17 Stalins Machtergreifung und Stalin-Kult Nach Lenins Tod stieg Stalin zum mächtigsten Politiker der Sowjetunion auf. Seine Konkurrenten entfernte er gewaltsam aus der Partei. Er ließ sie nach Schauprozessen (= öffentlich inszenierte Gerichtsverfahren) oder im Geheimen umbringen. Leo Trotzki wurde aus der UdSSR ausgewiesen. Im Anschluss ließ er jede Erinnerung an sie vernichten oder zu seinen Gunsten abändern, indem er z.B. Fotos verschwinden bzw. retuschieren, Namen unkenntlich machen oder ihre Existenz leugnen ließ. Stalin förderte den Kult um seine Person. Gemälde, Denkmäler etc. wurden errichtet, Plakate aufgehängt. Eine zentrale Stadt unterhalb der Wolga erhielt 1925 den Namen Stalingrad. M3: Sirocenqo: „Lang lebe der große Stalin! Ehre sei dem großen Stalin!“. Übersetzung aus dem Aserbaidschanischen und Russischen. Plakat, 1938 Wirtschaft Die Wirtschaft der Sowjetunion war im Vergleich zu jener der westeuropäischen Staaten rückständig. Mithilfe von Fünfjahresplänen wollte Stalin die Sowjetunion von einem rückständigen Agrarstaat zu einem modernen sozialistischen Industriestaat umbauen. Um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, förderte Stalin vor allem die Schwerindustrie. Kohle, Erdöl und Erze wurden abgebaut, Rohstoffquellen erschlossen und in neuen Industriewerken weiterverarbeitet. Ein weiteres Ziel war die Verbesserung der sowjetischen Infrastruktur. Staudämme für den Ausbau der Stromversorgung wurden errichtet und der Transport durch verbesserte Verkehrswege beschleunigt (z.B. durch Ausbau des Bahnnetzes). Im Dezember 1917 schloss der Rat den Waffenstillstand von Brest-Litowsk mit Deutschland und Österreich-Ungarn. Für den Machterhalt setzte die neue Regierung von Beginn an Gewalt ein. Das umfasste die Hinrichtung der Zarenfamilie, die Unterdrückung und Ermordung von Oppositionellen bzw. Andersdenkenden durch das Militär und den neu gegründeten Geheimdienst, die Unterdrückung von nationalistischen Bewegungen in den Provinzen. Bürgerkrieg zwischen Roten und Weißen Zwischen 1918 und 1922 kam es in Russland zu einem Bürgerkrieg zwischen Antikommunisten (den Weißgardisten) und Kommunisten (der bolschewikischen Roten Arbeiter- und Bauernarmee, kurz Rote Armee). In den von beiden Seiten grausam geführten Kämpfen, die auch in der Zivilbevölkerung Millionen Verletzte und Tote forderten, eroberten die Bolschewiken nach und nach das gesamte Land. Wirtschaftlicher Aufbau und Gründung der UdSSR Russlands Wirtschaft hatte schon unter der zaristischen Ausrichtung eines Agrarstaates gelitten, die starke feudale Strukturen (z. B. Vorteile für Großgrundbesitzer und Einschränkung der bäuerlichen Rechte) aufwies. Der Bürgerkrieg hatte die Wirtschaft weiter ruiniert. Landwirtschaft und Industrie lagen darnieder, die allgemeine Versorgungslage war schlecht, viele Menschen verhungerten. Aus diesem Grund setzte Lenin die „Neue Ökonomische Politik“ (NEP) in Kraft, mit der die Verstaatlichungen teilweise zurückgenommen wurden, die Bauernschaft durfte einen Teil ihrer Produkte verkaufen. Die wirtschaftliche Lage erholte sich etwas. Im Dezember 1922 wurde schließlich die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) gegründet, die bis Dezember 1991 Bestand hatte (s. S. 119) Lenins Sicht auf Stalin 1922 wurde Stalin Generalsekretär der „Kommunistischen Partei der Sowjetunion“ (KPdSU). Von nun an arbeitete er eng mit Lenin zusammen, der bereits körperlich geschwächt war. Lenin war jedoch kein Befürworter von Stalins Politik, er empfahl Leo Trotzki, den Volkskommissar für äußere Angelegenheiten, als seinen Nachfolger. Lenin in einem Brief an den Parteitag (24.12.1922) Gen. Stalin hat, nachdem er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, daß er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig genug Gebrauch zu machen. M2: Zehnter (Hg.): Reden und Dokumente des 20. Jahrhunderts, 1996, S. 149 (alte RS). Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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