85 Der polnische Einfluss auf das unter der Herrschaft des Deutschen Ordens stehende Preußen führte zum sogenannten Dreizehnjährigen Krieg, der 1466 damit endete, dass der Deutsche Orden die Oberhoheit Polens über Preußen anerkannte. Die Adelsrepublik von 1569 Aufgrund der Doppelherrschaft über Polen und Litauen musste der Herrscher mit den Ständen eng kooperieren. Daraus entwickelte sich gegen Ende des 15 Jh. eine eigene Kammer der Abgeordneten der Stände im Sejm, dem Reichstag der beiden Länder, und es kam 1505 zur Verschriftlichung der Rechte der Stände. In der Verfassung Nihil Novi (Nichts Neues) wird den Abgeordneten das Recht der Gesetzgebung zugesprochen. Allerdings verschlechterte sich dadurch die wirtschaftliche und rechtliche Lage der Bauern, da die Grundherren vom König mehr Macht zugesprochen bekamen. Um die beiden Reichsteile enger aneinander zu binden, wurde beim polnisch-litauischen Sejm 1569 beschlossen, beide Länder zu einer unteilbaren und gemeinsamen Republik unter einem vom Reichstag gewählten Herrscher zu vereinen. Mit dem Tod des letzten Königs der Jagiellonen 1572 kam es zur Einführung des Wahlkönigtums. Der 3. und 4. Artikel aus der Unionsurkunde von Lublin 1569 3. Dass das Königreich Polen und das Großfürstentum Litauen nun einen untrennbaren und einheitlichen Körper bilden, und ebenso eine einheitliche, einzige und gemeinsame Republik, die sich aus zwei Staaten und Nationen zu einem Volk zusammengefügt und verbunden hat. 4. Und dass dieser doppelten Nation nun für ewige Zeiten ein Haupt, ein Herr und ein gemeinsamer König gebieten soll, der mit den gemeinsamen Stimmen von Polen und von Litauen gewählt wurde, wobei der Ort der Wahl in Polen liegen soll, und der dann in Krakau zum König von Polen gesalbt und gekrönt werden wird. Dessen Wahl soll nach dem Privileg Alexanders (Jagellonischer König 1501– 1506) durch die Abwesenheit einer Seite nicht verhindert werden, weil die Pflicht besteht, dass die Räte und alle Stände der Krone Polen und des Großfürstentums Litauen eingeladen werden müssen. M2: Union von Lublin. Online auf: https://cbhist.pan.pl (23.4.2023) Der Warschauer Religionsfrieden 1572 Die Bevölkerung des Doppellandes bestand aus unterschiedlichen ethnischen Gruppen und so waren in Polen-Litauen Katholizismus, Protestantismus, Orthodoxie, Judentum und Islam als Konfessionen vertreten. Die Ereignisse der Reformation und der Gegenreformation in Europa im 16. Jh. bewegten den polnischen Adel 1573, während einer Tagung im Sejm, den Warschauer Religionsfriedensvertrag zu schließen. Dieser sicherte allen Konfessionen im Herrschaftsgebiet gleiche Rechte zu, sofern man dem Adels- und Bürgerstand angehörte. Der Bauernstand war von dieser Regelung ausgenommen. Obwohl in weiterer Folge einige Wahlkönige den Einfluss der katholischen Religion auszuweiten versuchten, blieb Polen-Litauen im 16. und 17. Jh. ein Vorbild für Glaubensfreiheit, was dazu führte, dass sich in dem Land das wichtigste Siedlungszentrum der Juden in Europa bildete. Militärische Konflikte prägen das 17. Jh. Das Gebiet von Livland, welches auf dem Gebiet des heutigen Lettland und Estland lag, fiel nach einer Auseinandersetzung mit Schweden und Russland 1629 großteils an Schweden. Die von Kosaken (= freie Reiterverbände) bewohnten Gebiete Polen-Litauens erhoben sich 1648 erneut und boten Russland 1654 die Oberhoheit an. Russland erklärte daraufhin Polen-Litauen den Krieg, besetzte fast das ganze Großfürstentum Litauen und trat das Gebiet an das am Krieg beteiligte Schweden ab. Durch die Schwächung Polen-Litauens konnte das Herzogtum Preußen 1657 seine Souveränität erlangen. Die schwedische Besatzungsmacht wurde wieder aus Litauen zurückgedrängt und zehn Jahre später war auch das von Russland besetze Gebiet bis zum Dnjepr zurückerobert. In der folgenden Phase des Friedens war Polen-Litauen militärisch gestärkt, sodass der 1674 gewählte König Jan III. Sobieski den habsburgischen Kaiser 1683 mit eigenen Truppen bei der Beendigung der Belagerung Wiens durch das osmanische Heer unterstützen konnte (s. S. 156 f.). Die Wirtschaft Polen-Litauens erholte sich allerdings nur schwer von den Zerstörungen der Kosakenkriege und der schwedischen Besatzung. Schätzungen gehen in manchen Regionen von einem Drittel zerstörter Dörfer und Städte aus. Dadurch konnte Polen-Litauen finanziell nicht mehr mit der Größe der Heere anderer Staaten mithalten. Zwischen Preußen, Russland und Österreich Bei der Königswahl 1697 wurde der sächsische Kurfürst August gewählt, der mit einer Katholisierung des Landes begann. Daraufhin erklärte sich Preußen zur Schutzmacht der Protestanten und Russland zur Schutzmacht der orthodoxen Christen. 1700 trat Polen-Litauen unter August in den Nordischen Krieg ein, aus dem das Land politisch geschwächt hervorging. Bei der Königswahl 1733, mischten sich Frankreich, Preußen, Österreich und Russland ein. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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