Alles Geschichte! 7, Schulbuch [Teildruck]

62 4.2 Der Aufstieg der Nationalsozialisten Die parlamentarische Demokratie der Weimarer Republik (s. S. 32 f.) war Ende der 1920er-Jahre instabil geworden. Wirtschaftliche und politische Krisen bildeten wesentliche Voraussetzungen für den Aufstieg der Nationalsozialisten. Die Anfänge der Nationalsozialisten Adolf Hitler, die zentrale Figur der Nationalsozialisten, trat 1919 in die Münchner Deutsche Arbeiterpartei (DAP) ein. Die DAP war eine rechtsradikale Partei, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland bildete. Ihre Ideologie war antirepublikanisch, antisemitisch und „völkisch“, d. h. radikal-nationalistisch. Hitler stieg als Agitator bzw. Propagandist (= politischer Redner) rasch in der Partei auf. Bereits 1920 war er federführend an deren Umformung zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und deren 25-Punkte-Programm beteiligt. Dieses enthielt bereits die für die spätere NS-Herrschaft charakteristischen Vorhaben, wie die Errichtung eines Großdeutschlands, eine starke Zentralgewalt und die Beseitigung des Parlamentarismus sowie die Differenzierung zwischen „Menschen deutschen Blutes“ und zahlreicher Feindbilder. Auszug aus dem Parteiprogramm der NSDAP von 1920 1. Wir fordern den Zusammenschluß aller Deutschen auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu einem Groß-Deutschland. 2. Wir fordern die Gleichberechtigung des deutschen Volkes gegenüber den anderen Nationen, Aufhebung der Friedensverträge von Versailles und St. Germain. 3. Wir fordern Land u. Boden (Kolonien) zur Ernährung unseres Volkes u. Ansiedelung unseres Bevölkerungs-Ueberschusses. 4. Staatsbürger kann nur sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein. […] 23. Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen die bewußte politische Lüge und ihre Verbreitung durch die Presse. […] Zeitungen, die gegen das Gemeinwohl verstoßen, sind zu verbieten. Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen eine Kunst- u. Literatur-Richtung, die einen zersetzenden Einfluß auf unser Volksleben ausübt […]. M1: Historisches Lexikon Bayerns: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Online auf: www.historisches-lexikon-­ bayerns.de (4.9.2023). Putsch in München 1923 und „Mein Kampf“ Nach einem gescheiterten Umsturzversuch 1923 wurde Hitler zu mehreren Jahren Haft verurteil, kam aber nach neun Monaten frei. Während der Haft verfasste Hitler seine Hetzschrift „Mein Kampf. Eine Abrechnung“, in der er seine Weltanschauung niederschrieb. Später verfolgte nationalsozialistische Ziele wie die Eroberung östlicher Gebiete, um dort Deutsche anzusiedeln, und die Forderung, Jüdinnen und Juden zu ermorden, sind darin festgelegt. In den Jahren darauf verfolgte Hitler das Ziel, durch legale Wahlkämpfe, die er für ausgiebige Propaganda nutzte, die Partei zu etablieren. „Sein Kampf“ – Irene Harands Warnung vor Hitler 1935 veröffentlichte die österreichische Katholikin Irene Harand die Aufklärungsschrift „Sein Kampf. Antwort an Hitler“. Darin widerlegte sie die antisemitischen Vorurteile in „Mein Kampf“, analysierte die dort beschriebenen politischen Ideen Hitlers und warnte vor dem Nationalsozialismus. Gemeinsam mit dem politisch und sozial engagierten jüdischen Rechtsanwalt Moriz Zalman setzte sich Harand bis 1938 gegen Rassismus, Antisemitismus und den Nationalsozialismus ein. Ihre 1933 gegründete „Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot“, auch Harand-Bewegung genannt, hatte in Österreich einige Tausend Mitglieder und war weltweit vernetzt. Nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an Deutschland wurde „Sein Kampf“ öffentlich verbrannt. Harand überlebte im Exil in den USA. Zalman wurde von den Nationalsozialisten verhaftet und in einem Konzentrationslager ermordet. Die Rolle der SA Mit der Sturmabteilung (SA) verfügte Hitler über eine paramilitärische Kampforganisation, die einerseits zum Schutz von Parteiveranstaltungen, andererseits aber auch zu Einschüchterung und brutalem Terror gegen politische und ideologische Gegner/innen und Feindbilder eingesetzt wurde. Die SA-Uniform bestand unter anderem aus einem braunen Hemd, weshalb die SA-Angehörigen auch Braunhemden genannt wurden. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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