13 Pandemiebekämpfung 1918 Laut Schätzungen starben mehr Menschen an der Spanischen Grippe als im Ersten Weltkrieg. Besonders schnell verbreiten sich Viren dort, wo viele Menschen zusammenkommen. Im Ersten Weltkrieg waren dies etwa Soldatenunterkünfte, Kriegsgefangenenlager und Großstädte. Aber auch die Landgemeinden wurden schließlich von der Grippeepidemie erfasst. Mit verschiedenen Maßnahmen versuchten die Behörden gegenzusteuern. Die Ausbreitung der Spanischen Grippe in Graz. Sämtliche Schulen und Kinos auf drei Wochen gesperrt Das Stadtphysikat [= Gesundheitsamt] teilt uns mit: Wegen gesteigerten Auftretens von Erkrankungen an Grippe sah sich der Stadtrat bemüßigt, als örtliche Sanitätsbehörde eine Reihe von Vorkehrungen zu treffen, von denen als die wichtigsten zu bezeichnen sind: Schließung sämtlicher öffentlicher und privater Volks- und Bürgerschulen, Mittelschulen, Kindergärten u. dgl. von morgen Donnerstag an auf drei Wochen. Ferner wurde auch die Schließung der Kinos für die gleiche Zeitdauer verfügt. M2: Aus: Arbeiterwille, Graz, 11.10.1918. M3: Unbekannt: Krankenlager der US-Armee. Fotografie, Kansas 1918 Pandemiebekämpfung 2020 Als 2020 in Europa erste Infektionen mit dem Coronavirus auftraten, setzten die einzelnen Staaten unterschiedliche, teils drastische Schutzmaßnahmen. In Österreich wurden im März 2020 strikte Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen sowie Schulschließungen eingeführt. Cafés, Restaurants und jene Geschäfte, die keine Versorgungsaufgaben hatten, wurden geschlossen. Das Tragen eines Mund- Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum wurde verpflichtend eingeführt. M4: Tobias Steinmaurer: FFP-2 Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien. Fotografie, 2021 Soziologe Alexander Bogner über eine Lehre aus der Corona-Pandemie (21. Dezember 2023) In der Corona-Krise war das Vertrauen der Bevölkerung in Medien, Wissenschaft und Regierung zunächst hoch. Vertrauensverluste drohen, wenn breite, ergebnisoffene Debatten fehlen, politische Maßnahmen nicht gut kommuniziert werden und Medien, Wissenschaft und Politik den Eindruck erwecken, in Symbiose zu leben. M5: Österreichische Akademie der Wissenschaften: ÖAW-Coronastudie zeigt Lehren für künftige Krisen auf, Online auf: https://www.oeaw.ac.at , 17.04.2024 Jetzt bist du dran: 1. Recherchiere im Internet, z. B. auf www.gesundheit.gv.at. oder www.sozialministerium.at, welche Hygieneregeln heute während der saisonalen Grippewelle empfohlen werden, und vergleiche sie mit jenen in M1. 2. Diskutiert in der Klasse, wann Maßnahmen wie in M2 gerechtfertigt sind und wann sie das Menschenrecht auf Freiheit, auf Bildung oder ähnliches einschränken. 3. Erarbeite in Bezug auf das in M3 dargestellte Krankenlager mögliche Maßnahmen, um unter kriegsbedingter Materialknappheit die Verbreitung von Viruserkrankungen zu verhindern. Berücksichtige dabei auch den möglichen Wunsch von Kranken nach Rückzug. 4. Recherchiere im Internet weitere Masken, die in der Vergangenheit zum Schutz vor Krankheiten aufgesetzt wurden, und vergleiche diese sowie jene auf M4 hinsichtlich ihrer möglichen Wirksamkeit. 5. Entwickle aus dem Studienergebnis M5 mindestens drei Ideenvorschläge für Politiker/innen, Wissenschaftler/innen oder Medien bezüglich eines besseren Umgangs mit zukünftigen Krisen. 6. Diskutiert in der Klasse eure Erfahrungen mit den Coronamaßnahmen und wie ihr aufgetretene Schwierigkeiten gelöst habt. 7. Beurteile, inwiefern sich die Pandemie der Spanischen Grippe mit heutigen Pandemien wie Corona vergleichen/nicht vergleichen lässt. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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