Prozentrechnung und Zinsrechnung D 72 Prozentrechnung und Zinsrechnung Verleih von Gütern Beim ersten bedeutenden griechischen Historiker Herodot (ca. 495–424 vor Chr.) ist zu lesen: „Jedem Ägypter wurde ein gleich großes quadratisches Stück Land zugewiesen, für das ein Pachtzins zu zahlen war.“ Also bereits in alter Zeit, als man noch gar kein geregeltes Geldwesen hatte, war es üblich, Güter anderen zur Verfügung zu stellen. Wenn beispielsweise ein Bauer einem anderen Getreide lieh, verlangte er einen „Naturalzins“. Nach der Ernte musste der Schuldner die gleiche Menge Getreide mit einem Aufschlag zurückgeben. Dieser Aufschlag wurde „Zins“ genannt, was so viel wie „Abgabe“ bedeutete. Diesen Zins begründete der Verleiher damit, dass er um die verliehene Getreidemenge im kommenden Jahr weniger für die Aussaat hätte und entsprechend weniger Ernte erzielen würde. Eine schlechte Ernte konnte in der Folge für den Schuldner im doppelten Sinne tragisch sein. Auf der einen Seite blieb ihm für seinen eigenen Gebrauch wenig Getreide übrig, auf der anderen Seite bekam er Schwierigkeiten, dem Bauern, bei dem er sich das Getreide ausgeborgt hatte, die geliehene Getreidemenge zurückzugeben. Das konnte für ihn sogar zur Enteignung führen. Getreide gehörte in den frühen Hochkulturen zu den wichtigsten Gütern. Im alten Griechenland wurde die Gerste sogar als Gewichtsmaß zum Wiegen von Gold oder Edelsteinen verwendet. Warum eignen sich Körner dazu gut? Josef stellt Getreide zur Verfügung Schon die biblische Geschichte des Josef, einem der zwölf Söhne des Patriarchen Jakob, berichtet in Andeutungen vom Wirtschaften in alter Zeit. Josef wurde von seinen Brüdern verstoßen und fern der Heimat zum bevorzugten Berater des Pharao in Ägypten. Dort sorgte er dafür, dass in den sieben „fetten“ Jahren, in denen die Bauern mehr als üblich ernteten, Vorräte gesammelt wurden. Diese Vorräte bewahrten die Bevölkerung in den darauf folgenden sieben „mageren“ Jahren vor Hunger. Zu dieser Zeit der mageren Jahre kamen zehn Brüder Josefs aus ihrer Heimat Kanaan nach Ägypten und baten Josef, den sie nicht als ihren Bruder erkannten, auch ihrer Bevölkerung Getreide zur Verfügung stellen. Josef zeigte Edelmut und schickte die Brüder mit dem gewünschten Getreide nach Hause. Friedrich Overbeck: Verkauf Josefs an ägyptische Händler (1816) 5ah95z Video Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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