23 Für seinen Machtausbau plante Mussolini, im Jahr 1922 gewaltsam in Rom einzudringen. Propagandistisch nannte er dieses Unternehmen „Marsch auf Rom“. Dieser gelang letztendlich ohne Kampf. Da sich die anderen politischen Kräfte nicht dagegenstellten, ernannte König Vittorio Emanuele III. Mussolini zum Ministerpräsidenten. Mussolini hatte es also geschafft, das Gewalt- und Drohpotenzial der Faschisten zu nutzen und gleichzeitig seine Bewegung als regierende Partei im Staat zu etablieren. Bei der Parlamentswahl 1924 erreichte die PNF, nach einer auf Mussolinis Partei ausgerichteten Wahlgesetzänderung, die Zweidrittelmehrheit. Die totalitäre Diktatur Mussolinis Umbau Italiens zu einem totalitären Einheitsstaat war 1928 vollzogen, als durch eine Änderung des Wahlrechts nur mehr die faschistische Einheitsliste gewählt werden konnte. Alle nichtfaschistischen politischen Gruppierungen wurden verboten, was das Ende jeglicher Opposition bedeutete. Auch die Bürger/innen mussten Einschränkungen ihrer Rechte und ihrer Freiheiten hinnehmen. Hausdurchsuchungen, Beschränkung der Pressefreiheit, Streikverbot, der Aufbau einer Geheimpolizei und die Verhaftung unerwünschter Personen waren die Folge. Der liberale Verfassungsstaat war beendet. Personenkult und Erziehung der Jugendlichen Der Kult um die Person Mussolini war ein zentrales Element des italienischen Faschismus. Postkarten, Kinofilme und Zeitungen trugen zu dieser Propaganda bei. Die Auslöschung des Individuums und die Idee, dass nur die Gemeinschaft zählte, waren zentral. Dies wurde mit Massenveranstaltungen, z. B. Militärparaden oder sportlichen Großereignissen befördert. Schon Kinder wurden in der staatlichen Jugendorganisation „Opera Nazionale Balilla“ im Sinne des faschistischen Regimes erzogen. M2: Aufmarsch von Kindern der „Figli della Lupa“, einer Sektion der faschistischen Jugendorganisation „Opera Nazionale Balilla“. Auf den weißen Leibriemen das „M“ für Mussolini. Fotografie, 1937. Außenpolitik Mussolini strebte nach der Vorherrschaft im Mittelmeerraum und der Ausweitung der italienischen Kolonien in Afrika, ein neues Imperium Romanum sollte entstehen. 1927 wurde Albanien italienisches Protektorat („Schutzherrschaft“). Libyen erklärte Mussolini 1934 zur italienischen Kolonie. 1935 griff er das heutige Äthiopien (damaliger Name „Abessinien“) an, wo es zu Massentötungen der Bevölkerung, dem Einsatz von Giftgas und zahlreichen weiteren Kriegsverbrechen kam. Der Völkerbund verhängte Sanktionen gegen Italien, das daraufhin 1937 aus dem Bündnis austrat. Rede Benito Mussolinis am Tag vor dem Überfall auf Äthiopien (2. Oktober 1935) Schwarzhemden der Revolution! Männer und Frauen von ganz Italien! Italiener jenseits der Meere und Berge! Hört zu! Eine feierliche Stunde wird demnächst für das Vaterland schlagen […] Zwanzig Millionen Menschen: ein einziges Herz, ein einziger Wille, eine einzige Entscheidung. Ihre Kundgebung soll der Welt und wir ihr beweisen, dass Italien und Faschismus eine vollkommene, absolute, unveränderliche Einheit bilden. M3: Zehnter (Hg.): Reden und Dokumente des 20. Jahrhunderts, 1996, S. 191. In Europa verbündete sich Mussolini mit dem spanischen Diktator Franco und unterstützte diesen im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) (s. S. 18). 1940 trat Italien an der Seite des Deutschen Reiches in den Zweiten Weltkrieg ein, es war jedoch militärisch nicht erfolgreich (s. S. 83). Zu Kriegsende 1945 versuchte Mussolini in die Schweiz zu fliehen. Italienische Widerstandskämpfer fassten ihn am 27. April 1945 und erschossen ihn. Jetzt bist du dran: 1. Notiere die im Text beschriebenen Grundlagen der faschistische Ideologie Mussolinis in Stichworten und stelle sie mit den Fotografien (M1 und M2) und der Rede (M3) in einen Zusammenhang. 2. Suche auf YouTube das Lied „Bella Ciao“ und höre es an. Recherchiere den Inhalt. Beurteile, warum es noch heute in antifaschistischen Kreisen populär ist. 3. Gegner/innen von Mussolinis Regime wie der sozialistische Abgeordnete Giacomo Matteotti wurden entführt und ermordet. Gestalte einen kurzen Steckbrief in Stichworten zu Matteotti. Arbeite neben seinen wichtigsten Lebensdaten besonders heraus, warum er hingerichtet wurde und welche Nachwirkungen sein Tod hatte. Recherchiere dazu auch im Internet, z. B. auf www.gedenkorte-europa.eu. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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