Das ist Mathematik 1, Schulbuch

256 Quader und Würfel M 6wd5y2 Video Quader und Würfel Ein Haus ohne „Augenbrauen“ 1908 schrieb der österreichische Architekt Adolf Loos einen Aufsehen erregenden Aufsatz mit dem Titel „Ornament und Verbrechen“. In ihm stellte Loos seine Idee vor, bei der Errichtung von Gebäuden auf unnötige Schnörkel und Verzierungen zu verzichten. Loos entwarf nach diesen Ideen ein Haus auf dem Michaelerplatz in Wien, direkt gegenüber der Hofburg, wo Kaiser Franz Joseph I. wohnte. Dieser war vom Anblick des „Looshauses“ so schockiert, dass er sich weigerte, in jenen Zimmern zu wohnen, die den Blick auf dieses Haus ohne „Augenbrauen“ freigaben. So ungewohnt war es, dass allein „mathematisch gezogene“ gerade Linien die Hauskanten und allein geometrisch konstruierte Rechtecke die Fenster- und Türöffnungen bildeten. Ludwig Wittgenstein, Philosoph und Logiker Die völlig neuartigen Ideen von Loos wurden von den damals jungen Architekten begeistert aufgenommen. Unter seinen Anhängern war auch ein Hobby-Architekt, der zu dieser Zeit schon weltberühmte Gelehrte Ludwig Wittgenstein. Wittgenstein hatte in jungen Jahren ein Buch geschrieben, in dem er zu erkunden versuchte, was das Denken des Menschen zu leisten vermag. Danach glaubte er alles geschrieben zu haben, was zu schreiben wert war. Er entschied sich, Volksschullehrer in Niederösterreich zu werden. Obwohl er sich sehr bemühte, war er als Lehrer nicht erfolgreich. Er kehrte nach Wien zurück und ergriff die Gelegenheit, im dritten Wiener Gemeindebezirk ein Haus zu bauen. Er entwarf es ganz nach den von seinem Vorbild Adolf Loos vertretenen Grundsätzen. Ludwig Wittgenstein (1889–1951) Das untere Foto zeigt das Looshaus in Wien, das obere Bild das Bundeskanzleramt am Ballhausplatz in Wien. Vergleiche die beiden Gebäude und markiere im oberen Bild die „Augenbrauen“ der Fenster, die Kaiser Franz Joseph I. beim Looshaus gefehlt haben! Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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