20 2.4 Der Spanische Bürgerkrieg Beginn des Bürgerkriegs Am 18. Juli 1936 kam es, ausgehend von Spanisch-Marokko, zu einem Militärputsch antirepublikanischer Generäle, die von konservativen, nationalen und faschistischen Gruppen unterstützt wurden. Dies war der Beginn des Spanischen Bürgerkrieges. Auszug aus Francos Aufruf am 17. Juli 1936 (Tag des Aufstandes in Spanisch-Marokko) Anarchie herrscht auf den meisten Feldern und in den Dörfern; von der Regierung ernannte Behörden stehen den Umstürzen vor, wenn sie sie nicht sogar fordern. […] Revolutionäre Streiks jedweder Art lähmen das Leben der Bevölkerung und ruinieren und zerstören ihre Quellen des Wohlstandes, Monumente werden rücksichtslos von revolutionären Horden angegriffen, die den Anweisungen folgen, die sie aus dem Ausland erhalten. […] Dürfen wir etwa Spanien den Feinden des Vaterlandes übergeben und es kampf- und widerstandslos ausliefern? Niemals! Das sollen Verräter tun! Wir, die wir geschworen, das Land zu verteidigen werden es nicht tun. M1: Zehnter (Hg.): Reden und Dokumente des 20. Jahrhunderts, 1996, S. 193. M2: Unbekannt: Dolores Ibárruri, Mitglied des Politbüros der kommunistischen Partei, bei einer Ansprache. Fotografie, undatiert Auszug aus dem Aufruf der Kommunistin Dolores Ibárruri vom 19.7.1936 auf Radio Madrid Das ganze Land bebt vor Empörung über diese Schurken, die das demokratische Volksspanien in eine Hölle des Terrors und des Todes stürzen wollen. Aber sie werden nicht durchkommen, no pasarán! […] Jugendliche! Bereitet Euch auf den Kampf vor! Frauen, heldenhafte Frauen des Volkes! […] Kämpft auch Ihr an der Seite der Männer für die Verteidigung des Lebens und der Freiheit, an der Seite Eurer Söhne, die der Faschismus bedroht! Soldaten, Söhne des Volkes! Bleibt der Regierung der Republik treu, kämpft an der Seite der Arbeiter, an der Seite der Anhänger der Volksfront, zusammen mit Euren Vätern, Euren Brüdern und Genossen. M3: Zehnter (Hg.): Reden und Dokumente des 20. Jahrhunderts, 1996, S. 193. Spanien im 19. und am Beginn des 20. Jh. In den südamerikanischen Unabhängigkeitskriegen des 19. Jh. erkämpften die spanischen Kolonien ihre Unabhängigkeit, die letzten Kolonialgebiete musste Spanien 1898 an die USA abtreten. Die Ausbeutung der ehemaligen Kolonien wurde damit beendet, Spanien konnte nicht mehr auf Rohstoffe in den neu entstandenen Staaten zugreifen. Wie in anderen Ländern Europas auch, gab es in Spanien ab Mitte des 19. Jh. soziale Spannungen. Auch politische Reformen konnten trotz Demokratisierungsversuchen von liberalen Politikern nicht durchgesetzt werden. Regionale Autonomiebestrebungen wie im Baskenland oder in Katalonien vermischten sich mit wirtschaftlichen und sozialen Missständen. Die wenigen vermögenden Landbesitzer, Industriellen und Bankiers verfügten über politische Macht. Ihnen stand eine Vielzahl an Arbeiterinnen und Arbeitern am Land und in den Fabriken gegenüber, die ebenfalls politische Mitsprache einforderten. 1923 wurde das Land schließlich mit dem Einverständnis des Königs zu einer Militärdiktatur. Die Zeit der Republik Nach dem Fall der Diktatur wurde Spanien 1931 eine Republik mit einer liberalen, demokratischen Verfassung. Zum Beispiel wurde das Frauenwahlrecht eingeführt und der Staat säkularisiert. Der König musste das Land verlassen. Auch die Republikaner konnten die Probleme in den folgenden Jahren nicht langfristig lösen, was zu einem Putschversuch des Militärs, Arbeiteraufständen, kommunistischen und anarchistischen Unruhen führte. In diese Zeit fällt die Gründung der faschistischen Partei Falange (dt. Schlachtreihe). Der spätere Diktator General Francisco Franco stützte sich auf die Falange und die katholische Kirche, als er Spanien in einen totalitären Staat umwandelte. 1936 gewann die „frente popular“ (dt. Volksfront) gegen die rechte „frente nacional“ (dt. Nationale Front). Das Wahlbündnis der Volksfront umfasste liberale Demokratinnen und Demokraten sowie sozialistische, kommunistische, republikanische und anarchistische Parteien. Sie konnte nicht verhindern, dass radikale linke Gruppierungen und die rechtsextreme Falange das Land terrorisierten. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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