27 M2: Unbekannt: Premierminister Chamberlain zeigt bei seiner Rückkehr aus Deutschland das Münchner Abkommen (s. S. 80), mit dem im Gegenzug für die Garantie des Friedens in Europa das Sudetenland an Deutschland übergeben wurde (ohne Vertreter der Tschechoslowakei miteinzubeziehen). Fotografie, London, 30.9.1938 Schwedens Weg zur Demokratie Der Beginn Schwedens als konstitutionelle Monarchie stand in Zusammenhang mit den Forderungen der Französischen Revolution. 1809 bekam das Land seine erste Verfassung, die den König allerdings noch immer als hauptsächlichen Herrscher vorsah. Der Bevölkerung wurden Grundrechte und eingeschränkt freie Meinungsäußerung zugestanden. In der Verfassungsreform von 1865 wurde schließlich ein Parlament mit zwei Kammern eingeführt. In den folgenden Jahrzehnten erstritten die Verfassungsreformer/innen weitere Rechte, bis 1917 das allgemeine Wahlrecht für Männer und Frauen beschlossen wurde. Frühe Anerkennung von Frauenrechten Rechte von Frauen wurden in Schweden vor den meisten anderen Staaten gesetzlich anerkannt: das gleiche Erbrecht (1845), Unabhängigkeit vor dem Gesetz (1858), die Öffnung der Universitäten für Studentinnen (1870), das Recht auf ein eigenes Einkommen (1874) und die Unabhängigkeit verheirateter Frauen vom Ehemann (um 1890). Die besseren Bildungsmöglichkeiten eröffneten den Frauen neue Berufsfelder, wie Ärztin oder Lehrerin. Das schwedische Modell Seit den Napoleonischen Kriegen verfolgte das Land eine Politik der Neutralität, die es auch im Ersten Weltkrieg beibehielt. Schweden blieb von gravierenden wirtschaftlichen Einbußen und Verlusten von Menschenleben verschont, die politische und soziale Situation blieb in den Kriegsjahren stabil. Nach dem Wirtschaftsaufschwung in den 1920er-Jahren erfasste auch Schweden die Wirtschaftskrise. 1932 wurde der Sozialdemokrat Per Albin Hansson zum Ministerpräsidenten gewählt. Dieser reformierte das schwedische Sozialsystem unter dem Begriff Folkhemmet (= Volksheim). Sein Ziel war ein Wohlfahrtsstaat, in dem alle Einwohner/ innen materiell abgesichert leben könnten, unabhängig von ihrer sozialen Klasse, ihrem Beruf, ihren Leistungsmöglichkeiten. Das Modell diente dem österreichischen Wohlfahrtsstaat nach dem Zweiten Weltkrieg als Vorbild. Per Albin Hansson über das Folkhemmet (1928) Im guten Heim gibt es keine Privilegierten oder Benachteiligte [...]. Dort sieht nicht der eine auf den anderen herab, dort versucht keiner, sich auf Kosten des anderen Vorteile zu verschaffen und der Starke unterdrückt nicht den Schwachen und plündert ihn aus. Im guten Heim herrschen Gleichheit, Fürsorglichkeit, Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft. M4: Online auf: www.fes.de/e/starke-gesellschaft-wie-man-mehrgleichheit-schaffen-kann (4.9.2023). Jetzt bist du dran: 1. Vergleiche die Darstellung der Tätigkeiten eines Politikers aus 1927 (M1) mit heutigen Aktivitäten österreichischer Politiker/innen im Wahlkampf anhand eines Beispiels. 2. Stelle M2 und M3 einander gegenüber. Beschreibe die Wirkung der beiden Fotografien und der abgebildeten Personen auf die Betrachter/innen. 3. Vergleiche anhand des Autorentextes die Monarchien Großbritannien und Schweden miteinander. 4. Arbeite heraus, inwiefern die politischen Systeme der beiden Staaten für deren Haltung in den 1930er Jahren gegenüber Adolf Hitler verantwortlich gewesen sein könnten. Ziehe dazu auch M4 heran. M3: Unbekannt: George VI. und seine Frau Elizabeth mit ihren Töchtern Elizabeth und Margaret nach der Krönungsfeier des Königs. Fotografie, 1937 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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