9 Wichtige Beispiele sind der Kommunismus in der Sowjetunion unter Stalin (s. S. 16), der Faschismus in Italien (s. S. 22), der Franquismus in Spanien (s. S. 20) und der Nationalsozialismus in Deutschland (s. S. 62–73). Marxismus – Kommunismus – Stalinismus Der Kommunismus ist sowohl eine Ideologie, d. h. Weltanschauung, als auch eine politische Bewegung und eine Herrschaftsform. Als Ideologie beruht sie auf den kapitalismuskritischen Wirtschafts- und Gesellschaftstheorien von Karl Marx (Marxismus). Deren Grundprinzipien sind u. a. die Abschaffung des Privateigentums, die klassenlose Gesellschaft und die staatliche Wirtschaftsplanung. Lenin entwickelte zur Umsetzung dieser Ideologie konkrete organisatorische und strukturelle staatliche Herrschaftsinstrumente und begründete damit den Marxismus-Leninismus. Die Herrschaftsform des Stalinismus entwickelte daraus eine totalitäre Diktatur. Faschismus: Italien, Deutschland, Spanien Der Faschismus wurde zuerst in Italien von Mussolini zu einer breiten politischen Bewegung ausgebaut, die durch Gewalt, Zwang und Terror sowie die Ermordung politischer Gegner die Macht übernahm und 1925 den italienischen Staat zu einer totalitären Diktatur umformte. Die Nationalsozialisten unter Hitler nahmen sich Mussolinis faschistische Bewegung zum Vorbild. Sie kamen in Deutschland 1933 zwar nach demokratischen Wahlen an die Macht, begannen bald danach aber mit der Verhaftung der politischen Gegner und der Rücknahme von Grundrechten. Nachdem die Opposition vernichtet war, schaltete sich das nationalsozialistisch kontrollierte Parlament selbst aus. Deutschland wurde eine totalitäre Diktatur. Nach einem grausam geführten Bürgerkrieg entstand in Spanien 1939 ein faschistischer totalitärer Staat, der auf dem System des Franquismus beruhte – genannt nach dem Diktator Francisco Franco. Dieser regierte als Alleinherrscher bis 1975. In der letzten Phase entwickelte sich der Franquismus zu einer autoritären Regierungsform. Gemeinsamkeiten dieser politischen Richtungen waren, dass sie antidemokratisch und antikommunistisch waren, bewusst Feindbilder schufen und auf die Beeinflussung der breiten Bevölkerung durch Propaganda abzielten. Sie waren nach dem „Führerprinzip“ organisiert, d. h., sie bauten in allen Bereichen (Staat, Wirtschaft, Gesellschaft) auf einem System von Führern auf, deren Entscheidungen sich die Untergebenen bedingungslos unterordnen sollten. Österreichs „Erste Republik“ Die Existenz eines national eigenständig funktionierenden österreichischen Staates stand nach dem Ersten Weltkrieg in Frage. Ein Anschluss an das Deutsche Reich wurde jedoch durch den Vertrag von St. Germain 1919 unterbunden, sodass Österreich per Gesetz zu einer Republik wurde. Diese wird aufgrund der Zäsur zwischen 1933 und 1945 als „Erste Republik“ bezeichnet (s. S. 40). Fehlendes Demokratieverständnis und Radikalisierung der politischen Strömungen führten zum Erstarken paramilitärischer Gruppen: der nach dem Krieg entstandenen Heimwehren und des sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbundes. Am 15. Juli 1927 brannte in Wien der Justizpalast (s. S. 50). Heimwehren Allgemein versteht man unter Heimwehr Wehrorganisationen, auch „Selbstschutzverbände“ genannte paramilitärische Gruppen. Solche Verbände bildeten sich nach dem Ersten Weltkrieg in verschiedenen Teilen Österreichs. Ideologisch standen die Heimwehren zumeist der Christlichsozialen Partei nahe, pflegten aber auch enge Kontakte zu faschistischen Gruppierungen in Deutschland, Ungarn und Italien. Ziel der Heimwehren war die Abwehr des Marxismus und der Schutz des Heimatlandes. Die Nähe zum Faschismus wurde am 18. Mai 1930 offenkundig, als die Führer der Heimwehren im Korneuburger Eid sich gegen die parlamentarische Demokratie aussprachen und einen totalitären Staat forderten. Online auf: https://www.demokratiezentrum.org (9.4.2024). Republikanischer Schutzbund Der „Republikanische Schutzbund“, gegründet im Mai 1923, entwickelte sich aus den Arbeiterwehren der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ (SDAP). Die einheitlich uniformierten Verbände, organisiert in Kompanien, Bataillonen und Regimentern, waren nur mit Infanteriewaffen ausgerüstet, sollten aber dennoch eine proletarische [= der besitzlosen Arbeiterschaft angehörige] Gegenkraft zu dem von Christlichsozialen beherrschten Bundesheer sowie zu den rechten, meist faschistischen Heimwehrverbänden darstellen. https://agso.uni-graz.at/archive/marienthal/woerterbuch (9.4.2024). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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