 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Christentum Jahr „Null“ Beginn der Zeitrechnung im Islam 622 n. Chr. Am 19. September 1991 machte ein deutsches Ehepaar in den Ötztaler Alpen an der Grenze zwischen Österreich und Italien einen Sensationsfund: „Ötzi“. Er wird auch „Der Mann aus dem Eis“ genannt. Nach zahlreichen Untersuchungen wissen wir heute, dass es sich bei der Mumie um einen Mann handelt, der vor ca. 5.300 Jahren gelebt hat. „Ötzi“ war ca. 160 cm groß und wurde ungefähr 45 Jahre alt. Einige Gelenke und seine Zähne zeigen starke Abnutzungserscheinungen. Es gibt auch Knochenbrüche im Bereich des Brustkorbs. Auf seiner Haut befinden sich rund 60 Tätowierungen. Seine Lunge war von Rauchpartikeln schwarz gefärbt. Die Wissenschaft vermutet daher, dass er sich oft am offenen Feuer aufgehalten hat. Der Mann trug geflochtene Schuhe und eine Art Mantel aus Ziegenfell. Er hatte auch einige Gegenstände bei sich, die Aufschluss über sein Leben geben. Der Fund ist die einzig erhaltene im Eis getrocknete Leiche aus der späten Jungsteinzeit bzw. Kupferzeit. Er ermöglicht viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse über diese Zeit. Man erforschte auch sein Erbgut. Zuletzt stellte man fest, dass Ötzi von Ackerbauern aus dem Nahen Osten abstammt, eine relativ dunkle Hautfarbe hatte und wahrscheinlich glatzköpfig war. Digitales Zusatzmaterial wj9t3q Titel des Großkapitels Online-Code Konzepte Kapitelseiten: Inhalts- und Übungsseite Auf der linken Seite bekommst du mithilfe von Texten und vielfältigen Materialien einen Überblick über wichtige Inhalte im Kapitel. Die Informationsspalte am Rand enthält Begriffserklärungen und bietet zusätzliche Informationen. Hinzu kommen Seitenverweise zu verwandten Themen innerhalb des Buches und Online-Codes bzw. Verweise auf die QuickMedia App. Auf der rechten Seite gibt es Arbeitsaufträge zum Kapitel, um bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten (Kompetenzen) zu trainieren. Die Abkürzungen der jeweiligen Kompetenzen sind immer angegeben. Wenn du mit einer Methodenkarte (M) oder Technikkarte (T) arbeiten sollst, wird das ausgewiesen. Im Online-Bereich bzw. der QuickMedia App wird auch ein Gesamtglossar der Begriffserklärungen im Schulbuch angeboten. Digitales Zusatzmaterial y7ai96 Kurzbezeichnung des Großkapitels Inhaltsseite Übungsseite Verweis auf die QuickMedia App und den OnlineCode Arbeitsaufträge mit hervorgehobenen Operatoren und Kompetenzauszeichnung Informationsspalte Zusatzinformation Lexikon 6 105 104 Begegnungen Erste Begegnungen Vorstellungen von der einheimischen Bevölkerung Viele der von europäischen Seefahrern im 15. Jh. entdeckten Gebiete waren bereits bewohnt. Teilweise wusste man etwas über die indigene Bevölkerung, teilweise hatte man sehr fantasievolle Vorstellungen von diesen Menschen. Eine dieser Quellen, die zur Verbreitung dieser Vorstellungen beitrug, war die romanhafte Reisebeschreibung von Jehan de Mandeville. Christoph Kolumbus kannte sie. Mandeville berichtete auch vom seit der Antike bekannten Wissen um die Kugelgestalt der Erde. Er berechnete den Umfang der Erde aber deutlich zu klein. Deshalb meinte Kolumbus, Indien in drei Wochen erreichen zu können. Ankunft von Kolumbus in Amerika Als Kolumbus in Amerika ankam, glaubte er, in Asien gelandet zu sein. Aus früheren Berichten wusste man bereits einiges über diesen Teil der Erde. Indien und das Kaiserreich China waren schon lange wichtige Handelspartner für Europa. Von dort kamen wertvolle Güter wie Seide oder Gewürze. Kolumbus traf hier jedoch auf Menschen und Sitten, die seinen Erwartungen nicht entsprachen. Die Entdecker wussten nicht, wie sie die unerwartete Situation einschätzen sollten. Für sie war es unvorstellbar, dass die Menschen einer völlig anderen Zivilisation entstammen könnten. Man war von ihrem Aussehen und ihren Sitten fasziniert. Außerdem glaubten die Europäerinnen und Europäer, die Indios leicht zum Christentum bekehren zu können. O Vernetzunggeschichte, S. 58 Reisebeschreibung, Jehan de Mandeville, Titelholzschnitt, 1547, British Library (London, Großbritannien) P Zivilisation: Gesellschaft mit hohem Entwicklungsstand › Bereits in der Antike wurden die ersten Erdgloben gebaut. Mit dem Zeitalter der Entdeckungen begann die große Zeit der Herstellung von Erdgloben. Den ältesten heute noch erhaltenen Erdglobus schuf Martin Behaim. Erdglobus, Martin Behaim, 1490–1492, Französische Nationalbibliothek (Paris, Frankreich) P Montezuma II. (1465– 1520): auch Mochtezuma; aztekischer Herrscher Am Tag der Landung in Hispaniola (Freitag, 12. Oktober 1492) notierte Kolumbus in sein Bordbuch: In der Erkenntnis, dass es sich um Leute handle, die man weit besser durch Liebe als mit dem Schwerte retten und zu unserem Heiligen Glauben bekehren könne, gedachte ich sie mir zu Freunden zu machen und schenkte also einigen unter ihnen rote Kappen und Halsketten aus Glas und noch andere Kleinigkeiten von geringem Werte, worüber sie sich ungemein erfreut zeigten. Sie wurden so gute Freunde, dass es eine helle Freude war. […] Sie gaben und nahmen alles von Herzen gern – allein mir schien es, als litten sie Mangel an allen Dingen. Sie gehen nackend umher […] waren jung an Jahren […] Dabei sind sie alle sehr gut gewachsen, haben einen schön geformten Körper und gewinnende Gesichtszüge. Sie haben dichtes, struppiges Haar […] Einige von ihnen bemalen sich […] Sie führen keine Waffe mit sich […] Kolumbus, Bordbuch, neu aufgelegte Ausgabe 2006, S. 37–39 Ankunft von Cortés in Mittelamerika Vom Goldreichtum angezogen, erreichte Hernán Cortés 1519 die Küste Mittelamerikas. Die indigene Bevölkerung ließ ihn und seine Leute jedoch nicht an Land. Deshalb nahmen die Spanier das Gebiet mit Gewalt ein. Cortés erhielt von den unterworfenen Indios mehrere junge Frauen als Geschenk. Eine von ihnen, Malintzin, wurde seine Beraterin, Dolmetscherin und Geliebte. Aus Respekt nannte er sie Doña (Herrin) Marina. Der aztekische Herrscher Montezuma erfuhr von der Ankunft der Spanier und schickte deshalb seine engsten Vertrauten mit zahlreichen Geschenken aus Gold und Edelsteinen, Kleidung und prächtigen Federschmuck. Damit wollte er die Fremden dazu bringen, das Land zu verlassen. Montezuma erreichte damit jedoch das Gegenteil. Digitales Zusatzmaterial x3i87x æ Analysiere die Bildquellen dieser Doppelseite in Bezug auf die Darstellung des eigenen bzw. fremden Volkes. æ Vergleiche die Darstellung der Schiffe und der Personen in den beiden Bildquellen. æ Analysiere die Textquellen dieser Doppelseite mithilfe von M16 in Bezug auf Beschreibung des eigenen bzw. fremden Volkes. æ Arbeite die jeweilige Perspektive der Quellen heraus. æ Schildere, wie sich die Menschen damals beim ersten gegenseitigen Anblick gefühlt haben könnten. (HMK) A3 M16 Kolumbus‘ Landung auf Hispaniola (Haiti), Illustration der lat. Erstausgabe: Epistola Christofori Colom: de Insulis Indie (…) inventis, Rom (E. Argenteus), Holzschnitt, 1493 Ankunft des Spaniers Hernán Cortés, Kodex Duran (aztekische Bilderhandschrift, Ausschnitt), 1550 Im Codex Florentinus ist über den ersten Eindruck, den die Indigenen von den Spaniern bei ihrer Ankunft im Jahr 1519 hatten, Folgendes überliefert: Ein Ding wie ein Ball aus Stein fliegt aus ihrem Bauch heraus, sprüht Funken und regnet Feuer […] Wenn sie den Baum trifft, verweht er in Splittern, als ob ein Zauberer in seinem Inneren ihn fortgeblasen hätte. […] Ihre Kriegstracht und ihre Waffen sind ganz aus Eisen gemacht. Sie kleiden sich ganz in Eisen, mit Eisen bedecken sie ihren Kopf, aus Eisen sind ihre Schwerter. Sie werden von Hirschen auf dem Rücken getragen, wohin sie wollen. Herr, auf diesen Hirschen sind sie so hoch wie Dächer. Ihr Körper ist ganz verborgen, nur ihre Gesichter sind nicht bedeckt. Ihre Haut ist weiß, wie aus Kalk gemacht. Codex Florentinus, Buch XII, 16. Jh. Seitenverweis Hinweis auf Methoden- oder Technikkarte Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
5 Lernen mit Konzepten Am Ende jedes Großkapitels gibt es eine Seite mit Aufgaben. Diese helfen dir, historische und politische Zusammenhänge zu verstehen und einzuordnen. Lernen mit Konzepten Alte Kulturen 46 q Lebens- und Naturraum æ Beschreibe die Reisezeichnung aus dem 19. Jh. und das zeitgenössische Foto möglichst genau. æ Vergleiche die in den Bildern und dem Video (du findest es online oder über die QuickMedia App) gezeigte Landschaft. Gehe vor allem auf die Veränderung des Lebens- und Naturraumes rund um die Pyramiden seit der Antike ein. æ Skizziere eine mögliche Ansicht von Kairo in 200 Jahren. Die Pyramiden in Gizeh bei Kairo, David Roberts, Aquarell, um 1850, Victoria und Albert Museum (London, Großbritannien) Die Pyramiden in Gizeh bei Kairo, Luftaufnahme, Foto, 2000 (Ägypten) q Belegbarkeit Zahlreiche Geschichten ranken sich um Tutanchamun und die Entdeckung seines nahezu unberührten Grabmals. æ Formuliere zwei Fragen, die dich in diesem Zusammenhang besonders interessieren. Führe zur Beantwortung deiner Fragen mithilfe von T2 eine Internetrecherche durch. æ Schildere, was du auf den beiden Bildern erkennen kannst. æ Setze die Bilder mit deinem Wissen über ägyptische Bestattung bzw. über Tutanchamun in Beziehung. æ Bewerte, inwiefern der Fund das Wissen über ägyptische Bestattungsrituale belegt. Tutanchamuns Grabkammer, Foto, 1922 (Tal der Könige, Ägypten) Howard Carter beim Betrachten des Sarkophages, Foto, 1925 (Ägypten) Digitales Zusatzmaterial wt2s5q 165 Methoden- und Technikkarten - Nenne das mögliche Thema des Bildes. - Arbeite aus der Bildbeschreibung oder dem beigefügten Text wichtige Angaben heraus: z. B. Auftraggeberin bzw. Auftraggeber, Künstlerin bzw. Künstler, zeitliche Einordnung. - Beschreibe die Wirkung des Bildes auf dich. - Analysiere Dinge, die dir auffallen: z.B. Haltung einer Person, Kleidung, verschönte oder realistische Darstellung, Tätigkeiten. - Ordne das Dargestellte (Personen, Gegenstände, Ort etc.) einem historischen oder politischen Zusammenhang zu. - Untersuche die Art und Weise der Darstellung: z.B. den Einsatz von Farben, die Anordnung von Personen und Gegenständen (wer oder was befindet sich im Zentrum). - Nimm dazu Stellung, inwiefern dieses Bild zum behandelten Thema passt. - Setze dich mit der möglichen Wirkung des Bildes auf Betrachterinnen und Betrachter zum Zeitpunkt seiner Entstehung auseinander. - Beurteile, ob mit der Darstellung ein bestimmter Zweck erreicht werden sollte. - Formuliere Fragen, die das Bild aufwirft. M1 Methodenkarte: Bildliche Quellen - Ermittle das Thema des Comics. - Arbeite die Haupt- und Nebenhandlungen heraus. Beachte dabei den Zusammenhang von Bild und Text. - Beschreibe das Aussehen der dargestellten Figuren. - Arbeite mögliche historische oder reale Vorbilder heraus. - Ordne das Dargestellte (Personen, Gegenstände, Ort etc.) einem historischen oder politischen Zusammenhang zu. - Untersuche, ob sich durch die Aneinanderreihung der Bilder ein historischer, politischer oder auch zeitlicher Verlauf ergibt. - Analysiere die Form der Darstellung: z.B. Farben, Gruppierung der Einzelbilder, Sprechblasen. - Untersuche, ob der Comic zu einem bestimmten Zweck verfasst wurde. - Beurteile anhand der Bild- und Textelemente, ob Teile der Geschichte erfunden sind oder wichtige historische Fakten fehlen. - Nimm Stellung dazu, ob der Comic eine geeignete Form der Darstellung dieses Themas ist. M2 Methodenkarte: Comic Methoden- und Technikkarten Am Ende von erleben und gestalten findest du Methodenkarten (M) und Technikkarten (T) für deine Aufgaben im Fach Geschichte und Politische Bildung. Sie bieten dir Unterstützung für die Umsetzung der kompetenzorientierten Arbeitsaufgaben auf den Kapitelseiten. 166 Methoden- und Technikkarten - Ermittle das Thema des Denkmals. Nenne die Bezeichnung oder den Namen des Denkmals, falls es einen gibt. Überprüfe, an wen oder an welches Ereignis es erinnern soll. - Stelle fest, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Denkmal und dem Standort gibt. - Recherchiere, wer das Denkmal entworfen und gestaltet hat. - Arbeite Details der Gestaltung und der Anordnung des Denkmals heraus: z.B. Materialien, Aufbau, Symbole, Figuren, Inschriften etc. Du kannst dafür auch im BE-Unterricht nachfragen. - Ordne das Denkmal in den historischen Kontext ein. Der Zeitpunkt, die Auftraggeberin oder der Auftraggeber und die Motive für die Errichtung sind dabei wesentlich. - Stelle fest, ob und welche Fragen bei der Deutung des Denkmals offen bleiben. - Recherchiere die Einweihung des Denkmals. Welche Personengruppen waren eingeladen, wer hielt eine Ansprache oder eine Rede? Welche Rolle spielten diese Personen für die Errichtung des Denkmals? - Untersuche, ob es auch Gegnerinnen und Gegner gab sowie deren Gründe gegen die Errichtung des Denkmals. - Rekonstruiere die Funktion, die das Denkmal bei seiner Errichtung erfüllen sollte bzw. an wen oder an welches Ereignis das Denkmal erinnert. - Nimm Stellung zu einer möglichen Veränderung der Bedeutung des Denkmals im Laufe der Geschichte. - Beurteile die Funktion und Wahrnehmung des Denkmals in der Öffentlichkeit heute. M4 Methodenkarte: Denkmal - Ermittle wichtige Informationen über das Computer- bzw. Videospiel, soweit sie für das Verständnis des Entstehungs- und Nutzungszusammenhangs notwendig sind: z.B. Spieleentwicklerinnen und -entwickler, Nutzerinnen und Nutzer, Altersfreigabe. - Nenne das Genre (Kriegsspiel, Lernspiel, Abenteuerspiel etc.), dem das Computer- bzw. Videospiel zuzuordnen ist, und die Spielart, z.B. Runden- oder Endlosspiel. - Arbeite das Hauptthema des Spiels heraus. - Fasse den Ablauf des Computer- bzw. Videospiels kurz zusammen. - Ordne den Inhalt des Computer- bzw. Videospiels einem historischen bzw. politischen Thema zu. - Untersuche Details: z. B. die Rolle der Spielerin bzw. des Spielers, Musik oder Farben, die dem Spiel eine bestimmte Stimmung verleihen. - Bewerte die mögliche Absicht des Computer- bzw. Videospiels. Du kannst dazu z.B. Interviews mit Spieleentwicklerinnen und -entwicklern nachlesen. - Nimm Stellung zu möglichen Wirkungen des Computer- bzw. Videospiels auf Spielerinnen und Spieler. - Beurteile die Wirkung des Spiels im Hinblick auf das Verständnis von historischen und politischen Zusammenhängen. M3 Methodenkarte: Computer- und Videospiel QuickMedia App 1. Scanne den QR-Code und lade die App auf dein Smartphone oder dein Tablet. 2. Scanne deinen Buchumschlag oder wähle dein Schulbuch in der App-Medienliste aus. 3. Scanne eine mit gekennzeichnete Buchseite oder wähle ein digitales Material aus der App-Medienliste aus. 4. Spiele die digitalen Materialien ab. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
6 Geschichte und Politische Bildung Ein neuer Unterrichtsgegenstand stellt sich vor Ab diesem Schuljahr hast du einen Unterrichtsgegenstand mehr: Geschichte und Politische Bildung (GuP). Im Bereich Geschichte geht es um wichtige Ereignisse, Persönlichkeiten, Erfindungen, Entdeckungen und Auseinandersetzungen mit der Vergangenheit. Ebenso beschäftigt sich Geschichte mit dem Zusammenleben der Menschen. Politische Bildung soll dir helfen, Zusammenhänge im politischen Geschehen zu verstehen. Dadurch wirst du auf das gesellschaftliche und politische Miteinander vorbereitet und kannst verantwortungsvoll und kritisch handeln. › „Geschichte“ stammt vom Wort „geschehen“. „Politik“ ist menschliches Handeln, das verbindliche Regeln zwischen Menschen herstellen möchte. P historisch: bedeutet geschichtlich, der Begriff bezieht sich auf die Geschichte bzw. auf vergangenes Geschehen P Kompetenz: Fähigkeit, Fertigkeit und Bereitschaft bestimmte Probleme zu lösen › Neben der jeweils trainierten Kompetenz können sich folgende zusätzliche Angaben bei den Arbeitsaufträgen finden: LK (Lesekompetenz), AW (Arbeitswissen), FÜ_… (Fächerübergreifende Übung mit …) und Kreativaufgabe. æ Gestaltet zur Einstimmung einen sogenannten „Geschichte-Igel“: Auf der Tafel oder einem großen Plakat steht groß in der Mitte: Geschichte und Politische Bildung. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler soll nun ihre bzw. seine Einfälle (historische Personen, Ereignisse etc.) dazu eintragen. Es darf dabei nicht gesprochen werden und jeder Begriff darf nur einmal vorkommen. æ Besprecht anschließend alle Begriffe gemeinsam in der Klasse. (HSK, PSK) Historische und politische Kompetenzen Im Laufe der Zeit wirst du verschiedene Kompetenzen erwerben und trainieren. Sie sind immer am Ende von Arbeitsaufträgen mit ihrer Abkürzung ausgewiesen. Historische Kompetenzen Kompetenz Abkürzung Ziel Historische Methodenkompetenz HMK Umgang mit historischen Quellen und Darstellungen Historische Sachkompetenz HSK Kennenlernen von historischen Begriffen und Konzepten Historische Orientierungskompetenz HOK Verstehen der Gegenwart durch Lernen von Geschichte Historische Fragekompetenz HFK Fragen an die Vergangenheit stellen können Kompetenzen der Politischen Bildung Kompetenz Abkürzung Ziel Politikbezogene Methodenkompetenz PMK Grundlagen der Politikanalyse kennen und anwenden Politische Sachkompetenz PSK Kennenlernen von Begriffen und Konzepten der Politik Politische Handlungskompetenz PHK eigene Meinungen, Werte und Interessen formulieren und vertreten können; Angebote verschiedener Einrichtungen kennen und nutzen Politische Urteilskompetenz PUK ein selbstständiges und begründetes Urteil treffen können Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
7 q Zeiteinteilung | Konstruktivität 1 Lebensweltliche Erfahrungen im Umgang mit Geschichte und Vergangenheit Entstehung der Erde vor ca. 4,5 Mrd. Jahren Entwicklung des Menschen vor ca. 2 Mio. Jahren Beginn der Altsteinzeit vor ca. 2,5 Mio. Jahren Homo sapiens sapiens vor ca. 200.000 Jahren Beginn der Jungsteinzeit ca. 5500 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Judentum 3761 v. Chr. Beginn der Kupfer- und Bronzezeit ca. 2200 v. Chr. Beginn der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) ca. 800 v. Chr. Beginn der jüngeren Eisenzeit, La-Tène-Kultur ca. 400 v. Chr. Beginn der Zeitrechnung im Christentum Jahr „Null“ Beginn der Zeitrechnung im Islam 622 n. Chr. „Ötzi” nach seiner Bergung am Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck, Foto, 1991 Am 19. September 1991 machte ein deutsches Ehepaar in den Ötztaler Alpen an der Grenze zwischen Österreich und Italien einen Sensationsfund: „Ötzi“. Er wird auch „Der Mann aus dem Eis“ genannt. Nach zahlreichen Untersuchungen wissen wir heute, dass es sich bei der Mumie um einen Mann handelt, der vor ca. 5.300 Jahren gelebt hat. „Ötzi“ war ca. 160 cm groß und wurde ungefähr 45 Jahre alt. Einige Gelenke und seine Zähne zeigen starke Abnutzungserscheinungen. Es gibt auch Knochenbrüche im Bereich des Brustkorbs. Auf seiner Haut befinden sich rund 60 Tätowierungen. Seine Lunge war von Rauchpartikeln schwarz gefärbt. Die Wissenschaft vermutet daher, dass er sich oft am offenen Feuer aufgehalten hat. Der Mann trug geflochtene Schuhe und eine Art Mantel aus Ziegenfell. Er hatte auch einige Gegenstände bei sich, die Aufschluss über sein Leben geben. Der Fund ist die einzig erhaltene im Eis getrocknete Leiche aus der späten Jungsteinzeit bzw. Kupferzeit. Er ermöglicht viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse über diese Zeit. Man erforschte auch sein Erbgut. Zuletzt stellte man fest, dass Ötzi von Ackerbauern aus dem Nahen Osten abstammt, eine relativ dunkle Hautfarbe hatte und wahrscheinlich glatzköpfig war. Digitales Zusatzmaterial wj9t3q Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
8 Geschichte und Vergangenheit Zeit und Geschichte Geschichte und Vergangenheit Wenn du über dein Leben erzählst, dann berichtest du über Ereignisse in der Vergangenheit. Dadurch entsteht Geschichte. Geschichte entspricht nicht exakt der Vergangenheit, da nie alle Details ganz genau wiedergegeben werden können. Dies ist auch so, wenn du die Geschichte deines Lebens erzählst. Wenn wir über Geschichte sprechen, dann spielen Ereignisse und Daten eine große Rolle. In der Geschichte deines Lebens sind das beispielsweise dein Geburtstag, der erste Schultag usw. Solche Zeitpunkte helfen uns dabei, eine Entwicklung, wie dein Leben, wiederzugeben. Zeit einteilen Schon als kleines Kind hast du gelernt, dass wir die Zeit einteilen können. Du hast die Uhr und die Monate des Jahres gelernt. Zeit einzuteilen hilft uns beim Organisieren unseres Alltags. Ein Beispiel dafür ist dein Stundenplan, der dir bestimmte zeitliche Abläufe an den einzelnen Wochentagen vorgibt. Kalender als Ordnungsprinzip Schon sehr früh wollten die Menschen Zeit messen und einteilen. Sie orientierten sich dabei am Wechsel von Tag und Nacht und beobachteten die Mondphasen. Dabei stellten sie fest, dass es unterschiedliche Jahreszeiten gibt. Als die Menschen begannen, Landwirtschaft zu betreiben, legten sie anhand der Jahreszeiten die Zeitpunkte für Aussaat und Ernte fest. Kalender gliedern Zeiträume. So helfen sie uns, den Alltag zu planen. In der Geschichte rechnen wir nicht nur in einzelnen Jahren, sondern auch in Jahrzehnten, Jahrhunderten (Jh.) und Jahrtausenden (Jt.). Die Jahre 1401–1500 werden beispielsweise als 15. Jahrhundert bezeichnet, die Jahre 1920–1929 als 1920er-Jahre. Verschiedene Zeitrechnungen Nicht alle Kulturen und Religionen verwenden die gleiche Form der Zeiteinteilung. Heute wird dennoch in vielen Teilen der Welt die Zeitrechnung des Christentums angewandt. Dies vereinfacht praktische Abläufe, wie z.B. Flugpläne. Im Christentum bildet der angenommene Zeitpunkt der Geburt von Jesus Christus den Beginn der Zeitrechnung. Folglich unterscheiden wir zwischen der Zeit vor Christi Geburt (v. Chr.) und nach Christi Geburt (n. Chr.). Im Islam bestimmt der Zeitpunkt der Auswanderung Mohammeds nach Medina (Hidschra) den Beginn der Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 622 n. Chr. in der christlichen Zeitrechnung. Im Judentum beginnt die Zeitrechnung mit dem Jahr 3761 v. Chr., in dem nach biblischen Überlieferungen die Welt erschaffen wurde. › Der älteste bekannte landwirtschaftliche Kalender wurde in Gezer (heutiges Israel) gefunden. Hebräischer Kalender, 8. Jh. v. Chr., Archäologisches Museum Istanbul (Türkei) › Der Jahresbeginn kann je nach Religion, Kultur und Land unterschiedlich sein. Zum Beispiel feiert China das Neujahrsfest am Neumondtag, der zwischen 21. Jänner und 21. Februar liegt. Chinesisches Neujahrsfest, Foto, 2017 (Shanghai, China) E M BIUB D KUG KUG BIUB M GWB D BESP BESP E M RK/RE/RI RK/RE/RI D GPB GWB TEDE TEDE M E BESP BIUB GPB MU E D DGB MU Di Mo 1 2 3 4 5 6 7 Do Fr Mi Beispiel eines Stundenplans für die 2. Klasse Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
1 9 æ Stelle dein Leben auf einem Zeitstreifen dar. Trage mindestens fünf Zeitpunkte ein, die für dich wichtig waren. æ Vergleiche deinen Zeitstreifen mit dem einer Klassenkameradin bzw. eines Klassenkameraden. (HSK) A1 20 : Geburt æ Ordne mit Pfeilen die richtige Dauer zu. (HSK) A2 Jahr Jahrzehnt Jahrhundert Jahrtausend 1000 Jahre 100 Jahre 12 Monate 10 Jahre æ Ermittle die fehlenden Angaben und vervollständige den Zeitstreifen. (HSK) A3 1500 16. Jh. 1910 er Jahre er Jahre 1600 1700 1900 1800 2000 er Jahre Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
10 Geschichte und Vergangenheit Zeiteinteilungen Geschichte der Menschheit Unsere Erde entstand vor ca. 4,5 Milliarden Jahren. Vor ca. 200.000 Jahren entwickelte sich der moderne Mensch (Homo sapiens sapiens). Im Fach Geschichte beschäftigen wir uns mit diesem Zeitraum. Historikerinnen und Historiker untersuchen also das Leben von Menschen in verschiedenen Zeiten. Epochen Um den Überblick zu behalten, haben Historikerinnen und Historiker die Geschichte in fünf Zeitabschnitte unterteilt. Diese Abschnitte nennt man Epochen. Den Übergang von einer Epoche zur anderen musst du dir fließend vorstellen. Sie sind unterschiedlich lang und die meisten erstrecken sich über mehrere hundert Jahre. Es sind immer mehrere Ereignisse, die zu einer starken Veränderung beitragen. Jede Epoche hat bestimmte Merkmale. › Mehr über die Geschichte der Erde und des Menschen erfährst du z.B. im Biologieunterricht. › Aus allen Epochen sind bis heute Bauwerke oder andere Überlieferungen erhalten. Drachenhöhle Mixnitz, Foto, 2018 (Steiermark) Überreste der römischen Lagervorstadt am Michaelerplatz, Foto, o. J. (Wien) Burg Hochosterwitz, Foto, 2011 (Kärnten) Hofburg, Innenhof, Foto, 2006 (Innsbruck) Kunsthaus, Foto, 2012 (Graz) Vor ca. 4,5 Mrd. Jahren 140 Mio. Jahre ca. 2 Mio. Jahre 495 Mio. Jahre Evolution des Lebens, Illustration Zeitleiste zu den historischen Epochen Urgeschichte Die Epoche dauerte vom Auftreten der ersten Menschen bis zur Verwendung der Schrift; sie ist der längste Zeitabschnitt. Antike In dieser Zeit entstanden große Reiche, z.B. das Reich der Ägypter, das Römische Reich und das Han-Reich in China. Mittelalter Am Beginn der Epoche stand der Zerfall antiker Großreiche und in Europa änderte sich die Machtverteilung. Neben Herrscherinnen und Herrschern hatte auch die Kirche großen Einfluss. Neuzeit Die Welt veränderte sich insbesondere durch europäische Entdeckungsfahrten und Eroberungen sowie durch viele Erfindungen (z.B. Buchdruck). Zeitgeschichte Diese Epoche reicht rund 100 Jahre zurück und dauert bis zur Gegenwart. Sie wird auch als Zeit der Mitlebenden bezeichnet. Andere Zeiteinteilungen Die Einteilung der Geschichte in diese fünf Epochen bezieht sich auf die Geschichte in Mitteleuropa. Nicht überall auf der Welt teilt man Geschichte in diese fünf Epochen ein. In Indien und China beispielsweise orientieren sich Historikerinnen und Historiker an den Regierungszeiten der Herrscherhäuser (Dynastien). Südamerikanische Forscherinnen und Forscher unterscheiden zwischen der Zeit vor und der Zeit nach den europäischen Eroberungen. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
1 11 æ Ordne die folgenden Bilder den fünf Epochen zu: Urgeschichte – Antike – Mittelalter – Neuzeit – Zeitgeschichte. æ Begründe deine Zuordnung. æ Entwickle ein mögliches Bild von einer Familie der Zukunft und finde einen passenden Epochenbegriff. (HSK) A4 æ Vergleiche die Epocheneinteilungen in den verschiedenen Regionen der Welt. Stelle dabei Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Raum des heutigen Österreich und anderen Gebieten fest. (HSK) A5 Vereinfachte Epocheneinteilung in verschiedenen Regionen 2500 v. Chr. 3000 v. Chr. 2000 v. Chr. Mitteleuropa Auf dem Gebiet des heutigen Österreich Ägypten (Nordafrika) China Vereinfachte Epocheneinteilung in verschiedenen Regionen Südamerika Lokale (Hoch-)Kulturen Chinesische Hochkultur (verschiedene Herrscherhäuser) Ägyptische Hochkultur (verschiedene Herrscherhäuser) Urgeschichte Urgeschichte Griechische und römische Antike Griechische und römische Antike Römische Herrschaft 1500 v. Chr. 1000 v. Chr. Christi Geburt 500 v. Chr. 500 n. Chr. Foto Rekonstruktionszeichnung Malerei Malerei Foto Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
12 Geschichte und Vergangenheit Quellen der Geschichte Was sind Quellen? Historische Quellen sind Überreste aus der Vergangenheit. Sie stammen direkt aus der Zeit, die untersucht wird. Quellen enthalten Informationen und liefern Antworten auf Fragen zur Vergangenheit. Zum Beispiel: Wie wohnten Menschen früher? Welche Kleidung trugen sie? Welche Arbeitsgeräte verwendeten sie? Es sind nicht aus allen Zeiten der Vergangenheit gleich viele Quellen überliefert. Je länger eine Zeit vergangen ist, desto weniger Quellen stehen uns zur Verfügung. Viele Quellen gingen verloren oder wurden zerstört. Aus den verschiedenen Epochen stehen uns auch unterschiedliche Arten von Quellen zur Verfügung. Chats und ähnliche digitale Quellen gibt es beispielsweise erst seit wenigen Jahrzehnten. Wofür brauchen wir Quellen? In der Geschichtswissenschaft stellen Historikerinnen und Historiker Fragen an Quellen und werten diese wissenschaftlich aus. Sie versuchen, die Vergangenheit so gut wie möglich zu rekonstruieren, also möglichst genau wiederzugeben. Allerdings ist kein exaktes Abbild der Vergangenheit möglich. Quellen müssen immer kritisch betrachtet werden. Sie zeigen nur einen Ausschnitt der Vergangenheit. Je mehr Quellen zur Verfügung stehen, desto genauer kann die Rekonstruktion sein. Wie kommen Historikerinnen und Historiker zu Quellen? Häufig findet man Quellen in Archiven, Museen oder durch Ausgrabungen. Außerdem können Quellen gezielt produziert werden, wenn beispielsweise Interviews geführt und aufgezeichnet werden. Wir alle schaffen Quellen, beispielsweise durch Handyfotos. Diese helfen in der Zukunft bei der Rekonstruktion unserer heutigen Gegenwart. Welche Quellen gibt es? Im Grunde kann alles eine Quelle sein: ein Text, ein Gebrauchsgegenstand, ein Gemälde, ein Gebäuderest und vieles andere mehr. Wir unterscheiden vier Hauptformen von Quellen: Mündliche Quellen Berichte, Sagen, mündliche Erzählungen, Interviews etc. Solche Quellen findest du oft in Dokumentationen (z.B. Radio, Fernsehen, Internet). Du kannst selbst Personen über ihre Lebenserfahrungen befragen. Dingliche Quellen Gegenstände aller Art (Alltagsobjekte), Münzen, Werkzeuge, Bauwerke etc. Diese Quellen werden oft bei Ausgrabungen gefunden. Du kannst sie dir insbesondere in Museen anschauen. Bildliche Quellen Gemälde, Fotos, Filme etc. Diese werden in speziellen Archiven und von Museen gesammelt. Schriftliche Quellen Inschriften, Urkunden, Briefe, Zeitungsartikel etc. Diese Quellen werden zumeist in Archiven und Bibliotheken aufbewahrt. P Geschichtswissenschaft: erforscht auf der Grundlage wissenschaftlicher Methoden die Vergangenheit Akten im Hofkammerarchiv, Foto, 2009 (Wien) Österreichische Nationalbibliothek, Foto, 2012 (Wien) P Bibliotheken: verwahren Bücher, Zeitungen und Zeitschriften; machen diese für die Öffentlichkeit zugänglich P Rekonstruktion: Erschließung und Darstellung von Vergangenem mithilfe verschiedener Quellen; beispielsweise rekonstruiert die Archäologie aus Tonscherben das Aussehen von Gefäßen aus früheren Epochen und deren Verwendung P Archive: sammeln Quellen und bewahren diese in Speichern auf; machen diese für die Öffentlichkeit zugänglich Digitales Zusatzmaterial wk2vj5 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
1 13 Suche bei dir zu Hause nach Quellen, die über die Geschichte deiner Familie Auskunft geben können. Hol dir eventuell Hilfe von Verwandten. æ Bestimme die Art der Quellen und trage deine Funde rechts in die Tabelle ein. æ Formuliere eine Frage zur Geschichte deiner Familie. Finde mithilfe der Quellen eine Antwort. æ Diskutiert in der Klasse die Vor- und Nachteile der verschiedenen Arten von Quellen. (HFK, HMK) A6 Beispiele deine Quellen Mündliche Quellen Interview Dingliche Quellen Spielzeug (19. Jh.) Bildliche Quellen Gemälde spielender Kinder (18. Jh.) Schriftliche Quellen Tagebuch eines Kindes (19. Jh.) æ Ordne die Quellen auf dem Zeitstreifen korrekt ein, indem du die Nummern einträgst. Begründe deine Entscheidung. (HSK) A7 1 2 3 4 5 6 0 500 1500 1800 1000 2000 Urgeschichte Antike Mittelalter Neuzeit Zeitgeschichte Höhlenmalerei, um 15.000 v. Chr. Heidentor in Carnuntum, errichtet 4. Jh. n. Chr. Österreichisches Starterkit zur Einführung des Euro, 2001/02 Telefon, um 1929 Evangeliar, 11. Jh. Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen, 1866 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
14 Geschichte und Vergangenheit Geschichtsdarstellungen Geschichte und Vergangenheit Wir können nicht in die Vergangenheit zurückreisen. Um dennoch etwas über vergangene Zeiten herauszufinden, betrachten wir Quellen (Überlieferungen). Mit ihrer Hilfe können wir über die Vergangenheit erzählen. Alle Erzählungen über die Vergangenheit nennt man Geschichtsdarstellungen. Sie sind nach dem jeweiligen Ereignis entstanden. Quellen Geschichtsdarstellungen Überlieferungen und Überreste aus der Vergangenheit entstanden zu einer späteren Zeit, teilweise auf der Grundlage von Quellen Geschichtsdarstellungen Geschichtsdarstellungen findest du beispielsweise in Form von Filmen, Büchern oder in Ausstellungen. Auch dieses Schulbuch enthält viele Geschichtsdarstellungen. Oft wird in Geschichtsdarstellungen kein korrektes Bild der Vergangenheit dargestellt. Viele dienen nur der Unterhaltung. Dazu zählen Zeichentrickserien und PC-Spiele. › Historikerinnen und Historiker untersuchen möglichst viele und unterschiedliche Quellen. P Chronologie: Wissenschaft, die sich mit der Zeitmessung und Zeitrechnung beschäftigt; man nützt sie, um Entwicklungen darzustellen und Ereignisse nach ihrer zeitlichen Abfolge – beginnend mit dem frühesten – zu reihen › Denkmäler und Gedenktafeln sind Geschichtsdarstellungen. Für bestimmte Fragestellungen können diese aber auch als Quelle verwendet werden, beispielsweise dann, wenn deren Entstehungszeit untersucht wird. Achte auf deinem Schulweg und in der Nähe von deinem Zuhause auf Denkmäler und Gedenktafeln. Ausschnitt aus dem Spielfilm „Wickie und die starken Männer“, 2009 Cover des PC-Spiels „Anno 1800“ Zu einem Ereignis kann es viele verschiedene Geschichtsdarstellungen geben. Die Formen der Darstellungen hängen ab von: æ dem Zielpublikum (z.B. Kinder oder Erwachsene), æ den Personen, die die Quellen deuten (z.B. Kunst- und Filmschaffende), æ den untersuchten Quellen (z.B. Briefe, Gemälde, Kleidung), æ dem Zweck der Darstellung (z.B. Information, Unterhaltung) und æ der Zeit der Entstehung. Werkzeuge der Geschichtsforschung Historikerinnen und Historiker bemühen sich um Geschichtsdarstellungen, die ein möglichst genaues Bild der Vergangenheit zeigen. Dazu untersuchen sie viele verschiedene Quellen. Es können aber fast nie alle Quellen zu einem Thema betrachtet werden, sondern nur eine Auswahl. Viele Quellen sind für uns heute schwer verständlich, beispielsweise weil sich die Schriften und Sprachen verändert haben. Hilfswissenschaften dienen der Erschließung und der Aufbereitung von Quellen. Dazu zählen die Familiengeschichtsforschung (Genealogie), die Münzkunde (Numismatik), die Zeitrechnung (Chronologie) oder die Wappenkunde (Heraldik). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
1 15 æ Kreuze bei den folgenden Abbildungen an, ob es sich um eine Quelle oder eine Geschichtsdarstellung handelt. Begründe deine Zuordnung. æ Wähle eine der Quellen bzw. Darstellungen aus. Stelle fest, auf welche Frage sie dir eine Antwort geben könnte. (HFK, HMK) A8 Quelle Geschichtsdarstellung Grabstele der Lutatia Lupata, 1. Jh., Nationalmuseum für römische Kunst, (Mérida, Spanien) Quelle Geschichtsdarstellung Napoleon Bonaparte, Jacques-Louis David, Gemälde, 1800, Schloss Malmaison (Frankreich) Quelle Geschichtsdarstellung Fred Feuerstein, Ausschnitt aus der Zeichentrickserie, 1960–1966 Quelle Geschichtsdarstellung Krone Kaiser Rudolfs II., 1602, Kunsthistorisches Museum (Wien) Quelle Geschichtsdarstellung Telegramm der Kaiserin Elisabeth von Österreich, zwischen 1890 und 1897 Quelle Geschichtsdarstellung Deutschunterricht im Reichsgau Wartheland, Foto, 1944 (Deutschland) Die Genealogie (Familiengeschichtsforschung) beschäftigt sich mit Verwandtschaftsbeziehungen. æ Erstelle einen Stammbaum deiner Familie. Nimm dazu ein leeres Blatt und benenne von dir ausgehend deine Familienmitglieder (z.B. Mutter, Vater, Großmütter, Großväter, Geschwister). Gib ihre Lebensdaten an, sofern das möglich ist. æ Belege zwei Angaben in deinem Stammbaum mit einer Quelle (z.B. Geburts-/Heiratsurkunde). (HMK) A9 Ahnengalerie, Martin Guhl, Cartoon Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
16 Geschichte und Vergangenheit Anfänge der Menschheitsgeschichte Herkunft von Vorstellungen über die Vergangenheit Sicher hast du dich schon einmal gefragt, woher wir Menschen eigentlich kommen oder wie Menschen in früheren Zeiten gelebt haben. Vielleicht hast du auch schon versucht, deine Fragen mit einem Sachbuch, einer Internetrecherche oder einem Museumsbesuch zu beantworten. Möglicherweise hast du aber auch eine Zeichentrickserie oder eine andere Geschichtsdarstellung gesehen, die in dieser Zeit spielt. Unsere Vorstellungen über die Vergangenheit werden sehr stark von Darstellungen geprägt. Es kann aber auch sein, dass diese unvollständig oder fehlerhaft sind. Deshalb ist es wichtig, Darstellungen kritisch zu hinterfragen. Unser Wissen über bestimmte Zeiten oder Ereignisse ist immer davon abhängig, wie gut sie schon erforscht sind. Je weiter die Zeit zurückliegt, desto schwieriger sind eindeutige Erklärungen. Die Urgeschichte Immer noch wenig wissen Historikerinnen und Historiker über die längste Epoche der Menschheitsgeschichte – die Urgeschichte (Prähistorie). Diese beginnt mit dem Auftreten der ersten Menschen und endet mit der Erfindung der Schrift. Auch wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über keine schriftlichen Quellen aus dieser Zeit verfügen, haben sie einiges über das Leben der frühen Menschen erforscht. Überliefert sind nur dingliche und bildliche Quellen. Über viele von diesen wissen wir jedoch sehr wenig. Die Funktion mancher Gegenstände oder Bauwerke aus früherer Zeit kann nur erahnt werden, weil es keine eindeutigen Belege gibt (z.B. Stonehenge). Archäologie Archäologinnen und Archäologen erforschen die Hinterlassenschaften der Menschen (dingliche Quellen wie z.B. Werkzeuge, Gebäude oder Kunstwerke) von der Urgeschichte bis in die Gegenwart. Um etwas über vergangene Zeiten herauszufinden, wenden sie verschiedene Methoden an. Sie führen beispielsweise Ausgrabungen zu Land, aber auch unter Wasser durch. Danach dokumentieren sie die Ausgrabungsstätte (z.B. mit Fotos und Zeichnungen) und werten die Fundobjekte genau aus. Die Experimentelle Archäologie versucht, die Arbeitstechniken früherer Zeiten nachzuahmen und für die heutige Zeit verständlich zu machen. So wurden beispielsweise jungsteinzeitliche Gebäude allein mit nachgebauten Werkzeugen aus dieser Zeit errichtet. Out-of-Africa-Theorie Dabei handelt es sich um eine wissenschaftliche Annahme, die so viel bedeutet wie „von Afrika ausgehend“. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten aufgrund der bisher gefundenen Quellen (z.B. Skelettfunde, Werkzeugfunde), dass der moderne Mensch in Ostafrika entstanden ist. Von dort aus hat er sich wahrscheinlich in zwei größeren Wellen über die restliche Welt ausgebreitet. In Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass sich das Erbgut (DNA) moderner Menschen nur wenig voneinander unterscheidet. Die Geschichte der ersten Menschen wird mithilfe von Quellen rekonstruiert. Jeder neue Fund bringt auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Unsere heutige Erscheinungsform hat sich vor über vier Millionen Jahren aus affenähnlichen Säugetieren entwickelt. › Stonehenge ist ein aus großen Steinblöcken errichtetes jungsteinzeitliches Bauwerk im Süden Englands. Zu möglichen Funktionen dieser Anlage gibt es verschiedene Theorien: z.B. religiöser Kult- und Versammlungsplatz oder Begräbnisstätte. Die Anlage könnte aber auch eine astronomische Funktion gehabt haben. Stonehenge, Foto, 2005 (Großbritannien) Vermessung der Pfahlbaureste im Mondsee, Foto, o. J. (Oberösterreich) Der Experimentalarchäologe Werner Pfeifer stellt Jagdwaffen her, Foto, 2013 (Albersdorf, Deutschland) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
1 17 æ Beschreibe anhand der Karte die vermutliche Verbreitung des modernen Menschen von Afrika aus auf die anderen Kontinente. æ Ostafrika wird immer wieder als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet. Nimm zu diesem Ausdruck und seiner Bedeutung Stellung. (HMK) A10 ca. 200.000 ca. 100.000 ca. 100.000 ca. 50.000–70.000 ca. 40.000 ca. 12.000–40.000 ca. 13.000 ca. 13.000 „Wiege der Menschheit“ Aktueller Wissensstand zur Verbreitung des modernen Menschen („Out-of-Africa-Theorie”) 0 2000 4000 6000 km Maßstab 1:200 000 000 Wanderbewegungen in Jahren vor unserer Zeit 0 2000 4000 6000 km Maßstab 1:200 000 000 derbewegungen in Jahren vor unserer Zeit æ Beschreibe einen frühen Menschen, so wie du ihn dir vorstellst. æ Arbeite anschließend anhand der menschlichen Schädelentwicklung auffällige Veränderungen bei der Entwicklung vom Vormenschen zum heutigen Menschen heraus. æ Vergleiche deine Vorstellung des frühen Menschen mit den Darstellungen online oder in der QuickMedia App. Nenne Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede. æ Diskutiert zum Abschluss in der Klasse, welche Vorstellungen ihr von den Anfängen der Menschheitsgeschichte habt und wo diese herkommen. (HMK) A11 Vormensch, Australopithecus; Entstehung vor ca. 4 Mio. Jahren Neandertaler; vor ca. 35.000 Jahren ausgestorben Frühmensch, Homo erectus; Entstehung vor ca. 2,5 Mio. Jahren Moderner Mensch, Homo sapiens sapiens; Entstehung vor ca. 200.000 Jahren Der menschliche Schädel in den verschiedenen Entwicklungsstufen des Menschen Digitales Zusatzmaterial wk4sj4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
18 Geschichte und Vergangenheit Die Steinzeiten Die Altsteinzeit (Paläolithikum) – ca. 2,5 Mio. bis ca. 5500 v. Chr. Die Altsteinzeit ist die erste und längste Phase in der Geschichte der Menschheit. Benannt ist sie nach dem Material, aus dem die meisten Werkzeuge (z.B. Faustkeile) dieser Zeit hergestellt wurden – nämlich Stein. Die Menschen verwendeten aber auch Werkzeuge aus Holz und Knochen (z.B. einfache Messer, Pfeile, Angelhaken). Wie lebten die Menschen in der Altsteinzeit? Leben bedeutete damals „Überleben“. Am leichtesten gelang dies in der Gruppe (Horde). Vermutlich zogen die Mitglieder einer Gruppe gemeinsam Kinder auf, errichteten einfache Wohnstätten, entzündeten Feuer und bewachten es. Auch die Nahrung wurde gemeinsam beschafft. Die Menschen sammelten essbare Früchte, Beeren und Pilze. Sie jagten auch, z.B. Riesenhirsche, Mammute, Rentiere oder Fische. Wenn der Nahrungsvorrat erschöpft war, zogen sie weiter. Sie lebten also als Nomaden. Lange Zeit dachte die Forschung, dass nur Männer auf die Jagd gingen, während die Frauen andere Tätigkeiten übernahmen. Diese auch in älteren Filmen oder Büchern verbreitete Vorstellung ist jedoch ein Mythos. Was ist von der Altsteinzeit geblieben? Neben Werkzeugen entstanden auch erste Kunstwerke. Durch Höhlenmalereien sollten u.a. übermenschliche Mächte heraufbeschworen werden, damit die Jagd erfolgreich verlief (Jagdzauber). Kleine Frauenfiguren waren weit verbreitet. Sie dienten vermutlich der Verehrung von gesellschaftlich hoch angesehenen älteren, weisen Frauen. Tote wurden in Gruben bestattet. Schwere Steine schützten den Leichnam vor wilden Tieren. Die Jungsteinzeit (Neolithikum) – ca. 5500 bis ca. 2200 v. Chr. Die Klimaerwärmung am Ende der letzten Eiszeit bewirkte vor ca. 10.000 Jahren das Abwandern bzw. Aussterben vieler Jagdtiere (z.B. Mammut). Die Menschen mussten daher neue Nahrungsquellen finden. An unterschiedlichen Orten der Erde begannen sie unabhängig voneinander mit dem Ackerbau und der Viehzucht. Bauernkulturen breiteten sich über weite Gebiete der Erde aus. Wie lebten die Menschen in der Jungsteinzeit? Die Lebensweise der Menschen veränderte sich dadurch grundlegend: Sie wurden sesshaft und errichteten erste Wohnhäuser (Langhäuser oder Pfahlbauten in der Nähe von Gewässern). Die ersten Dorfgemeinschaften entstanden und man legte Vorräte an. Für die Lagerung verwendete man Gefäße aus getrocknetem Ton. Die Arbeit wurde unter den Mitgliedern der Großfamilie aufgeteilt. Diese einschneidenden Veränderungen werden als „Neolithische Revolution“ bezeichnet. Was ist von der Jungsteinzeit geblieben? Mit der Sesshaftigkeit wurden die Menschen stark von ihrer natürlichen Umgebung abhängig. Sie beobachteten ihre Umwelt genau. Naturerscheinungen deuteten sie vermutlich als übernatürliche Kräfte von Göttinnen und Göttern. Um diese freundlich zu stimmen, begannen die Menschen, sie zu verehren und ihnen Heiligtümer zu errichten. Ab der Jungsteinzeit wurden Tote oft in seitlicher Körperhaltung mit angezogenen Beinen bestattet (Hockergrab). Auch bahnbrechende Erfindungen (z.B. Rad, Pflug, Webstuhl) gelangen. › Die in diesem Kapitel genannten Jahreszahlen beziehen sich auf Mitteleuropa. In anderen Gebieten der Erde gab es nämlich ganz unterschiedliche Entwicklungen. ca. 50.000 Jahre alter Faustkeil, Krahuletz Museum Eggenburg, Foto, 2014 (Niederösterreich) P Mythos: eine erfundene oder sagenhafte Geschichte, hier: eine wissenschaftliche Annahme, die sich als falsch herausgestellt hat Jungsteinzeitliche Pfahlbauten (Nachbau), Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, Foto, 2013 (Deutschland) Frühbronzezeitliches Hockergrab, Foto, 1908 (Halberstadt, Deutschland) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
www.oebv.atRkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=