Evolution – Arten ändern sich „Struggle for life“ und „Survival of the fittest“ Darwin fasste seine Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: Die Veränderung der Arten ist das Ergebnis der natürlichen Selektion, eines Kampfes ums Dasein, („struggle for life“). Nur jene Individuen überleben, die am besten angepasst sind („survival of the fittest“). Der österreichische Verhaltensforscher Konrad Lorenz erklärte die Darwinsche Evolutionstheorie an folgendem Beispiel: Der Dingo ( Abb. 29) ist ein Haushund, der vor Jahrtausenden vom Menschen nach Australien gebracht wurde und dort verwilderte. In seiner neuen Heimat rottete der Dingo keine einzige Tierart aus, die zu seinem Beutespektrum zählte. Er trug aber zum Verschwinden von Beutelwolf und Beutelteufel ( Abb. 30) bei (zusätzlich zum negativen Einfluss des Menschen). Die sehr kräftigen Beutelraubtiere wären mit ihren mächtigen Gebissen dem Dingo an Kampfkraft eigentlich weit überlegen gewesen. Was war also passiert? Der Dingo und die Beutelraubtiere hatten das gleiche Beutespektrum. Sie standen miteinander also in Nahrungskonkurrenz. Der Dingo war mit seinem höher entwickelten Gehirn den Beuteltieren bei der Jagd überlegen. Die Tiere fanden kein Futter mehr. Die bereits durch den Menschen dezimierten Tiere (die Siedler jagten sie, um ihre Schafe zu schützen) starben in Australien aus. Der Beutelteufel ( Abb. 30) lebt heute nur noch auf Tasmanien, wo der Dingo nicht hingekommen ist. Der Beutelwolf ist mittlerweile ausgestorben. Der Kampf ums Dasein und das Überleben der Tauglichsten im Darwinschen Sinn bedeutet also nicht das gegenseitige Umbringen, sondern die Konkurrenz, durch bessere Angepasstheit an die Umwelt bestehen zu können. Der Dingo hat im Kampf ums Dasein gewonnen, ohne gekämpft zu haben. Konkurrenz – ein biologischer Auslesefaktor Der Dingo ist der Sieger im Kampf ums Dasein, den die Beutelraubtiere verloren haben. Der Beutelteufel wurde durch Konkurrenz verdrängt, der Beutelwolf ausgerottet. Selektionsfaktoren, die von anderen Lebewesen ausgehen, werden als biotische Selektionsfaktoren bezeichnet. Der Dingo und die beiden Beutelraubtiere standen in direkter Konkurrenz zueinander, da sie die selbe ökologische Nische aufwiesen. Darunter ist nicht der Lebensraum (die „Adresse“) der Tiere zu verstehen, sondern die Beziehung, in der sie aufgrund ihrer Ansprüche an ihre Umwelt (zB Ansprüche an Ernährung, Konkurrenten, Feinde) zum Ökosystem stehen (sozusagen ihr „Beruf“). Arten, die die gleiche ökologische Nische aufweisen, stehen in Konkurrenz zueinander. Letztendlich behauptet sich die Art im Wettbewerb um Nahrung, Wasser, Lebensraum etc., die überlegen (besser angepasst) ist. Die unterlegene Art muss ihre ökologische Nische ändern (Konkurrenzvermeidung; zB anderer Lebensraum, andere Nahrungsgewohnheiten). Wenn ihr das nicht möglich ist, wird sie verdrängt oder stirbt aus. Konrad Lorenz (1903–1989) erhielt 1973 für seine wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Verhaltensforschung gemeinsam mit zwei anderen Verhaltensforschern den Nobelpreis. Beutespektrum umfasst alle Tierarten, die ein Beutegreifer als Nahrung nutzt. Tasmanien südöstlich der Landmasse Australiens gelegene Insel biotische Selektionsfaktoren sind zB Konkurrenz um Nahrung, Fressfeinde, Parasiten. Faktoren aus der unbeleten Umwelt (zB Klima, Höhenlage, Licht) werden als abiotische Selektionsfaktoren bezeichnet. 29 Dingo 30 Beutelteufel Enten und Schwäne vermeiden Konkurrenz Enten und Schwäne leben hauptsächlich in Seen und langsam fließenden Flüssen. Sie ernähren sich dort von kleinen Tieren und Wasserpflanzen. Zur Konkurrenzvermeidung suchen Enten bis zu 50 cm Tiefe nach Nahrung, Schwäne tauchen dazu in 70 bis 90 cm Tiefe. Kenn ich das? 37 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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