35 Reichskanzler Adolf Hitler: Aufruf der Reichsregierung an das deutsche Volk (1. Februar 1933) Über 14 Jahre sind vergangen seit dem unseligen Tage, da, von inneren und äußeren Versprechungen verblendet, das deutsche Volk der höchsten Güter unserer Vergangenheit, des Reiches, seiner Ehre und seiner Freiheit vergaß und dabei alles verlor. […] Das Elend unseres Volkes aber ist entsetzlich! Dem arbeitslos gewordenen, hungernden Millionenproletariat der Industrie folgt die Verelendung des gesamten Mittel- und Handwerksstandes. Wenn sich dieser Zerfall auch im deutschen Bauer vollendet, stehen wir in einer Katastrophe von unübersehbarem Ausmaße. M8: Zehnter (Hg.): Reden und Dokumente des 20. Jahrhunderts, 1969, S.173 f. Reichstagsbrand und Repressionen Am Abend des 27. Februar 1933 brannte der Berliner Reichstag (s. S. 63). Bis heute ist ungeklärt, wer für den Brand verantwortlich war, beschuldigt wurde ein niederländischer Kommunist. Die Nationalsozialisten nutzten das Ereignis und warfen den Kommunisten einen Putschversuch vor. Sie verboten die KPD, verhafteten ihre Funktionäre und verschleppten sie in die neu errichteten Konzentrationslager, z.B. nach Dachau bei München. Zeitungsmeldung über die offizielle Einrichtung des Konzentrationslagers Dachau im März 1933 Am Mittwoch (22. März) wird in der Nähe von Dachau das erste Konzentrationslager eröffnet. Es hat ein Fassungsvermögen von 5000 Menschen. Hier werden die gesamten kommunistischen und, soweit dies notwendig ist, Reichsbanner- und sozialdemokratischen Funktionäre, die die Sicherheit des Staates gefährden, zusammengezogen. […] Es hat sich gezeigt, dass es nicht angängig ist, diese Leute in Freiheit zu lassen, da sie weiter hetzen und Unruhe stiften. M9: Aus: Völkischer Beobachter, 21.3.1933. Jetzt bist du dran: 1. Gestalte eine übersichtliche Grafik in einem Format deiner Wahl (z.B. Mindmap), welche die wichtigsten Ereignisse in der Weimarer Republik aufzeigt. 2. Vergleiche die Texte M1 und M2 hinsichtlich der politischen und gesellschaftlichen Blickwinkel, aus denen die jeweiligen Redner ihre Ansprachen hielten. 3. In M1 sagt Philipp Scheidemann: „Alles für das Volk, alles durch das Volk“. In M2 spricht er von einem „Hexenhammer“. Ermittle, in welchen anderen historischen Kontexten dir diese Zitate (in abgewandelter Form) schon untergekommen sind. Nimm gerne dein letztjähriges Schulbuch „Alles Geschichte 6“, S. 46 zur Hilfe. Vergleiche die Situationen miteinander. 4. Stelle auf Basis des Wahlplakates (M3) Vermutungen an, wie die „Dolchstoßlegende“ gewisse Kreise der Bevölkerung beeinflusste. 5. Schildere, was du auf den Bildern M4 und M5 siehst. Informiere dich, wie heutzutage arbeitslose Menschen in Österreich bei der Jobsuche unterstützt werden. 6. Arbeite auf Grundlage von M6 in deinen eigenen Worten heraus, wie Stefan Zweig die Situation im Deutschland der Zwischenkriegszeit sieht. 7. Untersuche die Körperhaltung der beiden auf der Fotografie M7 abgebildeten Personen und ziehe daraus Rückschlüsse auf den historischen Kontext. 8. Arbeite heraus, welche Emotionen mit der Rede M8 bei den Bürgerinnen und Bürgern angesprochen wurden. Diskutiere, inwiefern der Appell an die Emotionen extreme Ideologien unterstützen kann. 9. Lies die Quelle M9 aufmerksam durch. Recherchiere zum Instrument der „Schutzhaft“, z.B. auf www.dhm. de/lemo/ oder www.bpb.de. Dekonstruiere die Argumentation im Völkischen Beobachter für die Notwendigkeit dieses NS-Zwangsmittels. M7: Theo Eisenhart: Reichskanzler Hitler und Reichspräsident Hindenburg (Ausschnitt). Fotografie, Potsdam, 21.3.1933 Der Weg in die Diktatur Bereits am 28. Februar 1933 wurden mit einer Notverordnung „zum Schutz von Volk und Staat“ wesentliche Grundrechte, wie Presse- und Versammlungsfreiheit, außer Kraft gesetzt. Im weiteren Verlauf wurden die höchsten Ämter im Staat mit NS-Funktionären besetzt. Am 5. März fand die Reichstagswahl bereits unter Einschränkungen statt. Mit dem Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, das von den bürgerlichen Parteien im Parlament mitentschieden wurde, konnte die Regierung Gesetze ohne Zustimmung des Parlamentes beschließen. In der Folge lösten sich die Parteien auf oder wurden verboten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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