45 M3: Lothar Rübelt: Republikanischer Schutzbund beim Aufmarsch in Wiener Neustadt am 7. Oktober 1928, Fotografie M4: Albert Hilscher: Heimwehr beim Aufmarsch in Wiener Neustadt am 7. Oktober 1928, Fotografie Korneuburger Eid vom 18. Mai 1930 Wir wollen Österreich von Grund aus erneuern! Wir wollen den Volksstaat des Heimatschutzes. […] Wir wollen nach der Macht im Staate greifen und zum Wohl des gesamten Volkes Staat und Wirtschaft neu ordnen. Wir müssen eigenen Vorteil vergessen, müssen alle Bindungen und Forderungen der Parteien unserem Kampfziele unbedingt unterordnen, da wir der Gemeinschaft des deutschen Volkes dienen wollen! Wir verwerfen den westlichen demokratischen Parlamentarismus und den Parteienstaat! M5: Online auf: https://hdgoe.at/korneuburger-eid (21.8.2023). Die Wehrverbände In den letzten chaotischen Tagen des Ersten Weltkrieges bildeten sich paramilitärische (= militärisch organisierte, aber nicht Teil der Armee) Gruppen, die zum Teil Aufgaben des Grenzschutzes übernahmen, aber auch Plünderungen verhindern sollten. Organisationen wie die kommunistische Rote Garde, die schon bei Ausrufung der Republik in Erscheinung getreten war, wurden kurz darauf der staatlichen Volkswehr (Vorläufer des österreichischen Bundesheeres) eingegliedert. Die übrigen Wehrverbände wandelten sich am Anfang der 1920er Jahre in einen von der SDAP geleiteten Republikanischen Schutzbund und in meist auf Bundesländerebene organisierte Heimatschutzorganisationen, wie Heimwehr und Frontkämpfervereinigung, die den Parteien CSP, GDV und Landbund nahestanden. Obwohl der Vertrag von St. Germain das Bundesheer auf 30 000 Mann beschränkte, verfügten auch diese Verbände über Waffen, die zum Teil aus dem Krieg erhalten waren, aber auch aus dem Ausland geliefert wurden. Politik auf der Straße Demonstrationszüge der Wehrverbände sollten auch deren Macht in der Öffentlichkeit zeigen. Um Zusammenstöße zwischen den unterschiedlichen Wehrverbänden zu vermeiden, wurde von der Polizei darauf geachtet, dass Aufmärsche getrennt abgehalten wurden. Am 7. Oktober 1928 wurden in Wiener Neustadt von der Heimwehr und dem Schutzbund Aufmärsche veranstaltet, die vorsorglich unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfanden. Ein Jahr später kam es in St. Lorenzen im Mürztal bei gleichzeitig stattfindenden Aufmärschen ohne Sicherheitsvorkehrungen von Schutzbund und Heimwehr zu drei Toten und über 200 Verletzten. Linzer Parteiprogramm 1926 Hat die sozialdemokratische Arbeiterpartei in der ersten Epoche ihres Kampfes die demokratische Republik erkämpft, so hat sie nunmehr die Aufgabe, die demokratischen Kampfmittel auszunützen, um die Mehrheit des Volkes unter der Führung der Arbeiterklasse zu sammeln und dadurch die Klassenherrschaft der Bourgeoisie zu stürzen, der Arbeiterklasse die Herrschaft in der demokratischen Republik zu erobern. M2: Sandkühler/de la Vega (Hg.): Austromarxismus, 1970, S. 184. Während sich die SDAP 1926 in ihrem Linzer Programm vorrangig auf demokratische Mittel zur Ausweitung ihres politischen Einflusses festlegte, bekannten sich die Heimwehren im Korneuburger Eid 1930 zum Sturz des demokratischen Systems. Jetzt bist du dran: 1. Interpretiere anhand von M1 die Veränderungen im Zuspruch der Parteien durch die Bevölkerung. 2. Heute analysieren Marktforschungsinstitute das Wahlverhalten. Diskutiere, ob verschiedenfarbige Wahlkuverts mit dem allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht vereinbar sind. 3. Ermittle aus M3 und M4 Hinweise auf die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen der Behörden. 4. Charakterisiere den sprachlichen politischen Stil in der Ersten Republik anhand der Quellen M2 und M5. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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