28 2.8 Die USA am Weg zur Weltmacht Gründe für den Wirtschaftsboom Durch ihren Kriegseintritt 1917 (Alles Geschichte! 6, S. 146) trugen die USA erheblich zum Sieg der Entente-Mächte in Europa bei. Die Rüstungsindustrie sorgte außerdem für hohes Wirtschaftswachstum. Die Produktion von Waffen und Konsumgütern konnte durch Vereinheitlichung, Mechanisierung und Elektrifizierung der Arbeitsvorgänge gesteigert werden. Trotz der von den USA nach dem Krieg betriebenen Isolationspolitik, die vor allem nationale Interessen verfolgte, bestanden enge wirtschaftliche Verbindungen mit Europa. An viele europäische Länder wurden Kredite vergeben, die mit Zinsen an die USA zurückgezahlt werden mussten. Es entstand ein Wirtschaftsaufschwung, der dafür sorgte, dass sich im Land nach und nach eine Wohlstandsgesellschaft herausbildete. Diese Zeitspanne wurde in den USA als „Roaring Twenties“ (dt. „brüllende Zwanziger“) bezeichnet. Die Wohlstandsgesellschaft: Massenkonsum Der Wohlstand äußerste sich in der erstmaligen Entwicklung einer Freizeitindustrie, an der nicht nur die reiche Oberschicht, sondern auch Arbeiter/innen und Angestellte teilhaben konnten. Das Vermögen der Menschen wuchs und der Massenkonsum begann für die US-amerikanische Wirtschaft eine große Rolle zu spielen. Große Kaufhäuser entstanden, Luxusgüter wurden in Massen hergestellt und verkauft, preisgünstige elektrische Haushaltsgeräte wurden erfunden. Auch die Entwicklung des Automobils schritt stetig voran, vor allem seit Henry Ford in seinem Werk in Detroit eine große Zahl beweglicher Montagebänder (= Fließbänder) eingerichtet hatte. M1: Unbekannt: Fließbandproduktion von Schwungrad-Magnetzündern für das Modell T in Fords Automobilfabrik. Fotografie, Detroit, 1911 Sportveranstaltungen, wie Boxkämpfe, Football- und Baseballspiele, erfreuten sich zunehmender Beliebtheit. In Luftschiffen konnten größere Distanzen in kürzerer Zeit überwunden werden und 1927 überquerte der US-amerikanische Pilot Charles Lindbergh mit seinem einmotorigen Flugzeug erstmals den Atlantik. Der Weg in die Krise Im Wirtschaftsboom kauften die Amerikaner/innen nicht nur Konsumgüter, sondern auch zunehmend Aktien. Oft leisteten sie nur eine Anzahlung, während die Bank für sie den Rest finanzierte, die Aktien jedoch als Sicherheit zurückhielt. In der Hoffnung, schnell reich zu werden, spekulierten viele Menschen, indem sie Kredite für Investitionen in Aktien aufnahmen. Zunächst überstiegen die Kursgewinne die zu leistenden Kreditzinsen um ein Vielfaches und es kam zu enormen Gewinnen. Der Weg in die Krise wurde 1927 durch günstige Bedingungen bei der Vergabe von Verbraucherkrediten verzögert. Doch schließlich kam es zu einer Überproduktion, die Konsumentinnen und Konsumenten nahmen der Industrie die produzierten Güter nicht mehr ab. Verkauf und Produktion gerieten ins Stocken, es folgte eine Entlassungswelle. Die Krise betraf zunächst den landwirtschaftlichen Sektor. Die Preise für Getreide sanken, was die Bauernschaft in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Als Folge dieser Entwicklungen fürchteten viele Aktieninhaber/innen, dass ihre Papiere an Wert verlieren würden. Sie verkauften diese daher so schnell wie möglich, auch wenn der Verkaufspreis mittlerweile unter dem ursprünglichen Wert der Aktie lag. Immer mehr Aktieninhaber/innen folgten diesem Beispiel und es entstand ein Abwärtssog, der Panik auf dem US-Finanzmarkt auslöste. „Schwarzer Freitag“ und seine Folgen Am 24. Oktober 1929 („Black Thursday“) bzw. 25. Oktober 1929 („Schwarzer Freitag“) brach der Aktienmarkt an der New Yorker Börse zusammen. Zahlreiche Menschen verloren ihre gesamte Existenzgrundlage. Die Folgen der Finanzkrise waren eine geringe Nachfrage sowie niedrige Preise und Löhne, was die Wirtschaft nachhaltig schädigte. Die wirtschaftliche Depression brachte eine noch nie da gewesene Massenarbeitslosigkeit mit sich, die zu sozialem Elend und politischen Krisen führte. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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