Alles Geschichte! 7, Schulbuch [Teildruck]

39 Habsburger und Österreich 1918 Mit der Ausrufung der Republik Deutschösterreich am 12. November 1918 endete die Monarchie Österreich-­ Ungarn. Am selben Tag verließ der Kaiser mit seiner Familie Wien und zog ins Schloss Eckartsau im östlichen Niederösterreich. Die Abreise des Exkaisers Karl in die Schweiz am 23. März, Wiener Bilder, 30.3.1919 Mit der Abreise des Exkaisers Karl und seiner Familie ins Exil schließt wieder ein Kapitel des alten Oesterreich. An dem Zusammenbruch des in der Geschichte Europas für immer denkwürdigen Hauses, das durch Jahrhunderte die deutsche Kaiserkrone trug, […] trug Exkaiser Karl persönlich sicher die geringste Schuld. Die Sünden, die sein tristes Ende herbeiführten, haben andere vor ihm begangen. M2: „Haus Habsburgs Ende. Die Abreise des Exkaisers Karl in die Schweiz“, in: Wiener Bilder, am 30.3.1919, S. 4. Am 23. März 1919 verließ Karl I. mit seiner Familie Österreich Richtung Schweiz. Kurz vor dem Übertritt in die Schweiz bekräftigte er seinen Herrschaftsanspruch im Feldkircher Manifest. Auszug aus dem Feldkircher Manifest vom 24. März 1919 Was die deutschösterreichische Regierung, provisorische und konstituierende Nationalversammlung seit dem 11. November 1918 in diesen Belangen beschlossen und verfügt haben und weiterhin resolvieren werden, ist demnach für Mich und Mein Haus null und nichtig. M3: Kovacs (Hg.): Kaiser und König Karl I. (IV.). Politische Dokumente aus internationalen Archiven. 2004, Nr. 142. Habsburgergesetz Da Karl die Abdankung verweigerte und das Land verließ, wurde am 3. April 1919 in der Nationalversammlung das Gesetz „betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen“ beschlossen. Der Reinerlös des beschlagnahmten Vermögens sollte als Fürsorge für Kriegsverletzte, -witwen und -waisen dienen. Nach Karls Tod 1922 beanspruchte zuerst dessen Witwe Zita und dann Sohn Otto die Herrschaft. 1935 wurde unter der Regierung Schuschnigg der Landesverweis der Habsburger aufgehoben. Die Habsburger in der Zweiten Republik Auch nach dem Zweiten Weltkrieg bestanden für die Habsburger keine Chancen, dass die Monarchie wiedereingeführt würde. Da Otto an seinen Herrschaftsansprüchen festhielt, wurde das wieder in Kraft gesetzte Habsburgergesetz Bestandteil des Staatsvertrages 1955. Im Mai 1961 unterschrieb Otto die von Österreich verlangte Verzichtserklärung, um die Aufhebung des Einreiseverbots zu erlangen. Dies führte zu innenpolitischen Auseinandersetzungen, da die Sozialdemokraten im Gegensatz zur Volkspartei eine Restauration befürchteten. 1963 entschied der Verwaltungsgerichtshof zugunsten Habsburgs. Am 31. Oktober 1966 besuchte Otto Habsburg-Lothringen offiziell Österreich. Zitat Otto Habsburg 1997 über die Verzichtserklärung 1961 Ich wurde erpresst, aber meine Unterschrift ist gültig. Ich beanspruche keinen Monarchen oder Eigentum. M4: Otto von Habsburg Stiftung; habsburgottoalapitvany.hu/de/ (9.4.2024). Zwischen 1979 und 1999 war Otto Abgeordneter des Europäischen Parlaments und setzte sich unter anderem für die europäische Integration der ehemaligen Ostblockländer ein. Zitat Otto Habsburg 1997 über das Europaparlament Ich danke Gott, dass ich Mitglied des Europäischen Parlaments bin. M5: Otto von Habsburg Stiftung; habsburgottoalapitvany.hu/de/ 1996 wurden durch die Verzichtserklärungen der beiden letzten Söhne Karls die letzten Landesverweise von Habsburgern aufgehoben. 2011 fiel auch der Absatz, dass Mitglieder einer ehemals regierenden Familie in Österreich nicht zum Bundespräsidenten gewählt werden können, da eine Restauration der Habsburger kein Thema mehr ist. Jetzt bist du dran: 1. Beschreibe die Karikatur M1 und fasse deren Aussage(n) zusammen. 2. Charakterisiere die in dem Zeitungsausschnitt M2 vermittelte Stimmung gegenüber Karl Habsburg. 3. Rekonstruiere anhand der Quellen M3 bis M5 die Entwicklung der Einstellung der Habsburger gegenüber der Republik. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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