Begegnungen mit der Natur 1, Schulbuch

Blütenpflanzen Zuerst war die Windbestäubung da Noch bevor die Laubblätter austreiben, blüht Ende Jänner bis spätestens Anfang März die Hasel. Im Gegensatz zu Weichsel, Tulpe oder Ackersenf, die Zwitterblüten besitzen, findet man bei der Hasel Blütenstände aus eingeschlechtigen Blüten. Die auffällig langen, würstelähnlichen Gebilde, die von den Zweigen herabhängen ( Abb. 15), sind Blütenstände aus Hunderten kleinen Einzelblüten, die nur Staubblätter enthalten. Sie werden als Kätzchen bezeichnet. Ist der Pollen in den Staubbeuteln reif, so erscheinen sie gelb. Am selben Strauch findet man kleine, eiförmige Blütenstände aus wenigen unscheinbaren Blüten, die nur mit Stempeln ausgestattet sind. Wenn die Eizellen in den Samenanlagen reif sind, ragen aus den weiblichen Blütenständen rote, klebrige Narben heraus ( Abb. 16). Mit jedem Windstoß wird der sehr leichte Blütenstaub von den Kätzchen mitunter kilometerweit verweht. Durch Zufall bleiben immer wieder Pollenkörner an den Narben von weiblichen Blüten kleben. Sehr viel Pollen geht aber verloren. Die Pflanzen müssen deshalb große Mengen davon produzieren. Wissenschafter und Wissenschafterinnen gehen davon aus, dass Windbestäubung die ursprüngliche Bestäubungsart war. Im Lauf der Evolution fand dann eine schrittweise Entwicklung zur Tierbestäubung statt, überwiegend durch Insekten. In tropischen Ländern (Mittel- und Südamerika, Afrika, Südasien und Australien) übernehmen auch Vögel und Fledermäuse die Rolle als Bestäuber. Zwitterblüten sind Blüten, in denen sich sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane befinden. Blütenstände Viele kleine Blüten stehen dicht beieinander. Eingeschlechtige Blüten besitzen nur Staubblätter oder nur Stempel. 15 Hasel, männliche Blütenstände 16 Hasel, weibliche Blütenstände Die Evolution der Blütenpflanzen und ihrer Bestäuber hat sich gegenseitig beeinflusst Im Lauf der Evolution hat sich bis heute eine große Vielfalt an Blütenpflanzen entwickelt. Die Unterschiedlichkeit der Blüten ist in Anpassung an die unterschiedlichsten Bestäuber entstanden. Die Bestäuber haben so die Evolution der Pflanzen beeinflusst, umgekehrt aber auch die Pflanzen die Evolution ihrer Bestäuber. Folgende Beispiele zeigen, wie sehr die Insekten und die Blüten durch ihren Körper- beziehungsweise Blütenbau einander angepasst sind. Die Kronblätter der Karthäusernelke bilden eine langgestreckte Röhre nach unten. Im engen Innenraum der Röhre sitzen zehn Staubblätter so dicht gedrängt, dass nur Schmetterlingen mit ihren sehr langen, dünnen Saugrüsseln zum Nektar am Blütengrund gelangen. Dabei wird Blütenstaub aus den reifen Staubbeuteln auf ihren Körper abgestreift. Die Kronblätter der Taubnessel sind so miteinander verwachsen, dass sie eine Ober- und eine Unterlippe bilden. Auf der Unterlippe landen bevorzugt Hummeln. Dabei wird ein Mechanismus ausgelöst, der die Narbe nach unten auf das Tier klappt. Mitgebrachter Blütenstaub bleibt daran kleben. Während die Hummel tiefer in die Blüte vordringt und mit ihrem langen Rüssel am Blütengrund nach Nektar sucht, streift sie die reifen Staubbeutel. Am pelzigen Rücken bleibt Pollen haften. Die nächste Blüte kann damit bestäubt werden. Kenn ich das? 17 Karthäusernelke 18 Weiße Taubnessel M Arbeitsheft Seite 42, 43, 44 rg46np Fakt oder Fake 138 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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